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„Eifeler Schnüss“ im Kölner Karneval

Ne Jeck im Rähn“ alias Björn Wassong aus Weyer wurde von der Nachwuchsakademie des Festkomitees Kölner Karneval entdeckt – Dreijährige Ausbildung zum professionellen Büttenredner

Mechernich-Weyer – Seit 13 Jahren steht Björn Wassong, Präsident der KG Weyerer Blömche, als „Ne Jeck im Rähn“ im Südkreis Euskirchen in der Bütt. Jetzt ist ein Traum für ihn wahr geworden: die Nachwuchsakademie des Festkomitees Kölner Karneval hat ihn entdeckt und unter Vertrag genommen. In Coachings über insgesamt drei Jahre soll das „Oberblömche“ in Köln zu einem professionellen Büttenredner geformt werden.

Seinen Auftritt am 25. Oktober im Kölner „Alten Wartesaal“ am Hauptbahnhof wird Björn Wassong so schnell nicht vergessen. „Der erste Witz hatte sofort gesessen“, erinnert sich der 37-Jährige an den Vorstellabend des Literarischen Komitees des Festkomitees Kölner Karneval. Am Ende seines Auftritts als „Ne Jeck im Rähn“ gab es für den Weyerer Büttenredner Standing Ovations von 400 Zuschauern, darunter viele Experten, die es wissen müssen: Vereins-Präsidenten, Kölner Garden, Literaten aus den großen Karnevalsgesellschaften. So urteilt auch das Internet-Portal Kölsche-Fastelovend.de, der Auftritt von „Ne Jeck im Rähn“ sei „der Startschuss für «den» neuen Top-Redner im Kölner Karneval gewesen.

Im bürgerlichen Leben ist Björn Wassong verheiratet, beim Bundesvermögensamt in Köln beschäftigt und Ortsvorsteher von Weyer. Wie er es auf die Kölner Bühne geschafft hat, erscheint ihm immer noch wie ein kleines Wunder. „Das war wohl ein Ergebnis der Damensitzung in Mechernich“, mutmaßt er. An den umjubelten Auftritt am 3. Februar vor 1000 jecken Frauen in der Mechernicher Mehrzweckhalle kann er sich noch gut erinnern. „Davon hatte ich immer geträumt: Einmal bei der Damensitzung in Mechernich auf der Bühne stehen!“

Was Björn Wassong damals nicht wusste: Im Publikum hatte ein aus Köln angereister Talent-Scout seinen Auftritt verfolgt. Horst Müller, einer der Geschäftsführer der in der Karnevalsszene bekannten Agentur „alaaf.de“, ließ sich daraufhin von der Prinzengarde Mechernich die Kontaktdaten des „Jeck im Rähn“ geben.

Und dann ging es ziemlich schnell: Schon im April wurde der Weyerer zum Vorsprechen in die Akademie des Festkomitees nach Köln eingeladen: „Ich war nervös, es wurde ziemlich rumgemäkelt“, erinnert er sich. Die Jury schlug ihm vor, auf das geschwurbelte Kölsch zu verzichten und stattdessen auf sein Weyerer Platt zu vertrauen. Seine Bühnenpräsenz galt als „optimierbar“ – und der Regenschirm, eines der Markenzeichen des „Jeck im Rähn“, wurde gleich ganz verboten: Den habe schon der „Weltenbummler“ alias Gerd Rück in der Bütt dabeigehabt, das gehe also nicht. Die Markenzeichen von „Ne Jeck im Rähn“: Gelber Friesennerz und gelbe Regenkappe sowie eine mit blauen Regentropfen bedruckte, weiße Clownshose.

Quietschgelb: Friesennerz und Regenkappe sind die neuen Markenzeichen des Kostüms von „Ne Jeck im Rähn“, der von Weyer aus (im Hintergrund) auf die großen Kölner Bühnen unterwegs ist. Foto: Lorena Krämer/pp/Agentur ProfiPress

Drei Jahre Ausbildung

Insgesamt konnte Björn Wassong die Experten von seinem Potenzial überzeugen. Inzwischen hat er mehr als ein Dutzend Mal die Coachings in der Nachwuchsakademie besucht, die für ihn kostenlos sind. Drei Jahre dauert die Ausbildung in Köln, unter anderem sind zwei Ensemblemitglieder des Kölner Scala-Theaters als Trainer engagiert.
Sprechtraining, Atemtechnik, Mimik, Gestik, Spannungsaufbau einer Rede, Vortragsgestaltung, Bühnentechnik – sogar Vermarktungsstrategien stehen auf dem Stundenplan in der Akademie.

Bisher habe er seine Reden „ehrlich gesagt immer erst eine Woche vor dem ersten Auftritt geschrieben“, gibt der Präsident der KG Weyerer Blömche zu. Diese Zeiten sind jetzt vorbei: Jetzt wird zusammen mit den Profis an jedem Wort und jeder Pointe gefeilt, bis alles perfekt ist. Testläufe des Einstudierten finden in Kölner Kneipen statt – und eben einmal im Jahr bei der großen Vorstellrunde. Sie dient vor allem dazu, die jecken Nachwuchskräfte mit den Agenturen und Vertretern der großen Kölner Karnevalsgesellschaften in Kontakt zu bringen.

So wurde Björn Wassong jetzt schon über das große Netzwerk des Festkomitees für einige neue Auftritte gebucht. Darunter auch eine ganz besondere Bühne für Kölner Karnevalisten – wenn auch mit mehr als einem Jahr Vorlauf: „Am 23. Januar 2021 trete ich im Sartory auf“, so der Weyerer. Zwar nicht im ganz großen Saal – aber immerhin.  Nach dem „Tusnellche“ alias Annemie Brendt aus Ederen (Kreis Düren) und „Botz un Bötzje“ alias Hans-Dieter Möseler und Rainer Krewinkel aus Hellenthal, ist Björn Wassong der nächste Jeck aus der Eifel, der es im Kölner Karneval weit schaffen kann.

In der offiziellen Vorstellbroschüre des Literarischen Komitees für die Session 2020 heißt es jetzt: „»Ne Jeck im Rähn« – Die »Eifeler-Schnüss« im rheinischen Karneval. Nicht nur aufgrund seines quietschgelben Friesennerzes eine auffällige Erscheinung, auch seine Geschichten und Verzällcher uss em Levve haben es in sich. Ob Oma und Opa, sing Frau oder singe beste Fründ Hahne Hermann, keiner ist vor ihm sicher und das immer mit einer großen Portion Selbstironie. Er lässt mit seiner traditionellen Büttenrede bestimmt keinen im Regen stehen.“

Aber bitte ohne Regenschirm… Und so wird Björn Wassong künftig eine weitere Pointe in sein Programm einbauen können, deren Bedeutung nur die Wenigsten kennen: „In Köln – da han se mir dä Schirm jeklaut!

pp/Agentur ProfiPress