Kunst als öffentliche Angelegenheit
Künstler Hubert Schmitt residiert im einstigen Feuerwehrhaus – Erste Erwähnung Lessenich im Jahr 1023 – Burg Zievel seit Jahrhunderten bedeutsam für das 387-Einwohner-Dorf
Mechernich-Lessenich – „Für mich ist es zu Hause am schönsten“, erzählt der in Lessenich lebende Hubert Schmitt. Und dass der Künstler ein ganz besonderes Zuhause hat, ist unbestreitbar. „Ursprünglich war das mal das Feuerwehrgerätehaus von Lessenich“, verrät er. „Fünf Jahre lang haben wir ein geeignetes Haus gesucht, in dem ich mein Atelier einrichten kann. Bis wir dann den Tipp bekamen, dass das ehemalige Feuerwehrgerätehaus in Lessenich zu erwerben sei“, berichtet Hubert Schmitt. 2002 kauften er und seine Frau das Haus.
Heute verfügt Hubert Schmitts „Atelierhaus“ über mehrere Etagen. Plastiken, Entwürfe und Modelle sind in jedem Stockwerk zu bewundern. An den Wänden entdeckt man in Blei getriebene Bilder. „Die Bleibilder haben für mich einen Bezug zur Region um Mechernich, wo Jahrhunderte lang Blei abgebaut wurde“, sagt Schmitt.
Es ist jedoch nicht nur die Kunst, die das Atelierhaus zum Lieblingsplatz des Künstlers macht. „Wenn ich aus dem Fernster schaue, die Aussicht über den Ort und zur Burg Zievel genieße und Pferde auf der Weide beobachte, dann weiß ich warum ich das Leben auf dem Land liebe“, schwärmt Schmitt.
Die Symbiose zwischen Kunst und Natur verdeutlichte er unter anderem mit den Ausstellungen „Lessenich-privART“, die er 2011, 2013 und 2015 initiierte. Dabei stellten befreundete Künstler und er selbst in den Gärten und Höfen Lessenicher Einwohner aus. „Wir haben die Dorfbewohner angesprochen, ob sie für die Ausstellung ihre Gärten und Höfe öffnen würden. Die Resonanz war beeindruckend, und wir sind mit offenen Armen empfangen worden. Für die Eröffnung stellte der Musikverein Lessenich sogar ein eigens auf die Ausstellung abgestimmtes Musikprogramm zusammen“, sagt Schmitt. „Viele Menschen haben durch die Aktion einen ganz anderen Zugang zur Kunst bekommen. Kunst ist einfach eine öffentliche Angelegenheit“, sagt der Künstler.
Heute fühlen sich Hubert Schmitt und seine Frau Gerdemie Timm als Teil der Dorfgemeinschaft. „Und das obwohl ich Anfangs noch nicht einmal wusste, was ein Maifest überhaupt sein soll“, sagt Schmitt, der sich selbst als „Immi“ bezeichnet, lachend.
Gründung wohl Ende des 7. Jahrhunderts
Zum Jahreswechsel 2019/20 lebten 387 Menschen in Lessenich, das 1023 als „Liezniha“ und „Lieznih“ erstmals in zwei Urkunden der Abtei St. Maximin in Trier erwähnt wurde, wie Klaus Krüger auf der Internetseite www.lessenich-in-der-eifel.de beschreibt. Archäologische Funde deuten aber darauf hin, dass das Dorf wohl Ende des 7. Jahrhunderts gegründet wurde.
In unmittelbarer Nähe zum Ort befindet sich die Burg Zievel, die als Adelssitz erstmals im Jahr 1107 erwähnt wurde. Der Herr auf Burg Zievel war gleichzeitig der Vogt über die dortigen Güter der Trierer Abtei St. Maximin. „In den folgenden Jahrhunderten wird Burg Zievel dann für den Nachbarort Lessenich so bedeutsam, dass ohne sie einzubeziehen die weitere Geschichte Lessenichs nicht geschrieben werden kann“, heißt es in Klaus Krügers Text. Heute befindet sich auf dem Burggelände ein Golfplatz.
Mitten im Ort befindet sich die Pfarrkirche St. Stephanus, die ab dem 15. Jahrhundert errichtet wurde. Aus Schreiben der Abtei St. Maximin Trier geht aber hervor, dass bereits weitaus früher eine Kirche in Lessenich existiert haben muss. Diese stammte aus Holz und dürfte im 8. Jahrhundert gebaut worden sein. Chorraum und Turm der heutigen Kirche sind die ältesten Teile. Das Langhaus wurde zwischen 1724 und 1734 errichtet.
Bei Wanderern beliebt ist in Lessenich die Quelle am Ortsrand, wo man sich frisches Wasser „zapfen“ kann. Außerdem ist Lessenich Standort eines Waldorfkindergartens.
pp/Agentur ProfiPress