Erinnerung an Bergwerkszeiten
Dorfgemeinschaft Kallmuth stellt mit Hilfe des Heimatforschers Peter-Lorenz Koenen und der Stadtverwaltung Mechernich zwei weitere Informationstafeln am Westschacht und am Kallmuther Berg auf
Mechernich-Kallmuth – Nach und nach stattet die Dorfgemeinschaft Kallmuth historische Gebäude, Ensembles und Blickwinkel im Dorf mit Informationstafeln aus, damit sich Gäste und Einheimische ein Bild aus früheren Tagen rund um den attraktiven Wander- und Wallfahrtsort machen können.
Gemeinsam mit dem städtischen Dezernenten Ralf Claßen und Fachbereichsleiter Holger Schmitz enthüllte jetzt Ortsbürgermeister Robert Ohlerth die beiden neuesten Tafeln. Mit von der Partie war auch der Regionalhistoriker Peter-Lorenz Koenen aus Mechernich, der die fach- und sachkundigen Texte für diese Tafeln verfasst hat, die am Tagebau Kallmuther Berg und in der Nähe des früheren Westschachtes aufgestellt wurden.
Wie Koenen schreibt, wurde 1870 mit der Vorrichtung der Schachtanlage Virginia und des gleichnamigen Tagebaus begonnen. Für den Fall, dass dort nicht genügend Erz gefördert würde, nahm man parallel den Tagebau „Kallmuther Berg“ in Angriff. Doch die Arbeiten wurden bereits 1883 wieder eingestellt.
Eisenbahngleise und Großraumwagen
Als andere Erzlager auf Spandau zu versiegen drohten, begann man wieder mit Versuchs- und Ausrichtungsarbeiten am „Kallmuther Berg“. Peter-Lorenz Koenen: „Die Erz führenden Schichten wurden 1898 durch Bohrarbeiten ermittelt und nach der Sprengung durch Bagger abgeräumt. 1899 wurde die Aufbereitung in der Schachtanlage Schafberg ausgebaut und die Erze des Tagebaus dorthin gebracht. 1902 verlegte man Eisenbahngeleise vom Tagebau »Kallmuther Berg« zur Aufbereitung Schafberg.“
1908 begann der Bleiabsatz zu stocken, der Mechernicher Bergwerks-Actien-Verein (MBAV) ging in Liquidation. Alle Tagebauarbeiten wurden eingestellt. Koenen: „Nach Abwicklung des MBAV und Gründung der Gewerkschaft Mechernicher Werke (GMW) wurden alte Erzlager wieder überprüft. Nach der Übernahme der GMW durch die Preussag 1937 fand am »Kallmuther Berg« wieder Abbau statt.“
Auf der Tafel an den Abraumhalden des „Kallmuther Berges“ wird auch die Wiederinbetriebnahme nach dem Zweiten Weltkrieg beschrieben, als dort nach 1953 große Bagger und 60 Tonnen fassende Eisenbahnwagen zum Einsatz kamen. Nach dem Ende auf Spandau im Dezember 1957 „blieben ein großer Canyon und die Halden“…
Eine zweite Tafel stellten Robert Ohlerth, Ralf Claßen, Holger Schmitz und Peter-Lorenz Koenen in der Nähe des früheren Westschachtes an der Kreisstraße zwischen Scheven/Kalenberg und Kallmuth auf. Sie trägt die Überschrift „Das Westfeld“.
„Ein niedriger Bleipreis und versiegende Erzlager nötigten den Mechernicher Bergwerks-Actien-Verein (MBAV) Anfang des 20. Jahrhunderts, nach neuen Erzlagern zu suchen“, heißt es in dem von Peter-Lorenz Koenen verfassten Erklärungstext: „Man beschloss, das Westfeld in Angriff zu nehmen. Hierzu musste 1904 der Entwässerungsstollen »Burgfeyer Stollen« bis in das Westfeld getrieben werden, um den neuen Untertagebereich“ trocken zu bekommen.
Weiter heißt es: „1906 wurden die Aufschlussarbeiten im Westfeld ohne Aussicht auf Erfolg eingestellt. 1908 ging der Mechernicher Bergwerks-Aktienverein (MBAV) in Liquidation. Ende 1910 wurde die Gewerkschaft Mechernicher Werke (GMW) gebildet. Nach der Übernahme der GMW durch die Preussag 1937 wurden wieder alte Projekte angegangen. 1938 wurde im Westfeld ein Schacht mit 141,3 m als Fahr- und Förderschacht abgeteuft, und der Burgfeyer Stollen nochmals um 200 Meter in das Westfeld verlängert.“
Mit 5000 Kubikmetern Erde zugekippt
Der Zweite Weltkrieg unterbrach weitere Untersuchungen im Westfeld.
1952 wurden wieder Probebohrungen aufgenommen, um das Bleierzlager auf Abbauwürdigkeit zu testen. Sie ergaben aber nur einen sehr geringen Erzgehalt, der nicht wirtschaftlich abzubauen war. 1964 wurde der Schacht mit 5000 Kubikmetern Walderde angefüllt und mit einer eisenverstärkten Betondecke versehen. Übrig blieben ein Gebäude und eine Halde.
pp/Agentur ProfiPress