„Geständig, aber ohne Reue“
Konejung-Kulturpreis an das „kriminelle Ehepaar“ Ralf und Monika Kramp verliehen – Lustige Laudatio des Autorenkollegen Carsten Sebastian Henn – Kriminalhaus-Betreiber, Buchverleger, Buchhändler und Café-Sherlock-Inhaber widmen ihre Auszeichnung auch ihrem verstorbenen „Kumpanen“ Jacques Berndorf – 56 Einsendungen und 13 Preisträger beim Jugendliteraturpreis des Lesefestivals „Lit.Eifel 2022“
Mechernich/Hillesheim/Nettersheim – Während der Eifeler Buchmesse des Nordeifeler Literaturfestivals „Lit.Eifel 2022“ wurde der Horst-Konjejung-Preis der gleichnamigen Eifeler Kulturstiftung verliehen. Er ging diesmal an die Eheleute Monika und Ralf Kramp aus Hillesheim, die dort das Kriminalhaus mit größtem deutschsprachigen Krimiarchiv, das Café Sherlock, den KBV-Verlag und die Buchhandlung „Lesezeichen“ betreiben.
Laudator war der bekannte Schriftsteller, Krimiautor, Weinjournalist und Restaurantkritiker Carsten Sebastian Henn. Er ist mit Kramps befreundet, hatte allerdings noch nie zuvor eine solche Lobrede auf Preisträger gehalten – und ließ es folglich vor respektlosem, aber köstlichem Humor sprühen.
Warum ist das 3000-Seelen-Städtchen Hillesheim Deutschlands Kriminalhauptstadt? Henn: „Weil Berlin, Hamburg oder München nicht Monika und Ralf Kramp haben. Ich werde die beiden der Einfachheit halber ab jetzt die »Kramps« nennen, wie es sowieso alle tun.“
Und weiter: „Es ist das Schicksal aller Powerpaare, dass sie in einem Wort zusammengefasst werden. Seien es Brad Pitt und Angelina Jolie, damals Brangelina, Ben Affleck und Jennifer Lopez als Bennifer, Harry und Meghan als die Sussexes … oder die Geissens. Wir könnten die »Kramps« natürlich auch »Ralonika« nennen, oder »Monalf«….“
2007 Krimihaus renoviert
In der Begründung der Jury heißt es „Mit Beharrlichkeit, Ausdauer, Talent und viel Humor haben Ralf und Monika Kramp über Jahrzehnte die Krimilandschaft Eifel mitaufgebaut und gestaltet“. 2007 renovierten sie ein wunderschönes Haus und machten es zum „Kriminalhaus“, zu dem heute Besucher aus ganz Deutschland kommen, und darüber hinaus…
Dazu gehört das Café Sherlock, das nicht nur kulinarisch den größten Krimis huldigt, sondern auch in Form von vielen Ausstellungsstücken, die von „den Kramps“ zusammengetragen wurden. Dazu gehört auch das eingangs erwähnte Deutsche Krimiarchiv mit über 30.000 Bänden, dazu ein Antiquariat, in dem man vergriffene Bücher erstehen kann.
Carsten Sebastian Henn: „Das Hillesheimer Kriminalhaus ist ein Anlaufpunkt, ein sicherer Hafen für Krimischriftsellerinnen und -schriftsteller aus ganz Deutschland, aber auch aus der Schweiz und Österreich.“ Und „die Kramps“ hörten nicht auf, immer wieder Neues umzusetzen.
„Sie lieben und leben Krimi, sie lieben es, diese Leidenschaft mit anderen Menschen zu teilen, sie weiterzugeben“, so der Laudator: „Das Kriminalhaus hat ein Doppelherz. Und jeder, der eintritt, merkt das.“ Kramp und er lernten sich bei einem Wochenende von Kramps „Blutspur“-Agentur kennen, und obwohl Henns Lesung zu später Stunde im Fiasko endete, wurden beide Freunde ohne jede Spur schriftstellerischen Futterneides.
Als sich Ralf und Monika Kramp kennenlernten, so Carsten Sebastian Henn, versicherten sie sich gegenseitig, dass sie nicht auf der Suche nach einer festen Beziehung seien, und es nichts Ernstes sei: „Und bis heute ist es nichts Ernstes daraus geworden, sondern etwas Leichtes, etwas Unterhaltsames. In der Kunst wie im Leben haben sich die beiden gegen »E« und für »U« entschieden.“
„Lachen zunächst nicht bemerkt…“
Nicht minder spaßig fiel die Dankesrede in Form eines umfassenden „Geständnisses“ von Monika und Ralf Kramp aus. Es begann mit den Worten: „Verehrte Geschworene, hohes Gericht, wir haben die uns zur Last gelegten Missetaten gehört und uns nach reiflicher Überlegung entschlossen, ein umfassendes Geständnis abzulegen, um unser Gewissen zu erleichtern.“
Und weiter: „Wir gestehen, all diese kriminellen Taten, die man uns nachgewiesen hat, begangen zu haben, und wir waren uns währenddessen durchaus der Schwere unseres verbrecherischen Tuns bewusst. Seit mehr als zwanzig Jahren haben wir Seite an Seite keine Gelegenheit verstreichen lassen, unsere Heimat kriminell zu infiltrieren, ja ihr sogar weit über die Grenzen der Eifel hinaus zu zweifelhaftem kriminellem Ruhm zu verhelfen.“
Dass sie dabei zunehmend andere unschuldige Menschen mit in das kriminelle Treiben hineingezogen und möglicherweise sogar glücklich gemacht hätten, sei ihnen zuerst gar nicht bewusst geworden“, so Ralf Kramp. Monika: „Wir haben die lachenden Gesichter zunächst nicht beachtet und haben gar nicht realisiert, was wir mit unserem ruchlosen Tun anrichten.“ Später hätten sie das dann billigend in Kauf genommen: „Sie sehen, verehrte Geschworene und hohes Gericht, wir sind geständig … aber keinesfalls reumütig!“
Die Horst-Konejung-Preisträger widmeten die Auszeichnung gleichzeitig ihrem „Kumpanen Jacques Berndorf“, dem unvergessenen Michael Preute, der kürzlich verstorben war. Der Preis wird von der Konejung-Stiftung Kultur in Erinnerung an ihren Gründer verliehen. Bisherige Preisträger waren die Künstlerin Maf Räderscheidt aus Schleiden und der Schriftsteller Norbert Scheuer aus Keldenich.
26 Aussteller bei achter Buchmesse
Eingebettet war die Preisverleihung in die achte Eifeler Buchmesse, die normalerweise im Naturzentrum Nettersheim stattfindet, aber wegen der noch immer erheblichen Flutschäden ins örtliche Kloster verlegt worden war. „Dort herrschte zwar teilweise Enge in den schmalen Fluren, doch 26 Aussteller konnten sich mit ihren Büchern und Broschüren, Karten und Hörbüchern präsentieren“, schreibt Stephan Everling im „Kölner Stadt-Anzeiger“ und in der „Kölnischen Rundschau“.
Mit dabei waren Verlage, Editionen und Autoren aus Aachen, Daun, Eupen, Weilerswist, Zell, Hillesheim und anderen Orten. Aus dem ostbelgischen Eupen war der Grenzecho Verlag mit seinen Büchern gekommen. „Wir sollten vergangenes Jahr schon dabei sein, doch dann wurde leider abgesagt“, erklärte Carolin Schulzen. Es gebe viele gute Gründe, an dieser Veranstaltung teilzunehmen, vor allem seien „nette Menschen mit viel Interesse an Büchern“ zu treffen.
Gut durch die Coronakrise sei sein Rhein-Mosel-Verlag gekommen, sagte Arne Houben. Jetzt freue er sich auf die Frankfurter Buchmesse, wo er 17 Neuerscheinungen vorstellen wolle. Mit einer gut gefüllten Büchertasche gab der ehemalige Bürgermeister von Nettersheim, Wilfried Pracht, dem Reporter Auskunft: „In den vergangenen Monaten habe ich so viele Bücher gelesen, wie in meinem ganzen Leben noch nicht…“
Über die Entwicklung der Literaturmesse, die während seiner Amtszeit ins Leben gerufen wurde, zeigte er sich zufrieden. „Sie hatte von Anfang an zwei Träger, die Lit.Eifel und die Gemeinde Nettersheim“, erläuterte er. Deshalb sei der Standort Nettersheim gefestigt. „Und nächstes Jahr geht es auch wieder ins Holzkompetenzzentrum!“
Gute Neuigkeiten für den Literaturstandort Nettersheim hatte auch Martin Schwoll, Inhaber der Buchhandlung Backhaus: „Nächste Woche ziehen wir aus dem Kulturbahnhof in unser neues Domizil.“ In dem Gebäude am Bahnübergang werde ein Bistro mit Buchhandlung eingerichtet.
Pippi Langstrumpfs Motto
Ein fester Bestandteil der Literaturmesse ist der Eifeler Jugendliteraturpreis, der zum neunten Mal vergeben wurde. 13 Preisträger gab es in zwölf Kategorien, da eine prämierte Geschichte von zwei jungen Autorinnen eingereicht worden war. Anlässlich des 100. Geburtstages Astrid Lindgrens war als Motto Pippi Langstrumpfs Devise „Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt“ ausgewählt worden.
Kinder und Jugendliche reichten 56 Geschichten ein, „mehr als 80 Interessierte drängten sich bei der Verleihung in der Klosterkapelle“, schreiben die Kölner Tageszeitungen. Den ersten Preis in der Kategorie von sechs bis neun Jahren gewann Eric Launhardt aus Euskirchen. Der zweite Preis wurde Miriam Jestädt zugesprochen, der dritte dem Autorenduo Matilda Brandt und Ella Jung aus Marmagen.
In der Kategorie von zehn bis zwölf Jahren siegte Emilie Schüller. Naruin Osso aus Euskirchen errang den zweiten Platz, David Rhie den dritten. Rivke Dolezel siegte in der Altersgruppe von 13 bis 15 Jahren vor Neolani Böcker und Alonja Rhie. Bei den 16- bis 19-Jährigen wurde Lenya Surkus aus Euskirchen mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Zweite wurde Anne Güldenring aus Euskirchen. Der dritte Platz wurde Sophie Scharra aus Monschau zugesprochen.
pp/Agentur ProfiPress