Trubel auf Kommerns Kunst-Meile
Tausende Besucher beim Historischen Handwerkermarkt in Kommern – Vom „Zwitschkasten“ bis zum „Herz-Handschmeichler“ – 85 Ausstellerinnen und Aussteller boten auf Straßen und Gassen und in der Bürgerhalle ihre Waren feil – Hier und da hieß es: „Anfassen erwünscht!“
Mechernich-Kommern – Holz, Glas, Ton, Papier, Wachs, Eisen, Stein, Leder, Baumwolle, Kork, Flachs … Der Stoff, der auf dem Historischen Handwerkermarkt nicht vorkam? – Es gibt ihn nicht. Zumindest könnte man das meinen, denn: So vielfältig wie die verarbeiteten Werkstoffe sah auch das Angebot der insgesamt 85 Händler und Händlerin aus, die Organisatorin Conny Jaeck für das traditionelle Kirmes-Wochenende in Kommern verpflichtet hatte. Wen wunderte es da, dass sogar die Verkäuferinnen und Verkäufer selbst hier und da ins Staunen gerieten. – Und sich, über Straßen- oder Wegseiten hinweg, gegenseitig hübsche (oder nützliche) Dinge abkauften.


Eigentliches Ziel der Händlergunst waren aber auch in diesem Jahr wieder die Besucherinnen und Besucher des Historischen Handwerkermarktes. Zu Tausenden waren sie in den Ortskern gekommen, um hier in einmaliger Fachwerk-Kulisse allerlei spannende Handwerkskunst zu bestaunen, die man auf „normalen“ Märkten eher nicht zu sehen bekommt.
Neuaussteller begeistert: „Es läuft prima!“
Zum ersten Mal dabei war Guido Lange mit seinen Nist- und „Zwitscherkästen“ aus Nadelholz. Sprich: Vogelhäuschen, und als solche getarnte, die beim Öffnen vier bis sechs Schnapsgläser offenbaren. Der Schützendorfer Ortsbürgermeister ist eigentlich Krankenpfleger von Beruf, dennoch, so verrät er, liege Holzarbeit bei ihm in der Familie. „Ich habe sogar ein eigenes Sägewerk im Garten.“ Mit dem Umsatz war Lange schon nach den ersten Stunden mehr als zufrieden: „Es läuft prima!“, fand er. „So gut hatte ich es mir beim ersten Mal nicht vorgestellt.“


Was man aus einer Leinsamenpflanze alles machen kann, zeigte Renate Plinke an der sogenannten „Hechel“ (Stahlbürste), die mit ihren Kolleginnen und Kollegen von der Historischen Handwerkerzunft aus Dorsten-Wulfen im Kreis Recklinghausen zum sechsten Mal in die Eifel gekommen war. – Während Teile ihrer Gruppe, wie der Seiler Johannes Krümpel, bereits zum zwanzigsten Mal mit von der Partie waren. Kaum ein Kind in Kommern, das nicht mindestens einmal schon staunend vor dem Drehbalken mit den bunten, umeinander zwirbelnden Kordeln gestanden hat. So beliebt ist die Vorführung unter anderem deshalb, weil die freundlichen Senioren jeden Handgriff ihres mittlerweile ausgestorbenen Gewerks auf Nachfrage sehr gern und sehr nett erläutern.
Abstecher zur Bürgerhalle lohnte sich
„Anfassen erwünscht!“ – so stand es auf einem Zettel am Stand von Winni Eichen aus Bonn. Ungewöhnlich? Nein: Die selbst gefertigten Handschmeichler aus unterschiedlichen Hölzern sollten schließlich zu den richtigen Menschen finden. „Ja“, nickte der Hobby-Künstler augenzwinkernd. „Meine Herzen suchen sich ihre Besitzer selbst aus. „Entweder es passt, oder nicht.“ Und, wie könnte man das bei einem Handschmeichler besser herausfinden, als beim vorsichtigen Betasten mit der Hand?


Wem die vielen, vielen Stände auf Kölner Straße und an der Gielsgasse noch nicht reichten, der konnte auch in den ein- oder anderen Innenhof schnuppern, wo es zusätzlich allerlei Antiquitäten und Kunstwerke zu bestaunen gab. Oder durch die ebenfalls mit historischer und aktueller Handwerkskunst bestückte Gasse zur Bürgerhalle hinüber schlendern, vorbei an Schmiede, Blaudruck-Werkstatt und Flachserei, wo noch einmal etliche Hobby-Künstler Kerzen, Lampen, Gemälde, Taschen, Makramee-Objekte, Selbstgenähtes und Selbstgestricktes zum Kauf anboten.


Kein Wunder, dass bei dem bunten und vielfältigen Angebot am Ende fast jeder, ob Groß oder Klein, mit mindestens einer Tüte, Tasche oder einem Korb bepackt, erschöpft aber strahlend, den Heimweg antrat.
pp/Agentur ProfiPress