„Wir haben alle einen einzigen Gott“
Communio in Christo feierte mit vielen Gästen „Tag der Begegnung“ samt Eucharistie und „interreligiösem Friedensgebet“ in Mechernich – Vertreter von katholischer, evangelischer und orthodoxer Kirche, Judentum, Buddhismus, und Islam beteten gemeinsam für Frieden in der Welt
Mechernich – „Was ist Frieden?“ Andächtige Stille herrschte in der gut gefüllten Hauskapelle des Mechernicher Ordo Communionis in Christo nach dieser Frage von Vater Roman Horodetskyy. Er gehört der ukrainischen griechisch-katholischen Gemeinde in Aachen an und ist Kaplan in Heimbach. Er stammt aus der Ukraine, im Januar vergangenen Jahres war er noch dort. Dann kam der „schlimmste Tag seines Lebens“. Durch Familie und Freunde hat er die Schrecken des russischen Angriffskrieges auf sein Heimatland direkt erlebt, gehofft, gebangt – und viele ihm liebe Menschen an die sinnlose Gewalt verloren.
„Natürlich ist Friede der Wunsch nach einem Ende des Krieges“, fuhr er fort: „es sind aber auch gute Beziehungen, Ehrlichkeit, der Respekt zu Anderen, Gutes zu wünschen und auch zu tun. Liebe, Freude und Frieden sind die Frucht des Geistes.“
Er war einer der Gäste beim „interreligiösen Friedensgebet“ der Communio am „Tag der Begegnung“. In der Reihe der Friedensgebete später, bat er Gott zuerst auf Deutsch und dann auf Hebräisch um allseitigen Frieden.
„Träume von einem Volk Gottes“
Schon am Vormittag ging es mit einer Eucharistiefeier los. Hier begleitete die Sacro-Pop-Band „Spirit“. Mittags aßen die Anwesenden gemeinsam, bevor das Duo „Schohnzeit“ für gute Stimmung bis zum Nachmittag sorgte.
Eine der Hauptorganisatorinnen, Schwester Lidwina, führte schließlich durch den interreligiösen Gebetsnachmittag, bei dem Vertreter verschiedenster Glaubensrichtungen vereint für Frieden beteten. Ganz unter dem Motto von Mutter Marie Therese für diesen Tag: „Ich träume von dem einen Volk Gottes, von einer Welt, in der nur Frieden herrscht.“
„Bereicherung für unsere Stadt“
Mit dabei: Pastorin Susanne Salentin und Pfarrer Dr. Michael Stöhr von der evangelischen Kirchengemeinde Roggendorf, Rabbiner Michael Jedwabny von der jüdischen Gemeinde in Aachen, Hermann Klöser, der Taiku Roshi Güttler, den Prior des „Kakunen Taisei Zen Shu e.V.“, einer buddhistischen Gemeinschaft auf Schloss Wachendorf vertrat, Bruder Wilhelm Sabri Hoffmann von der „Deutschen Muslim-Liga Bonn e.V.“, Pater Wieslaw Kaczor, Regionalvikar der Eifel vom Salvatorianerorden in Kloster Steinfeld und „last but not least“ Pfarrer Patrick Mwanguhya vom Ordo selbst.
Auch der Mechernicher Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick war mit von der Partie und bezeichnete die Veranstaltung im Sinne der Gemeinschaft als „Bereicherung für unsere Stadt“. Denn auch hierhin mussten viele Menschen aus Angst um ihr Leben fliehen. Er sei dabei besonders stolz auf die Offenheit und Hilfsbereitschaft der Bevölkerung.
Sein Stellvertreter Günter Kornell wohnte diesem außergewöhnlichen Treffen ebenso bei, die der Konzertgitarrist Fedor Volkov mit mystischen Klängen auf der Gitarre begleitete. Volkov stammt auch aus der Ukraine, lebt seit 2002 in Mechernich und betreibt hier eine Musikschule. Nichts desto trotz ist der Krieg und Wunsch nach Frieden auch in seinem Alltag noch stets präsent.
Die Idee zum „Tag der Begegnung“ und zum „interreligiösen Friedensgottesdienst“ stammt von Pater Rudolf Ammann, der auch am Gebet teilnahm. Schwester Lidwina sei ihm sehr dankbar, dass somit alle im Sinne der Ordo-Gründerin Mutter Marie Therese als „Geschwister in einer Familie Gottes“ zusammenkommen. Jeder Redner zündete nach seinem Gebet eine Friedenskerze an.
Im Frieden einig
Rabbiner Jedwabny betonte in seinem Gebet, zuerst auf Hebräisch, dann in Deutsch: „Wir alle tragen seinen Geist in unseren Herzen. Wenn wir uns hier unten vereinigen, dann sind wir seiner würdig – und sein Name wird eines Tages einer sein.“
In dem von Hermann Klöser vorgetragenen buddhistischen Text wurde daran appelliert, genügsam und fleißig zu sein, niemanden zu betrügen oder zu verachten und sich nicht von Wut und Hass leiten zu lassen: „Denn alles was Du tust, fällt auf Dich zurück.“
Dr. Michael Stöhr bat nach einem Gebet von Franziskus von Asisi darum, dass Gott uns „zu einem Werkzeug seines Friendens“ mache, und betonte nach Hans-Dieter Hüsch, dass Frieden „schon am Frühstückstisch beginne“ und sich dann „wie von Engelsflügeln getragen“ durch den ganzen Tag ausbreiten solle.
Imam Wilhelm Sabri Hoffmann trug sein Gebet auf Arabisch und Deutsch vor. Um Frieden zu finden, müssten die Menschen „zur Quelle gehen“ und selber „zum Guten ändern, was in ihren Herzen ist.“ Somit schaffe man „Annäherung ohne Zweitracht“.
„Hewenu shalom alejchem“
Im Anschluss sorgte Fedor Volkov für eine musikalische Pause, begleitet von den lauten Stimmen der Anwesenden, die gemeinsam zu „Hewenu shalom alejchem“ sangen, dass so viel heißt wie „Wir wollen Frieden für Alle, für die Welt“.
Pater Wieslaw Kaczor bat darum, „niemals die Hoffnung zu verlieren“ und ermahnte, wie wertvoll „in Frieden und ohne Angst zu leben“ doch sei. Dabei ging er auch darauf ein, dass wir uns hier in der Eifel zwar sicher fühlten, doch das Leid vieler Menschen auf der Welt, so zum Beispiel ukrainischer Flüchtlinge, die versuchten, sich ein gutes Leben fernab der Heimat aufzubauen, immer sichtbarer werde.
Pfarrer Patrick Mwanguhya aus Uganda bildete mit einem Segensgebet den Abschluss des „interreligiösen Friedensgebetes“. Er bat darum, dass Gott seinem Volk, „besonders in der Ukraine und in Russland“ gnädig sei und es „unter seinem Schutz stark“ mache.
„Unvergessliches Erlebnis“
Bereits bei der Eucharistiefeier am Vormittag wurden zahlreiche Fürbitten vorgetragen. Dabei passte wohl „Gott, unser Vater, wir bitten dich für alle, die wegen ihrer Religion oder Weltanschauung benachteiligt, verfolgt oder getötet werden, um Geduld, Ausdauer und Schutz vor ihren Verfolgern“, besonders gut.
Auch das Eingangslied „So ist Versöhnung“ war schon programmatisch für den gesamten Tag. Pater Rudolf Amman predigte: „Das ist die Mitte unseres christlichen Glaubens: Nicht das Elend und der Tod haben das letzte Wort, sondern die Auferstehung, das Leben und das Glück, das Jesus durch seinen Tod und seine Auferstehung für uns aufgeschlossen hat. Er lebt und wirkt und schenkt uns seine Gegenwart, seine Liebe und seinen Frieden.“
Ein herzliches Dankeschön sprach der Initiator und Ideengeber für den einzigartigen Tag besonders an alle aus, die im Vorfeld, währenddessen und im Nachhinein mit „viel Engagement, Energie, Phantasie und Freude“ mitgeholfen hatten, ihn zu einem „unvergesslichen Erlebnis für viele Menschen“ zu machen.
pp/Agentur ProfiPress