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Boden wird abgetragen

Bebauungsplan „Tagesklinik – Auf der Wäsche“ wird im Stadtentwicklungsausschuss beraten – Hohe Bleibelastung auf dem Areal – Bürgerinitiative zeigt sich begeistert von den Schutzmaßnahmen und will sich zurückziehen

Mechernich – Die Stiftung Marien-Hospital Euskirchen will „Auf der Wäsche“ in Mechernich eine psychiatrische Tagesklinik errichten. Geplant ist eine Klinik mit 20 Plätzen für Erwachsene. Der Bebauungsplan soll im Ausschuss am Dienstag 10. März, beraten werden.

Der Bebauungsplan „Auf der Wäsche“ wird kommenden Dienstag, 10. März, ab 17 Uhr im Stadtentwicklungsausschuss der Stadt Mechernich beraten. Auf dem Gelände (hinten rechts im Bild) will das Euskirchener Marienhospital eine Tagesklinik für therapeutische Betreuung errichten. Luftbild: Markus Vitt/pp/Agentur ProfiPress

Journalistin Julia Reuß greift aktuell die bereits schon bekannte hohe Bleibelastung auf dem Areal auf. Sie berichtete in der Ausgabe vom 4. März im „Kölner Stadt-Anzeiger“ und „Kölnische Rundschau“: „4380 Milligramm pro Kilogramm Erde“, so hoch sei die Bleibelastung im Plangebiet „Auf der Wäsche“. Der Wert sei das Ergebnis einer Detailuntersuchung des Gebietes im Oktober 2019. Damit liege die Bleibelastung dort um mehr als ein Zehnfaches über dem Prüfwert für Wohngebiete. Dieser betrage 400 Milligramm pro Kilogramm, so Reuß.

Schutzmaßnahmen

Der Wert in dem Areal sei sehr hoch, bestätigte ihr Stadtplaner Thomas Schiefer. Das war für die Stadt nicht überraschend, denn hier gab es schon die entsprechenden Hinweise auf der Bleibelastungskarte. Bereits der Flurname „Auf der Wäsche“ deute darauf hin, dass dort vor Jahrhunderten im Rahmen des Alt-Bergbaues „Auf der Hardt“ im Eigenlöhnerbetrieb Bleierz vom Ausgangsgestein getrennt wurde.

Und zwar mit Hilfe der so genannten Beutelkorbwirtschaft, einem Erzwäscheverfahren, bei dem große Mengen Restblei im vorgeblichen Ausschussmaterial an Ort und Stelle verblieben. Das noch stark bleihaltige Restmaterial sei auf der Fläche verblieben bzw. auf die Fläche aufgetragen worden.

Deshalb sei, so der Stadtplaner weiter, eine umfangreiche Schutzmaßnahme geplant. Im Falle eines so hohen Wertes gebe es demnach zwei Möglichkeiten. Entweder man schütte den Boden mit unbelasteter Erde auf oder man trage den belasteten Boden ab. Im Falle des Plangebiets für die Tagesklinik habe man sich laut Reuß für Letzteres entschieden.

So soll eine Schicht von mindestens 35 Zentimetern abgetragen werden. Dann werde der Boden mit einem Vlies abgedeckt und unbelastete Erde darauf geschüttet. Durch das Vlies könne kein belasteter Boden ausgebuddelt werden. Die Realisierung der Schutzmaßnahme soll von der Unteren Bodenschutzbehörde kontrolliert werden.

Wie teuer das Ganze werde, sei noch nicht klar. Die Stadt wolle sich in dem Punkt aber mit den Investoren der Tagesklinik „arrangieren“. Das Areal ist nicht das einzige bleibelastete Gebiet in Mechernich, sagte Schiefer gegenüber der Journalistin: „Es geht jetzt generell um die Frage, wie geht man damit um.“ Denn eine einfache Lösung für das gesamte Stadtgebiet gebe es nicht.

Lösungen im Baukastensystem

Schiefer führte demnach weiter aus: Zurzeit werde ein Gutachten erstellt, das die Stadt in Auftrag gegeben hat. Ziel sei es, Lösungen im Stile eines Baukastensystems zu entwickeln, das dann auch in anderen Gebieten anwendbar sei. Denn Mechernich sei bundesweit keinesfalls die einzige Kommune mit der Problematik. Das Gutachten befinde sich derzeit in der finalen Phase.

Auch wenn die Bürgerinitiative hochzufrieden sein soll: „Das Thema Blei wird uns noch lange begleiten“, sagte Mechernichs Stadtplaner Thomas Schiefer der Rheinischen Redaktionsgemeinschaft. Foto: Archiv/pp/Agentur ProfiPress

Künftig werde dann bei jedem neuen Baugebiet untersucht, ob der Bleigehalt die Prüfwerte überschreite. Grundsätzlich bedeute ein höherer Wert aber noch nicht, dass er bedenklich sei. Zunächst müsse dann überprüft werden, ob und wie gefährlich der Bleigehalt im Boden sei. Dann werde von Fall zu Fall über das weitere Vorgehen entschieden.

„Das hängt immer von dem Vorhaben der Leute ab“, zitiert Reuß den Stadtplaner. In manchen Fällen könne es reichen, Rollrasen zu verlegen, in anderen müsse eventuell mehr getan werden. Den Boden abzutragen und mit unbelasteter Erde aufzuschütten, sei dabei die maximale Schutzmaßnahme. Für das Plangebiet „Auf der Wäsche“ gebe es daher Überlegungen, den belasteten Boden als Lärmschutzwall zur B 477 hin aufzuschütten. Dabei würde der Boden ebenfalls von einem Vlies und unbelasteter Erde sowie Pflanzen eingekapselt.

Bürgerinitiative begeistert

Laut Reuß zeigte sich die „Bürgerinitiative für ein lebenswertes Mechernich“ begeistert von der geplanten Schutzmaßnahme rund um den Bau der Tagesklinik. „Das ist das Optimum, das ist perfekt“, zitiert sie einen Sprecher.

Reuß weiter: Die Initiative beschäftige sich seit Jahren mit dem Thema Blei und hatte immer einen transparenten Umgang der Stadt damit gefordert. Ihr Ziel sei es immer gewesen, eine Sensibilität für die Blei-Problematik zu schaffen, sagte ihr der Sprecher. Das sei nun erreicht. Im Prinzip könne sich die Initiative nun zurückziehen.

Für die Stadt gelte das nicht, so Reuß. Das Thema Blei, so habe Schiefer ihr gesagt, werde sie wohl noch lange begleiten.

pp/Agentur ProfiPress