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„In Voißel Schutz und Heimat gefunden“

130 Menschen bei der Stolperstein-Enthüllung für Veronika Höger, die in Hellenthal-Eichen denunziert wurde und im Frauen-KZ Ravensbrück starb – Enkelin Sabine Heiders dankt Arbeitskreis gegen das Vergessen, Kreisarchivarin Heike Pütz und Regionalhistoriker F.A. Heinen – Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick: „Auch auf unseren Dörfern gab es Denunziation, Täter, Mitläufer und welche, die auf ihre Weise Widerstand geleistet haben“

Mechernich-Voißel – Eine große Menschenmenge umschloss am Sonntagmittag die frühere Stellmacherei Nießen in Voißel. Dort wurde ein Stolperstein im Gehsteig versenkt, der an Veronika Heinen erinnert, die dort im Jahre 1900 zur Welt kam und aufwuchs und 43 Jahre später wegen von den Nazis verbotenem Umgang mit Ausländern im Frauen-KZ Ravensbrück ermordet wurde.

Ein Stolperstein für Veronika Höger geb. Heinen erinnert seit Sonntag in Voißel an das Schicksal der 43 Jahre jungen Frau, die in Hellenthal-Eichen denunziert und aller Wahrscheinlichkeit nach im Frauen-KZ Ravensbrück ermordet wurde. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Ein Stolperstein für Veronika Höger geb. Heinen erinnert seit Sonntag in Voißel an das Schicksal der 43 Jahre jungen Frau, die in Hellenthal-Eichen denunziert und aller Wahrscheinlichkeit nach im Frauen-KZ Ravensbrück ermordet wurde. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Ihr Todestag wird mit dem 19. Mai 1943 angegeben, die Todesursache soll „Lungenentzündung“ gewesen sein. Denunziert und verhaftet wurde sie 1942 in Hellenthal-Eichen, weil sie dort angeblich damals verbotenen Umgang mit einem polnischen Zwangsarbeiter pflegte – ihr Mann Josef war im Krieg.

Eine große Menschenmenge umschloss am Sonntagmittag die frühere Stellmacherei Nießen in Voißel. Dort wurde ein Stolperstein im Gehsteig versenkt, der an Veronika Heinen erinnert, die dort im Jahre 1900 zur Welt kam und aufwuchs und 43 Jahre später wegen von den Nazis verbotenem Umgang mit Ausländern im Frauen-KZ Ravensbrück ermordet wurde. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Eine große Menschenmenge umschloss am Sonntagmittag die frühere Stellmacherei Nießen in Voißel. Dort wurde ein Stolperstein im Gehsteig versenkt, der an Veronika Heinen erinnert, die dort im Jahre 1900 zur Welt kam und aufwuchs und 43 Jahre später wegen von den Nazis verbotenem Umgang mit Ausländern im Frauen-KZ Ravensbrück ermordet wurde. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Ein Nachbar denunzierte sie, Veronika Höger, wie sie verheiratet hieß, wurde ebenso verhaftet wie der Zwangsarbeiter, über dessen Namen und Verbleib nichts bekannt ist. Unklar ist bis heute auch, ob er oder doch der Ehemann Vater von Töchterchen Martha war, die am Tag der Verhaftung ihrer Mutter gerade mal drei Monate alt war. „Sie fand bei meiner Großtante Maria Nießen in Voißel Schutz und neue Heimat“, so Sabine Heiders.

82 Jahre nach Veronikas Tod

Fast auf den Tag 82 Jahre nach Veronika Högers Tod – vermutlich im Erschießungsgang von Ravensbrück – wurde am Sonntag der Stolperstein an ihrem Elternhaus in Voißel enthüllt. Um die 130 Menschen wohnten dem Festakt bei, den vor allem Sabine Heiders (59), eine Enkelin der Ermordeten, und der Regionalhistoriker und Journalist Franz Albert Heinen durch ihre Recherchen möglich gemacht hatten.

Der Kommerner Liedermacher und Sänger Uwe Reetz untermalte die Zeremonie mit dem Lied der „Moorsoldaten“, das 1933 von Häftlingen des Konzentrationslagers Börgermoor bei Papenburg im Emsland getextet und komponiert worden war. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Der Kommerner Liedermacher und Sänger Uwe Reetz untermalte die Zeremonie mit dem Lied der „Moorsoldaten“, das 1933 von Häftlingen des Konzentrationslagers Börgermoor bei Papenburg im Emsland getextet und komponiert worden war. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Auch dem Arbeitskreis gegen das Vergessen („Projektgruppe Forschen – Gedenken – Handeln“) um Gisela und Wolfgang Freier, Elke Höver und Rainer Schulz sowie Kreisarchivarin Heike Pütz galt der Dank der Enkelin, die in bewegten Worten das Schicksal ihrer Oma nacherzählte.

Enkelin Sabine Heiders (59) recherchierte das Schicksal ihrer Großmutter Veronika Höger geb. Heinen mit Hilfe des Schleidener Regionalhistorikers und Journalisten Franz Albert Heinen. Mit bewegenden Worten berichtete sie am Sonntag vom gemeinsamen Besuch mit einer Freundin im KZ Ravensbrück. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Enkelin Sabine Heiders (59) recherchierte das Schicksal ihrer Großmutter Veronika Höger geb. Heinen mit Hilfe des Schleidener Regionalhistorikers und Journalisten Franz Albert Heinen. Mit bewegenden Worten berichtete sie am Sonntag vom gemeinsamen Besuch mit einer Freundin im KZ Ravensbrück. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Auch Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick bezog beim Festakt als „Junge aus dem Nachbardorf“ Stellung: „Nach dem Krieg wurde auf den Dörfern das Deckmäntelchen des Verschweigens über diese und andere Menschenschicksale gebreitet“. Der Holocaust und Verbrechen an den Nazis nicht gefälligen Menschen habe auch auf dem Land mit dem Wegschauen der Gesellschaft begonnen.

Auch Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick bezog beim Festakt als „Junge aus dem Nachbardorf“ Stellung: „Nach dem Krieg wurde auf den Dörfern das Deckmäntelchen des Verschweigens über diese und andere Menschenschicksale gebreitet“. Der Holocaust und Verbrechen an den Nazis nicht gefälligen Menschen habe auch auf dem Land mit dem Wegschauen der Gesellschaft begonnen. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Auch Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick bezog beim Festakt als „Junge aus dem Nachbardorf“ Stellung: „Nach dem Krieg wurde auf den Dörfern das Deckmäntelchen des Verschweigens über diese und andere Menschenschicksale gebreitet“. Der Holocaust und Verbrechen an den Nazis nicht gefälligen Menschen habe auch auf dem Land mit dem Wegschauen der Gesellschaft begonnen. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

„Auch bei uns gab es, wie auf dem Denkmal vor dem Mechernicher Rathaus steht, Mitmenschen, die sich an Übergriffen beteiligt haben, andere, die weggeschaut haben und wieder wenige andere, wie der als »Judenfreund« diffamierte und ermordete Bäckermeister Andreas Girkens, die aktiv oder passiv Widerstand leisteten.

Rainer Schulz von der Projektgruppe „Forschen – Gedenken – Handeln“ stand neben einem Foto der ermordeten Veronika Höger, geb. Heinen, und einer Infotafel mit den wichtigsten Fakten zu ihrem Schicksal, als er die zahlreichen Gäste der Stolpersteinenthüllung begrüßte. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Rainer Schulz von der Projektgruppe „Forschen – Gedenken – Handeln“ stand neben einem Foto der ermordeten Veronika Höger, geb. Heinen, und einer Infotafel mit den wichtigsten Fakten zu ihrem Schicksal, als er die zahlreichen Gäste der Stolpersteinenthüllung begrüßte. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Gisela Freier, die vor Jahrzehnten die Aufarbeitung des dunkelsten Kapitels auch der Mechernicher Stadtgeschichte mit ihrem Arbeitskreis an der damaligen Hauptschule Mechernich in Angriff nahm, legte Wert auf die Feststellung, dass Veronika Höger geborene Heinen eine Katholikin war. Die von dem Künstler Gunter Demnig initiierte Stolperstein-Aktion bilde deutschlandweit ein Netzwerk von Opfern des NS-Regimes und sei nicht nur Deutschen jüdischen Glaubens vorbehalten, sondern allen Opfergruppen der Nationalsozialisten.

22 Frauen im Kreis wurden denunziert

Kreisarchivarin Heike Pütz widmete sich in ihrer Ansprache dem Opferkreis, dem auch Veronika Höger angehört, denunzierten Frauen, die Umgang mit ausländischen Zwangsarbeitern hatten. Dank Sabine Heiders Recherchen sei sie bei weiteren Nachforschungen auf 21 vergleichbare Frauenschicksale im heutigen Kreisgebiet gestoßen, die denunziert wurden und umkamen. Deutschlandweit gehe man von 14.000 Frauen aus, die dieses Schicksal erlitten.

Kreisarchivarin Heike Pütz (l.) widmete sich in ihrer Ansprache dem Opferkreis, dem auch Veronika Höger angehörte, denunzierten Frauen, die Umgang mit ausländischen Zwangsarbeitern hatten. Dank Sabine Heiders (r.) und FA Heinens Recherchen sei sie bei weiteren Nachforschungen auf 21 andere Frauenschicksale im heutigen Kreisgebiet gestoßen. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Kreisarchivarin Heike Pütz (l.) widmete sich in ihrer Ansprache dem Opferkreis, dem auch Veronika Höger angehörte, denunzierten Frauen, die Umgang mit ausländischen Zwangsarbeitern hatten. Dank Sabine Heiders (r.) und FA Heinens Recherchen sei sie bei weiteren Nachforschungen auf 21 andere Frauenschicksale im heutigen Kreisgebiet gestoßen. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Das Kreisarchiv hatte eine kleine Ausstellung zum Thema im Dorfgemeinschaftshaus Voißel aufgebaut, wo Sabine Heiders die vielen Einweihungsgäste zu Kaffee und Kuchen eingeladen hatte. Diese Ausstellung soll ab Herbst in erweiterter Form im Euskirchener Kreishaus gezeigt werden.

Gisela Freier (l.) von der Projektgruppe „Forschen – Gedenken – Handeln“ betonte, Stolpersteine würden nicht nur für jüdische Mitbürger verlegt, sondern für alle Opfergruppen der Nationalsozialisten. Veronika Höger geb. Heinen sei ebenso Katholikin gewesen, wie jene Priester und Priesteramtskandidaten, für die unlängst vor dem Priesterseminar in Trier Stolpersteine verlegt worden seien. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Gisela Freier (l.) von der Projektgruppe „Forschen – Gedenken – Handeln“ betonte, Stolpersteine würden nicht nur für jüdische Mitbürger verlegt, sondern für alle Opfergruppen der Nationalsozialisten. Veronika Höger geb. Heinen sei ebenso Katholikin gewesen, wie jene Priester und Priesteramtskandidaten, für die unlängst vor dem Priesterseminar in Trier Stolpersteine verlegt worden seien. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Liedersänger Uwe Reetz untermalte die Zeremonie mit dem Lied der „Moorsoldaten“, das 1933 von Häftlingen des Konzentrationslagers Börgermoor bei Papenburg im Emsland getextet und komponiert worden war. Die Künstlerin Pia Benz fertigte eine Skulptur zum Stolperstein an, die vor dem Elternhaus von Veronika Höger aufgestellt wurde.

pp/Agentur ProfiPress