Mariawald und Steinfeld in einer Hand
Geschäftsmann Wolfgang Scheidtweiler übernimmt nach zwei Steinfelder Klöstern zum 1. Januar auch die berühmte frühere Trappistenabtei Mariawald bei Heimbach – Klosterbrauerei und Gästehaus geplant, aber auch Raum für den Einzug einer neuen geistlichen Gemeinschaft – Mariawald und Steinfeld besitzen beide Strahlkraft in den ganzen Eifelraum und darüber hinaus
Steinfeld/Mariawald – Das Überleben der einstigen Trappistenabtei Mariawald im Nationalpark Eifel bei Heimbach scheint gesichert zu sein. Zumindest als „touristischer Hotspot“, wie der frühere Heimbacher Bürgermeister Peter Cremer in einer Pressekonferenz am Donnerstag betonte. Eine moderne Klosterbrauerei und ein Gäste- und Seminarhaus sind geplant sowie die Fortführung von Gasthaus, Klosterladen und Likörfabrikation.
Mittelfristig soll aber auch eine geistliche Gemeinschaft aufgenommen werden, erklärte Pfarrer Rolf-Peter Cremer, der stellvertretende Generalvikar des Bistums Aachen und Vorsitzende des Trägervereins Mariawald. Der hatte die wirtschaftliche Verantwortung und die umfangreiche Klosterimmobilie – bis auf Kirche und Sakristei – am Donnerstag in einer fünfeinhalbstündigen Notariatssitzung zum 1. Januar 2021 an die „Kloster Mariawald GmbH & Co KG“ übertragen.
Sie wird von dem Hotel- und Brauereiunternehmer Wolfgang Scheidtweiler und Pater Lambertus Schildt SDS, dem Cellerar des Salvatorianerordens in Deutschland, geführt. Die beiden stehen auch an der Spitze der Kloster Steinfeld GmbH & Co KG in Kall, die vor einigen Jahren das berühmte Eifelkloster Steinfeld mit der Eifelbasilika und dem Grab des Heiligen Hermann-Josef sowie dem populären Hermann-Josef-Kolleg vor einer drohenden Schließung bewahrt hatte.
Die Trappistenabtei Mariawald war bereits seit 2014 in die Obhut der Kongregation für die Institute des geweihten Lebens in Rom gestellt worden, so Anja Klingbeil, die stellvertretende Presesprecherin des Bistums Aachen. Die Entscheidung zur Schließung war insbesondere in Fürsorge für die dort noch lebenden Mönche getroffen worden. Sie waren im Durchschnitt 81 Jahre alt, ihre Versorgung vor Ort war nicht mehr gewährleistet. Zudem fehlte im Orden der Nachwuchs.
Interesse auch an Maria Frieden
Als Prokurist in Kall-Steinfeld setzten Wolfgang Scheidtweiler und Pater Lambertus Schildt SDS den erfolgreichen Hotelfachmann Christoph Böhnke ein, in Mariawald soll es Wolfgang Nowak richten, der sich bereits seit Jahren in unterschiedlichen Funktionen um die Geschäfte des Kermeter-Klosters Mariawald kümmert.
Scheidtweiler und Pater Lambertus haben auch die aufgelassene Benediktinerinnenabtei Maria Heimsuchung in Steinfeld erworben. Ein theoretisches Interesse an der in ihrer Existenz ebenfalls stark gefährdeten Trappistinnenabtei Maria Frieden in Dahlem (Bistumsregion Eifel) schloss der aus Mechernich-Wachendorf stammende Wolfgang Scheidtweiler nicht aus.
Mariawald kenne er seit seiner Brauereilehre in Gemünd. Seine Aufgabe sei es unter anderem gewesen, dorthin Gemünder Bier zu liefern, erzählte Wolfgang Scheidtweiler Medienvertretern. Die frühere Klosterbrauerei habe sein Vater aufgekauft und in der von ihm neugebauten Brauerei Gemünd verwendet. Auch einige der Patres und Mönche habe er seinerzeit persönlich kennengelernt.
Die letzten Mönche (Durchschnittsalter 81 Jahre) verbringen ihre Lebensabende in Altersheimen, nachdem die von Ex-Abt Dom Josef Vollberg inszenierte Rückkehr Mariawalds zum tridentinischen Messritus und zur vorkonziliaren Ordensordnung gescheitert war. Vollberg hatte sich davon Klostereintritte von traditionalistischen Klosteraspiranten aus der ganzen Welt versprochen, zu denen es aber nicht kam.
Um die Mönche kümmert sich weiterhin der von Ralf Peter Cremer geführte Verein. Rektor der Kirche bleibt der Heimbacher Pfarrer Dr. Christian Blumenthal, der regelmäßig in der Abteikirche Heilige Messen mit großem Zulauf an Gläubigen feiert.
„Die ganze Familie steht dahinter“
Wolfgang Scheidtweiler betonte, hinter seinen Klosterinvestitionen stehe seine gesamte Familie. Banken hielten solche Unternehmungen nur für begrenzt finanzträchtig. Im Kloster Steinfeld hat die von Wolfgang Scheidtweiler und Pater Lambertus Schildt geführte GmbH & Co KG 140 moderne und gehobenem Standard entsprechende Gästezimmer sowie zahlreiche stilvolle Seminar- und Tagungsmöglichkeiten geschaffen.
„Mariawald wird nicht ganz so groß“, verriet der als gläubig geltende Wolfgang Scheidtweiler, der in der Pressekonferenz auch jeweils enge persönliche Bindungen von Kindheit an zu den geistlichen Zentren Steinfeld und Mariawald zu Protokoll gab. Bereits bei den Planungen für den Umbau des Klosters werde man einen Bereich für den Einzug einer kleineren geistlichen Gemeinschaft als Mieterin vorsehen, so Scheidtweiler. Von „gefakten Mönchen wie in manchen ehemals buddhistischen Klosteranlagen“ halte er nichts.
Das Bistum Aachen, verriet Scheidtweiler, sei auch schon in Verhandlungen. Der stellvertretende Generalvikar Rolf-Peter Cremer sagte, dieser Weg sei aussichtsreicher als die Übertragung der gesamten Klosteranlage an eine andere Gemeinschaft. Auch das habe man – allerdings mit ausgebliebenem Erfolg – versucht.
In einer Videogrußbotschaft wurde Abt Bernardus Peeters aus dem Trappistenkloster Königshoeven (NL) der Pressekonferenz zugeschaltet. Auch er begrüßte die jetzt gefundene „gute Lösung“ für die ihm nach dem Rücktritt von Dom Josef zusätzlich übertragene Abtei Mariawald.
Sie war 1480 ursprünglich als Zisterzienserkloster gegründet worden, wurde mehrfach aufgelöst (Napoleon 1795, Kulturkampf zweite Hälfte 19. Jahrhundert, Nazideutschland 1941), aber immer wieder von Mönchen wiederbesiedelt. Ursprünglich war das Kloster auch Sitz des Gnadenbildes von Heimbach, einer im Volksglauben als wundertätig geltenden Pieta, die heute im benachbarten Wallfahrtsort Heimbach verehrt wird.
Keine Konkurrenz zum Klosterbier
Die neue Klosterbrauerei Steinfeld wird eine so genannte Schaubrauerei, wie sie heutzutage in vielen kleineren Brauhäusern eingebaut wird – die Gäste können dem Braumeister dabei zusehen, wie der Gerstensaft behandelt wird und reift. „Die neue Mariawalder Klosterbrauerei steht bereits bei einem Kupferschmied in der Fertigung“, so Wolfgang Scheidtweiler, selbst ein gelernter und studierter Bierbrauer.
Der Mariawalder Klosterbräu soll keine Konkurrenz zum bereits am Markt etablierten „Steinfelder Klosterbrier“ darstellen, das von der Gemeünder Brauerei hergestellt wird. Das Mariawalder Bier solle vor allem vor Ort in der Klostergastronomie ausgeschenkt werden. „Vielleicht füllen wir es auch in geringen Mengen zum Mitnehmen in Flaschen ab“, so Wolfgang Scheidtweiler. Rein Verkauf in Supermarktketten sei hingegen nicht vorgesehen.
Die Kongregation für die Institute des geweihten Lebens in Rom hatte im Jahr 2018 entschieden, dass der Konvent Mariawald aufgelöst wird. Mit der Auflösung des Konvents hatte der Verein „Kloster Mariawald“ vorübergehend weiter die Verantwortung für die Immobilien.
Er wurde nach einer Satzungsänderung um Mitglieder, die der Bischof von Aachen ernennen konnte, erweitert. In den Vorstand wurden Abt Bernardus Peeters aus dem Trappistenkloster Konigshoeven (NL), der damalige Heimbacher Bürgermeister Peter Cremer und Dompropst Rolf-Peter Cremer, stellvertretender Generalvikar des Bistums Aachen, gewählt.
Der Verein hatte sich nach dem Weggang der Mönche 2018 im wesentlichen drei Ziele gesetzt: die Sicherstellung des Unterhalts der Mönche, die Fortführung der wirtschaftlichen Geschäftsbetriebe und die Unterstützung der Weiterentwicklung von Mariawald als Ort der Spiritualität und der geistlichen Ausstrahlung sowie die Zukunft der Klosterbetriebe zu sichern. Dies sei gelungen, so Anja Klingbeil. Nun werde das Klostergebäude in einem Erbpachtvertrag auf einen neuen Träger übertragen.
pp/Agentur ProfiPress