Prachtschloss blieb unvollendet
Bert Schallenberg erinnert an ungewöhnliche Baupläne aus der Gehner Vergangenheit – Nicht kleckern, sondern klotzen wollte Herzog Leopold Philipp, kaiserlicher Feldmarschall und Geheimer Staatsrat im Jahre 1747
Mechernich-Gehn – Gehn ist ein beschauliches Dörfchen – doch einst gab es große Pläne: Mitten im Ort sollte ein herrschaftliches Prachtschloss entstehen. Der Herzog und kaiserlicher Feldmarschall Leopold Philipp hatte sich den heutigen Mechernicher Vorort auserkoren, der seinerzeit aus gerade mal 14 Häusern bestand.
Entwürfe für den prachtvollen Prunkbau waren gezeichnet, erste Gebäudeteile sogar bereits errichtet. Die Burg sollte über die heutige Bundesstraße 477 errichtet werden. Doch die herrschaftlichen Pläne wurden nie vollendet, alles kam anders, wie Bert Schallenberg, Ur-Gehner, zu berichten weiß: „Das Schloss ist letztlich nie ganz vollendet worden.“
Wer heute mit wachen Augen auf der Bundesstraße durch den 173-Einwohner-Ort fährt, kann sogar noch vier der markanten Bauten rechts und links des Weges entdecken.
Ursprünglich wollte der Arenberger Herzog eine symmetrisch aufgezogene Wohnanlage bauen lassen. Nicht kleckern, sondern klotzen, war aus seiner Sicht angesagt. Auf den überlieferten Plänen sind ein großes herrschaftliches Wohngebäude sowie zwei Wirtschaftsgebäude rechts und links zu sehen, in denen die Bediensteten untergebracht werden sollten.
Komplettiert werden sollte das Schloss-Ensemble durch einen großzügigen Innenhof, zwei Pavillons, eine Remise und genügend Pferdeställe. Große Teiche sollten den parkähnlichen Charakter verstärken. Doch damit nicht genug.
„Zusätzlich hatte er eine Allee vorgesehen, die schnurstracks nach Kommern führen sollte“, berichtet Schallenberg aus der Historie. Eine gute Verbindung war praktisch im Alltag für den Schlossherrn, denn in Kommern stand das Finanzamt der Arenberger.
Der Bau wurde tatsächlich ab 1747 begonnen. Allerdings starb Leopold Philipp bevor er das Schloss-Projekt beenden konnte. Sein Sohn brachte später drei Brabanter Kolonisten in den Häusern unter. Schallenberg: „Die hielten es allerdings wohl nicht lange aus in Gehn, munkelt man im Dorf.“
Dass der Feldmarschall gerade in Gehn bauen wollte, ist eher dem Zufall zu verdanken: Als er aus den Niederlanden durch die Franzosen vertrieben wurde, erinnerte er sich an seine Besitztümer in Deutschland – und kurzerhand wurde das kleine Örtchen zwischen Kommern und Schwerfen für die Residenz ausgewählt.
In Gehn wird heute noch Gemeinschaft großgeschrieben, so veranstaltet der örtliche St.-Josefs-Bauverein alljährlich sein Dorf- und Kapellenfest. Der Erlös kommt je zur Hälfte dem Ort und dem Gotteshaus zugute.
Und so mancher wird sich doch mal zwischendurch fragen: Was wäre wohl aus Gehn geworden, wenn der Herzog doch seine Pläne vollendet hätte….
pp/Agentur ProfiPress