„Wir haben uns gerauft und gemocht“
Hermann und Franziska Nöthen feiern Diamantene Hochzeit – Der Schwimmmeister und seine Frau haben Tausenden Kindern und Erwachsenen das Schwimmen beigebracht – Für die Arbeit im Gartenhallenbad sind sie nach Mechernich gekommen
Mechernich – Zugegeben, die Frage des Mechernicher Bürgermeisters war etwas neckisch. „Und Frau Nöthen, als um Mitternacht die Uhr umgeschlagen ist und Sie offiziell 60 Jahre verheiratet waren – haben Sie da gedacht: Ich würde es wieder tun?“, fragte Dr. Hans-Peter Schick schmunzelnd. Das spontane „Nein“ von Franziska Nöthen sorgt für Lacher im Wohnzimmer der beiden Jubilare, wo das Diamantene Hochzeitsjubiläum im kleinen Kreis gefeiert wurde. Nachdem die Lacher verstummt sind, ergänzt sie die ganze Wahrheit: „Wir haben uns gerauft und gemocht. Das macht eine gute Beziehung ja aus.“
Eine Beziehung, die im Euskirchener Schwimmbad ihren Anfang nahm. Dort lernten sich der junge Schwimmmeister Hermann und die Realschülerin Franziska kennen – und später lieben. Das kühle Nass blieb ihr gemeinsames Element: Beide engagierten sich jahrzehntelang in der DLRG. „Ich habe 16 Jahre lang Schwimmunterricht gegeben“, erzählt Franziska Nöthen, heute 79 Jahre alt. Auch Schwangerenschwimmen für das DRK sowie Mutter-Kind-Turnen für die Stadt Mechernich gehörten zu ihrem Engagement. Zudem arbeitete sie 20 Jahre lang als Buchhalterin.

Ihr Mann Hermann, inzwischen 87, ist untrennbar mit dem früheren Gartenhallenbad Mechernich verbunden, das er 28 Jahre lang leitete. Schon seine berufliche Laufbahn war vielfältig: Zunächst machte er eine Lehre zum Töpfer, ehe er die Ausbildung zum Schwimmmeister absolvierte und seine Prüfung an der Deutschen Sporthochschule in Köln ablegte. In Mechernich gründete er gemeinsam mit Kollegen die DLRG-Ortsgruppe.
Die berufliche wie private Lebensgeschichte der beiden ist eng mit der Stadt verknüpft. 1970 zog das Paar mit Sohn Claus von Euskirchen nach Mechernich, 1975 dann mit Claus und Peter nach Strempt. Dort wurde 1978 der dritte Sohn Alexander geboren. Inzwischen gehören sechs gesunde Enkelkinder zur Familie. „Alle gesund. Das ist die Hauptsache“, stellt Franziska Nöthen fest. Seit 2021 leben Hermann und Franziska Nöthen wieder in der Kernstadt Mechernich. „Hier ist alles fußläufig erreichbar. Das ist unbezahlbar“, sagt Hermann Nöthen zufrieden.
Glückwünsche des Ministerpräsidenten
Mit seiner Frau verbringt er heute immer noch Zeit mit vielen gemeinsamen Aktivitäten. Ins Wasser und ins Fitnessstudio gehen sie nur noch, um selbst fit zu bleiben – bis zu seinem 80. Lebensjahr hat Hermann Nöthen sogar noch Wassergymnastik unterrichtet. Reisen und Malen gehören ebenfalls noch zu ihren Leidenschaften.
„Beim Malen kann ich mich fallen lassen“, erzählte Nöthen in einem früheren Interview. Seine Öl- und Aquarellbilder stellte er schon mehrfach im Gymnasium Am Turmhof in Mechernich. Wie man malt, hat er sich als Autodidakt beigebracht. Seine Frau malt ebenfalls – aber in einem ganz anderen Stil. „Ich mag das Gegenständliche, wage mich inzwischen aber auch an die abstrakte Kunst“, sagt Hermann. Franziska wiederum verwandelt ihre eigenen Gedichte in Bilder.
Auch ihre kleine Feier zur Diamantenen Hochzeit mit Familie, Freunden und den Vermietern in den eigenen vier Wänden war ein Gedicht. „Wir hatten ein richtig schönes Fest“, stellt Hermann Nöthen im Nachgang zufrieden fest. Dazu hat sicherlich auch beigetragen, dass Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick nicht nur die Glückwünsche der Stadt Mechernich überbrachte, sondern auch die des Ministerpräsidenten Hendrik Wüst und seiner Landesregierung.
Persönlich wünschte das Mechernicher Stadtoberhaupt dem Paar „Gesundheit und Zufriedenheit für die nächsten Jahre“ – und erinnerte augenzwinkernd daran, dass nun die Jubiläen in kürzeren Abständen folgen. In fünf Jahren stünde die Eiserne Hochzeit an. Ob dieses Feier dem rüstigen Jubelpaar vergönnt sein wird, weiß nur der liebe Gott. Zu wünschen wäre es beiden. Dr. Hans-Peter Schick ist dann definitiv nicht mehr im Amt, weil er nach 26 Jahren nicht mehr zur Wahl antritt. Sein Nachfolger müsste sich dann wohl eine neue, neckische Frage einfallen lassen.
pp/Agentur ProfiPress