Darum sollte es Polizeikatzen geben
Zugewanderte Grundschüler lernen erst den Wortschatz, um ihn dann in konkreten Situationen anzuwenden – So werden sie vom Roten Kreuz im Kreis Euskirchen fit gemacht in Deutsch – Auftraggeber dieser Ferien Intensiv Trainings (FIT) sind Städte und Gemeinden
Euskirchen/Mechernich – Es ist ein typischer Ferienmorgen im Euskirchener Mehrgenerationenhaus des Roten Kreuzes. Im ersten Stock sitzen Grundschüler mit ganz unterschiedlicher Zuwanderungsgeschichte an einem großen Tisch und lernen Deutsch. Da am Nachmittag der Besuch von zwei Polizeibeamten ansteht, geht es vor allem um den Wortschatz, der mit der Polizei zu tun hat.
„Ich wollte wissen, welche Tiere denn so bei der Polizei arbeiten“, berichtet Thomas Weber. Die Antwort eines Schülers habe den Mitarbeiter des Rotkreuz-Teams Migration/Integration dann doch überrascht. „Eine Polizeikatze“, äußerte der Junge sehr überzeugend und begründete auch, wie er zu dieser Aussage kommt. Katzen könnten die Einbrecher gut hören, sie könnten sie im Dunkeln sehr gut sehen, sie könnten zudem sehr gut riechen und seien sehr schnell und gut im Klettern.
Abgesehen davon, dass wohl noch keine Katze in den Diensten der Polizei steht, verbucht Thomas Weber diesen Dialog als großen Erfolg. Denn der Schüler hat über seine Fantasie und seine konkrete Auseinandersetzung mit dem Thema Polizei ganz intuitiv die deutsche Sprache genutzt und den Sprachgebrauch gefestigt. Und genau darauf zielt das „Ferien Intensiv Training – FIT in Deutsch” ab.
Angebot ausgeweitet
Seit 2018 führt das DRK im Kreis Euskirchen dieses Ferienprogramm durch. Auftraggeberin ist die Stadt Euskirchen. Diese beantragt die Förderung beim Ministerium für Schule und Bildung des Landes NRW, führt das Anmeldeverfahren durch und beauftragt die Integrationsagentur des DRK mit der operativen und inhaltlichen Durchführung des Kurses. Suzana Kilickeser ist seit Ende 2022 mit an Bord. Die Mitarbeiterin des Kommunalen Bildungs- und Integrationszentrum (KoBIZ) des Kreises Euskirchen gestaltet in Kooperation mit der Integrationsagentur die Kurse inhaltlich, didaktisch und organisatorisch mit.
Durch die gute Zusammenarbeit konnte das Kursangebot des DRK inzwischen deutlich ausgeweitet werden. Bereits in den Osterferien konnte ein zweiter Kurs eingerichtet werden, auch jetzt in den Sommerferien gab es zwei Angebote.
Die Nachfrage nach dem kostenfreien Angebot, bei dem es täglich auch ein Frühstück und Mittagessen gibt, ist auch weiterhin hoch. Denn die Kinder lernen in den Kursen nicht nur Deutsch, sondern sie genießen gleichzeitig ein Ferienprogramm. Dazu zählt der bereits erwähnte Besuch von Polizisten, inklusive einer aufregenden Frage-Antwort-Runde und einem anschließenden Verkehrssicherheitsrundgang.
Trickfilm erstellt
Auch die Stadtbibliothek Euskirchen wurde erkundet. Hier hatten die Schüler, die aus Syrien, dem Irak, Nigeria, Rumänien, Moldawien, Polen, aus der Ukraine, Eritrea, Libanon oder dem Iran stammen, die Möglichkeit, eine mehrsprachige Geschichte parallel zu einem Stummfilm zu lesen und in Kleingruppen einen kurzen Trickfilm mit der „Stop Motion“-Technik zu erstellen.
Spannend war auch der Besuch bei den Rettungssanitätern des DRK im Kreis Euskirchen. Dort erfuhren die Kursteilnehmer einiges über die Arbeit einer Notfallsanitäterin und konnten einen Rettungswagen einmal ganz genau unter die Lupe nehmen. Ein ganztägiger Ausflug in den Hochwildpark Rheinland ist ein weiterer Höhepunkt.
Einer, der nicht alleine dem Spaß dient. Denn die Deutschförderung nach dem „Icelandic Village Konzept – language learning in the wild“ nutzt genau diese positiven Erlebnisse. Im sicheren Umfeld üben engagierte und geschulte Sprachlernbegleiter mit den Kindern den Wortschatz für konkrete Themen ein, um die gelernten Wörter und Sätze dann in realen Situationen gemeinsam in der Gruppe anzuwenden und selbstwirksam zu erfahren.
„Es ist einfach toll zu sehen, wie groß die Fortschritte sind, die die Kinder in diesen Gruppen machen“, betont Suzana Kilickeser. In der Schule gehörten sie aufgrund ihrer Sprachbarrieren meist zu den schwächeren Schülern. „In den Ferienkursen unter Gleichgesinnten trauen sie sich mehr zu und tauen in den kleinen Gruppen sehr schnell auf“, so die KoBIZ-Mitarbeiterin. So werden die Kinder gestärkt für das Lernen in der Schule, für den außerschulischen Alltag und somit auch für eine gelingende Integration.
Beratung für Kommunen
Daher sind Thomas Weber und Suzana Kilickeser auch sehr froh darüber, dass neben der Stadt Euskirchen inzwischen auch die Gemeinde Weilerswist den Mehrwert dieser FIT-Kurse erkannt hat. Dort fand in den Osterferien der erste Kurs statt, in den Sommerferien wurde der zweite Kurs erfolgreich durchgeführt.
Für das engagierte Duo steht fest, dass die FIT-Kurse den zugewanderten Kindern richtig guttun. Daher würden sie sich freuen, wenn sich künftig auch andere Kommunen beteiligen würden. Für weitere Informationen und Beratungen dazu steht Thomas Weber unter Telefon (02251) 107921 oder per Mail unter tweber@drk-eu.de gerne zur Verfügung. Und vielleicht kommen ja die Kinder in anderen Kommunen auch noch auf gute Ideen, welche Tiere bei der Polizei arbeiten sollten.
pp/Agentur ProfiPress