„Tränen vieler Mütter und Väter“
Maria mit dem getöteten Jesus auf dem Schoß diente beim Kallmuther „Schmerzensfreitag“ als Grundlage der Hoffnung für die Menschen von heute – Volles liturgisches Programm mit Thomas Schlütter, Klaus Hövel, Ulrich Clancett, Gerhard Mayr-Reineke, Erik Pühringer, Felix Dörpinghaus, der Chorgemeinschaft Kallmuth-Weyer und dem Rhythmusensemble „Kakus Vokale“
Mechernich-Kallmuth – In der Kallmuther Pieta, zu der es am „Schmerzensfreitag“ rund 500 Pilger aus der ganzen Region zog, erblickte der Schleidener Pfarrer Thomas Schlütter nicht nur „das Weinen der Gottesmutter, die um ihren Sohn trauert“, sondern auch „das Weinen und den Schmerz unzähliger Frauen und Männer – Mütter und Väter, die durch die Geschichte hindurch bis heute um ihre Liebsten trauern.“


Schlütter und Diakon Klaus Hövel eröffneten vergangenen Freitag in der Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Georg in Kallmuth einen bewegenden Pilgertag, der dieses Jahr unter dem Motto stand „Maria, unsere Hoffnung“. „Eine Hoffnung die uns sagt, dass da ein Gott ist und dass dieser Gott mit uns geht“, so Thomas Schlütter, der Leitende Pfarrer des Pastoralen Raumes Schleiden/Hellenthal: „Er ist bei uns auf allen Pilgerwegen unseres Lebens.“

Der Freitag nach dem dritten Fastensonntag übt nach wie vor Anziehungskraft auf die Gläubigen aus der Umgebung aus – einige Pilgergruppen legen den Weg nach Kallmuth sogar zu Fuß zurück, andere kommen mit dem Auto oder mit dem Fahrrad, um vor dem Gnadenbild mit der Gottesmutter und dem getöteten Jesus zu beten. Das Gottesdienstprogramm war einmal mehr reichhaltig.
„Stachelbeertorte mit Sahne“
Angefangen mit der Frühmesse Schlütters um 8.30 Uhr, die der Gemünder Diakon Klaus Hövel in Vertretung für seinen erkrankten Mechernicher Mitbruder Manni Lang assistierte, über den Kreuzweg, den ebenfalls Klau Hövel vorbereitet hatte, über das Festhochamt mit dem Gastprediger, dem Mönchengladbacher Regionalvikar Ulrich Clancett bis hin zur Stillen Anbetung, einer Andacht mit Gerhard Mayr-Reineke und Sakramentalem Segen durch Diakon Hövel und der schwungvollen Abendmesse mit dem Leitenden Mechernicher Pfarrer Erik Pühringer, Pastoraler Raum „St. Barbara“, und dem von Uli Schneider geleiteten Weyerer Rhythmuschor „Kakus Vokale“ erstreckte sich das liturgische und spirituelle Angebot.


Es bestand Beichtgelegenheit und im Dorfgemeinschaftshaus „Alte Schule“ bewirteten die Kallmuther Frauen die Wallfahrer mit Essen und Trinken. „Es war einmal mehr ein auch klimatisch und atmosphärisch wunderbarer Wallfahrtstag, an dem viele mitgewirkt haben“, resümierte am Ende Ortsbürgermeister Robert Ohlerth.

Ulrich Clancett, Regionalvikar in Mönchengladbach, knüpfte in seiner Predigt an die Legende um das Kallmuther Gnadenbild an, das im 16. Jahrhundert auf wunderliche Weise in einem Dornenstrauch an der örtlichen Burg aufgefunden worden sein soll. Mit niederrheinischem Charme und theologischer Deutungskraft machte Clancett einen „Stachelbeerstrauch“ daraus, dessen herbe Früchte man in Tortenform leichter mit einer ordentlichen Portion Schlagsahne genießen könne.
„Wasser in Wein verwandelt“
Er verglich die Kallmuther Pieta mit der Skulptur eines Bildhauers im Grödnertal, der den biblischen Sachverhalt künstlerisch gespiegelt hat, als er Maria auf dem Schoß des sterbenden Jesus darstellte. Ulrich Clancett schlug einen Bogen: „Die Statistikzahlen deuten auf den Untergang der Kirche hin, aber der sterbende Jesus trägt Hoffnung auf Auferstehung und gibt Kraft.“ Jeder Pilger sei aufgerufen, diese Hoffnung in sich zu tragen und weiterzugeben, wenn er die Kallmuther Wallfahrtskirche verlasse und in den sonnigen Tag gehe.


In seiner Abschlusspredigt ging der Leitende Mechernicher Pfarrer Erik Pühringer auf Jesu erstes Wunder auf der Hochzeit zu Kana ein. Eher unwillig wandelt der bis dahin unauffällig lebende Zimmermannszögling Wasser zu Wein, nachdem seine Mutter Maria alles zum Wohle des Brautpaars und seiner Gäste geschickt eingefädelt hat: „Maria bereitet alles vor, damit Jesus wirken kann. Sie ist die Hoffnung auf Gottes Hilfe, unsere Fürsprecherin.“

„Hoffnung ist aber nicht Gewissheit“, so Pühringer weiter: „Wir brechen einen Pilgerweg an in der Hoffnung, das Ziel auch zu erreichen. Meistens gelingt es, sicher sind wir aber nie, oft ist das Ziel ganz anders als gedacht und erhofft. Maria gibt uns Hoffnung, doch letztlich bereitet sie lediglich den Weg, damit ein anderer – Jesus – ankommen kann.“


Das Festhochamt wurde unter Mitwirkung der Kirchenchöre Kallmuth und Weyer unter Stefan Weingartz in Konzelebration Ulrich Clancetts aus Jüchen mit den Mechernicher Pfarrern Erik Pühringer und Felix Dörpinghaus gefeiert. Im abendlichen Gottesdienst Pühringers sang der Chor „Kakus Vokale“ unter der Leitung von Ulrich Schneider.
pp/Agentur ProfiPress