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„Das Beste draus machen“

Fest zur Einweihung einer neuen Wohngruppe für vier Menschen mit Autismus in Weyer gefeiert – Weit über 300 Leute mit dabei – Familie Arns hat alles in Eigenregie ermöglicht – Auch Gäste aus Politik und Kölschrocker Stephan Brings waren mit von der Partie

Mechernich-Weyer – Sina ist 19 Jahre alt, stammt aus Bergheim und hat immer einen Pfeifenputzer in der Hand. Annika ist ebenfalls 19 Jahre alt, stammt aus Kall und liebt Prinzessin Lillifee über alles. Leon ist 21 Jahre alt, hat immer ein Schlüsselband an der Hosentasche und stammt aus Weyer. Genau hier eröffnet auch bald eine Wohngruppe, in der die Drei – samt einer weiteren Person die noch nicht feststeht – künftig unter einem Dach leben werden.

In Weyer wurde am Wochenende ein großes Fest zur Einweihung einer neuen Wohngruppe für vier Menschen mit Autismus gefeiert. Auch Kult-Kölschrocker Stephan Brings spielte dabei auf. Foto: Henri Grüger/pp/Agentur ProfiPress
In Weyer wurde am Wochenende ein großes Fest zur Einweihung einer neuen Wohngruppe für vier Menschen mit Autismus gefeiert. Auch Kult-Kölschrocker Stephan Brings spielte dabei auf. Foto: Henri Grüger/pp/Agentur ProfiPress

Sie haben Autismus, eine komplexe und vielgestaltige neurologische Entwicklungsstörung. Diese zeigt sich besonders im sozialen Umgang mit Mitmenschen, in der Kommunikation und in sich wiederholenden und stereotypen Verhaltensweisen.

Für sie beginnt ab September ein neuer Lebensabschnitt, denn sie ziehen zum ersten Mal von zuhause aus. Feierlich wurde das frisch errichtete Gebäude, dass die Wohngruppe im Erdgeschoss und fünf Wohnungen beinhaltet, am vergangenen Wochenende eingeweiht. Genau 362 Besucher wohnten diesem besonderen Tag bei, den Familie Arns aus Weyer überhaupt erst möglich gemacht hatte. Für musikalische Unterhaltung sorgte dabei Kult-Kölschrocker Stephan Brings mit seiner Gitarre und der Musikverein „Harmonie Weyer“.

„Mitten im Dorf und im Leben“

Für das kostenlose, leibliche Wohl waren ein Imbisswagen, der Bratkartoffeln und frisch gebackene Pizza anbot, sowie ein Getränkewagen vor Ort. Ein Kuchenbuffet der „Konditorei Arns“ rundete das Angebot ab. Der Junggesellenverein Weyer übernahm dabei den „Service“.

Die bestens gelaunten Gäste sangen munter und lauthals zu „Brings“-Hits wie „Kölsche Jung“, „Hallelujah“, „Wem gehört die Stadt“ und „Jeck yeah“ mit.

In dem brandneuen Gebäude gibt es neben der Wohngruppe im Erdgeschoss auch fünf weitere Wohnungen. Foto: Henri Grüger/pp/Agentur ProfiPress
In dem brandneuen Gebäude gibt es neben der Wohngruppe im Erdgeschoss auch fünf weitere Wohnungen. Foto: Henri Grüger/pp/Agentur ProfiPress

Der Kölschrocker betonte gegenüber der Agentur ProfiPress: „Was die Familie Arns hier innerhalb von nur einem Jahr geschaffen hat, ist wirklich beeindruckend. Ich finde es richtig toll, dass die Wohngruppe mitten im Dorf und somit auch mitten im Leben dabei ist. Deswegen gebe ich hier auch heute gerne ein paar Lieder zum Besten!“ Er sei von Manu Arns im Vorfeld angesprochen worden und direkt Feuer und Flamme mit der Idee gewesen, da beispielsweise auch sein Sohn mit behinderten Menschen arbeitete und er daher wisse, wie fordernd diese Aufgabe oftmals sei.

„Liebevolle Gemeinschaft“

Entstanden war das Wohnprojekt auf Initiative von Familie Arns. Sie hatten zuerst erst an eine Wohnung für ihren Sohn Leon gedacht, damit er von zuhause ausziehen kann. Im Laufe der Zeit wurde das Projekt aber immer größer. Manu Arns kümmerte sich um die Planung und bürokratische Angelegenheiten, Sohn Luca (23) und sein Vater Heinz hatten das Gebäude „hochgezogen“ und sich um fast alles selbst gekümmert, so zum Beispiel Trockenbau und Böden. „So gut wie alles außer Elektronik und Dach“, erklärte Luca, der in Zukunft selbst in einer der Wohnungen einziehen wird.

Weit über 300 Besucher waren mit dabei. Foto: Henri Grüger/pp/Agentur ProfiPress

Er hatte das rund zwei Millionen Euro teure Projekt, bis auf eine Förderung des „LVR Rheinland“, selbst finanziert. Im Laufe der Zeit bildete sich dann schließlich auch ein Verein, der „Anders, na und? e.V.“ Dieser hat mit der Immobilie aber wirtschaftlich nichts zu tun.

Luca Arns (m.) hatte das Gebäude selbst finanziert und mit seinem Vater Heinz errichtet. Klaus Voussem MdL (l.) und Thomas Hambach, der Erste Beigeordnete der Stadt, waren vom Einsatz der Familie tief beeindruckt. Foto: Henri Grüger/pp/Agentur ProfiPress
Luca Arns (m.) hatte das Gebäude selbst finanziert und mit seinem Vater Heinz errichtet. Klaus Voussem MdL (l.) und Thomas Hambach, der Erste Beigeordnete der Stadt, waren vom Einsatz der Familie tief beeindruckt. Foto: Henri Grüger/pp/Agentur ProfiPress

Manu Arns betonte in ihrer Ansprache an das Publikum: „Unser Ziel ist es, den Vier ein Leben in einer herzlichen, liebevollen und verständnisvollen Gemeinschaft zu ermöglichen, in der jeder seine individuellen Fähigkeiten ausleben kann.“ Und auch Ortsbürgermeister Björn Wassong, der leider terminlich verhindert war, ließ es sich nicht nehmen, ein paar Worte per Audiobotschaft an die Anwesenden zu richten. „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben“, zitierte er Hermann Hesse und betonte, dass er „allergrößten Respekt“ vor dem Projekt habe.

Erfolg trotz großem Aufwand

Mit von der Partie waren auch Klaus Voussem MdL, Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, der erste Beigeordnete der Stadt Mechernich, Thomas Hambach und der Euskirchener Landrat Markus Ramers.

Ein Stand informierte über die Aufgaben und Ziele des Vereins „Anders, na und?“. Foto: Henri Grüger/pp/Agentur ProfiPress
Ein Stand informierte über die Aufgaben und Ziele des Vereins „Anders, na und?“. Foto: Henri Grüger/pp/Agentur ProfiPress

Voussem betonte gegenüber der Agentur ProfiPress: „Die Familie Arns sind Bekannte von mir. Sie haben mir viel über dieses wunderbare Wohnprojekt mitten im Dorf erzählt, für dessen Erfolg ich alles Gute wünsche. Auch das Motto der Einrichtung »Man kann es sich nicht immer aussuchen, nur das Beste draus machen« finde ich sehr gut und hoffe, dass die Bewohner hier schnell glücklich werden und sich gut einleben.“

Und auch Thomas Hambach betonte die Wichtigkeit der Wohngruppe: „Für unsere Stadt sind Projekte wie dieses wichtig und toll. Bei Bedarf würden wir uns natürlich auch über mehr solche Einrichtungen freuen. Die Familie Arns hat hier einen riesigen Aufwand auf sich genommen, vom Bau bis hin zur Beantragung von Fördermitteln, damit alles funktionieren konnte. Es ist schade, dass das immer noch nötig ist und nicht einfacher geregelt wird, aber umso schöner, dass es geklappt hat!“

Das Publikum war bester Laune und sang lauthals zu „Brings“-Hits wie „Kölsche Jung“, „Hallelujah“, „Wem gehört die Stadt“ und „Jeck yeah“ mit. Foto: Henri Grüger/pp/Agentur ProfiPress
Das Publikum war bester Laune und sang lauthals zu „Brings“-Hits wie „Kölsche Jung“, „Hallelujah“, „Wem gehört die Stadt“ und „Jeck yeah“ mit. Foto: Henri Grüger/pp/Agentur ProfiPress

Der Verein „Anders, na und?“ wurde eigens für die Wohngruppe, in der Menschen mit und ohne Behinderung unter einem Dach leben, gegründet und wirkt beratend sowie unterstützend für die Bewohner und ihre Familien. So organisiert er beispielsweise Freizeitaktivitäten, fördert Austausch mit anderen Wohnprojekten für Autisten und kümmert sich um reizarme oder therapeutische Einrichtungsgegenstände.

pp/Agentur ProfiPress