Großer Tag für ein kleines Schwein
Eberhard aus dem Mechernicher Tierheim wurde 10 Jahre alt –Reichlich Obst und Glückwünsche
Mechernich-Burgfey –Ein ganzes Jahrzehnt hat Eberhard nun auf seinem, zur Zeit von wenigen Borsten geschmückten, Rücken. „Auch Schweine haben einen Fellwechsel“, erzählt Reiner Bauer, der erste Vorsitzende des Tierheims – und das ist wohl auch besser so. Sonnige 37 Grad hätten den animalischen Allesfresser sonst auch ordentlich ins Schwitzen gebracht. Abkühlen kann er sich in seiner „Pfütze“, und mit seiner kleinen Holzhütte steht ihm auch ein schattiges Plätzchen zur Verfügung.

So hielt er bei der Ankunft vor seinem Gehege noch ein Nickerchen in seiner Residenz. Nur ein „Eberhard, du hast Besuch“ später, erwachte das Geburtstagskind und stürmte freudig grunzend in Richtung des Zauns. Die sonstige Grinse-Schwarte kann bei provokantem Verhalten aber auch anders – und wehrt sich entsprechend. Wenn man aber nett ist und Leckerlies mitbringt, glänz er mit gutem Verhalten. Vorlieben hat er dabei eigentlich keine. „Eberhard isst alles. Man darf ihn nur nicht vergessen. Wenn ich vorbeikomme und keine Leckerchen dabei hab, macht er Randale“, so Bauer lächelnd.

Kurzum: „Eberhard liebt es einfach, im Mittelpunkt zu stehen. Teilweise fragen Kunden des Trödelmarktes zuerst nach ihm.“ Bald muss das Minischwein leider sein Gehege im Zentrum des Geländes räumen, um weiter hoch in einen Stall zu ziehen. Seine Nachbarin, Sonja das Pony, wird er dann sicher vermissen.
Im Wald zurückgelassen
Ins Tierheim kam Eberhard nach einer umständlichen Reise. Nachts hatte man ihn samt neun Artgenossen im Wald ausgesetzt. Ein Vorgehen, dass bei Bauer auf völliges Unverständnis stößt: „Wenn sich jeder vor Anschaffung der Tiere Gedanken machen würde, bräuchten wir gar kein Tierheim!“ Für den Mitgründer der Einrichtung und des örtlichen Tierschutzvereins ist es dennoch eine Freude, sich um alle abgegebenen Tiere zu kümmern. Seine Vorliebe gilt aber den etwas Größeren oder Exotischeren. Denn: „Um Hunde und Katzen kümmert sich ja jeder…“

Wahrlich exotisch sind auch die nur ein paar Meter den Berg hoch wohnenden Blauen Ohrfasane. Wohnhaft sind die Hühnervögel passenderweise in den Gebirgen der Mongolei und Teilen Chinas. Im Flug können sie eine beeindruckende Geschwindigkeit von beinahe 100 km/h erreichen.
Große Unterstützung
Reiner Bauer ist in seiner wichtigen Arbeit nicht unterzukriegen. Stress bereitet ihm nur die viele Bürokratie. Mit einem Lächeln im Gesicht betonte er allerdings seine Dankbarkeit für die Unterstützung der Behörden. 250.000 Euro erhält er im Jahr für seine Arbeit. Die restlichen Einnahmen kämen durch Spenden, Trödelmärkte oder Veranstaltungen in die Kasse. Knapp eine Million kostet es im Jahr, das Tierheim zu betreiben.

Er habe immer das Glück gehabt, „zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Leute kennengelernt zu haben“. So auch bei der Organisation der Spenden. Hierbei arbeitet er mit dem „Region-Netzwerk Euskirchen“ zusammen. Die Arbeit der „echten Profis“ erspare ihm viel Arbeit und vor allem Zeit – die er dann glücklicherweise mit seinen befellten, borstigen und gefiederten Freunden verbringen kann.

Jakob Seibel/pp/Agentur ProfiPress