Aktuelles

ProfiPress

Agentur für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, journalistische und redaktionelle Dienstleistungen.

AllgemeinStadt Mechernich

„Da müssen auch Bürger mitmachen“

Jürgen Gattke vom Erftverband stellte mögliche Maßnahmen zum Hochwasserschutz Kallmuth vor – Planung vom bislang angedachten reinen Regenrückhaltebecken könnte ausgeweitet werden – Voraussetzung: das Kallmuther Bachbett wird auch im Ort ertüchtigt

Mechernich-Kallmuth – Für die Kallmuther wird an einem Gesamtpaket mit Blick auf den Hochwasserschutz innerorts geschnürt. Bislang war am Dorfeingang von Scheven kommend ein reines Regenrückhaltebecken vorgesehen, für das die Stadt Mechernich zuständig wäre und das bereits in einer Bürgerversammlung vorgestellt wurde. Diese Planung muss aber nicht zuletzt nach dem Juli-Hochwasser nun in Zusammenarbeit mit dem Erftverband auf ein Hochwasserrückhaltebecken ausgeweitet werden. „Um letztendlich die Kallmuther besser zu schützen“, so der Erste Beigeordnete der Stadt, Thomas Hambach, im Planungsausschuss.

Dr. Jürgen Gattke vom Erftverband sprach sich für die Ertüchtigung des Kallmuther Bachs/Veybachs in der Ortslage Kallmuth bei der Präsentation der möglichen Maßnahmen zum Hochwasserschutz in Kallmuth aus. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress

Der Erftverband ist allerdings nur dann mit im Boot, wenn der Kallmuther Bach bzw. Veybach auch im Verlauf durch das Dorf ertüchtigt werden könnte. „Da müssen auch die Bürger mitmachen“, betonte der Erftverbands-Experte für Hochwasserschutzmanagement, Dr. Jürgen Gattke.

Nach der Gewässerkarte des Landes führte der Bach allerdings zunächst nur bis vor die Ortslage und biegt dann ab. Ab dieser Stelle müsste der Veybach dann aber eigentlich noch weiterlaufen, wie Gattke weiter ausführt: „Entsprechend der tiefsten Linie durch den Ort, am Gemeinschaftshaus vorbei, durch die Gärten, an einem Hof vorbei, erst dann verliert er sich endgültig.“

Bachbreite von zwei Metern

Damit das Wasser nach Starkregen in einer vernünftigen Größenordnung im Veybachbett abfließen könnte, müsste die Bachbreite mindestens zwei Meter betragen mit einer Einstiegstiefe von einem halben Meter. „Dafür müssten Gartenhäuser versetzt werden und der Bach im Bereich des Gemeinschaftshauses offengelegt werden“, so Gattke weiter. Hier war auch früher laut Aussagen des Ortsbürgermeisters mal ein Graben, der im Zuge der Bebauung zugeschüttet wurde. Ein Eigentums-Ankauf durch den Erftverband im großen Stil sei nicht erforderlich, das könne alles im Anliegereigentum bleiben.“

Vollziehe man den Wechsel von der bislang geplanten reinen Regenrückhaltung zum aktiven Hochwasserschutz sei definitiv aber ein aufwändigeres Genehmigungsverfahren nach dem Wasserhaushaltsgesetz für den Beckenbau erforderlich.

Ortsbürgermeister Robert Ohlerth machte sich im Planungsausschuss für eine schnelle Lösung stark. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress

Kallmuths Ortsbürgermeister Robert Ohlerth plädierte für eine schnelle Umsetzung: „Tempo ist gefragt. Es muss etwas passieren.“

Da musste Jürgen Gattke allerdings bremsen: „Bis Jahresende bekommen wir da definitiv kein Becken gebaut.“ Der Erftverbands-Experte rechnet damit, dass allein die Analysen, was in Kallmuth getan und wieviel Retentionsvolumen geschaffen werden muss, frühestens bis Ende des Jahres fertig sein könnten. Der Erftverbands-Hochwasserschutzmanager: „Wenn es super läuft könnten wir in 2023 bauen.“

Abfangen, bevor es in den Ort läuft

Weitere ergänzende und sinnvolle Schutzmaßnahmen sind laut Jürgen Gattke, dass Seitengräben an Feldwegen und der Kreisstraße angelegt oder ertüchtigt werden. „Dann hat man schon ein Teil des Wassers abgefangen, bevor es in die Ortslage reinläuft“, erläutert Jürgen Gattke und sagte weiter: „Ob man dann ein hundertjährliches Ereignis schafft, wird sich zeigen.“ In jedem Falle aber deutlich besser als vorher bzw. heute.

Es müsse wirklich nicht immer die „große, 120-prozentige Lösung sein“ oder Millionen kosten, sagte Ohlerth und plädierte dafür, Hecken und Bäume stehen zu lassen als auch Felder und Feldwege nutzen, um Wasser zu stauen: „Das war doch früher auch so, dass es Senken gab, wo das Wasser sich sammelte.“ Fragen müsste man auch, welche Saatfolgen brauchen wir, damit nicht alles abgeschwemmt wird. Er stimmte zu: „Wir sind alle gehalten ein Auge drauf zu haben.“ In Bezug auf den Vorschlag den Bachlauf mitten im Ort zu ertüchtigen sagte er:  „Durch die Gärten? Da muss man mit den Anliegern sprechen.“

Für diese Maßnahme müsse es jetzt ein viel schnelleres Miteinander zwischen Erftverband, Kreis Euskirchen und Stadt Mechernich. Robert Ohlerth: „Hier bitte ich einfach, dass wir hier endlich zu Potte kommen. Wir schützen schließlich mit dieser Maßnahme auch Eiserfey und Vollem.“

pp/Agentur ProfiPress