„84 aus dem Koma erwacht“
Stiftungsvorsitzende Janina Mironczuk aus dem polnischen Toruń erinnerte an gemeinsam Anfänge und Kooperation zwischen den Hospizen „Stella Maris“ der Communio in Christo und „Swiatlo“
Mechernich/Thorn – Die Kontakte zwischen der Stiftung „Swiatlo“ („Licht“) in der polnischen 200.000-Einwohner-Stadt Toruń (Thorn) an der Weichsel und dem Ordo Communionis in Christo in Mechernich und dessen Sozialwerk reichen bis 2001 zurück. 2023 feierte das von „Swiatlo“ unterhaltene Hospiz in Thorn sein 20jähriges Bestehen. Das nahm die Stiftungsvorsitzende Janina Mironczuk jetzt zum Anlass, die Verbundenheit mit der Communio in Christo mit Hauptsitz in Mechernich in einem langen und herzlichen Brief zum Ausdruck zu bringen.
Die Beziehungen rühren aus jener Zeit, als man auch in Mechernich daran ging, das sternförmige Sterbehospiz „Stella Maris“ im hinteren Bereich von Mutterhaus und Langzeitpflege der Communio neuzubauen. Janina Mironczuk, Sozialwerk-Geschäftsführer Norbert Arnold und Pfarrer Hermann Walch, der inzwischen verstorbene damalige Spiritual des Ordo Communionis in Christo, unterzeichneten im Jahre 2006 einen Kooperationsvertrag.
„Dies war eine wunderbare Zeit mit vielen Kontakten“, schreibt die Stiftungsvorsitzende jetzt an Generalsuperior Jaison Thazhathil und Geschäftsführer Norbert Arnold: „Unsere Mitarbeiter kamen damals zu Schulungen nach Deutschland. Indem wir von Euch das Fachliche lernten, konnten wir nach Eurem Beispiel in Toruń eine medizinische Einrichtung für Koma-Patienten eröffnen.“
„Bis heute haben wir dort 1270 Personen behandelt, davon sind 84 Personen aus dem Koma erwacht“, so der Brief aus Thorn weiter: „Dafür danken wir Gott. Ein Teil von ihnen konnte wieder ihre Arbeit aufnehmen, die Schule besuchen, andere können ein aktiveres Leben im Rollstuhl oder mit anderen Gehhilfen führen.“
Reha und Familienhilfe
„Erwachte Patienten haben andere Probleme als Normalsterbliche“, so Janina Mironczuk: „Für sie organisieren wir Rehabilitationsmaßnahmen, damit sie die erlangte Beweglichkeit behalten. Wir kümmern uns außerdem um ihre Kinder und Angehörigen und geben materielle Hilfe, Stipendien und organisieren Ferienfahrten. Außerdem verschaffen wir ihnen Zugang zu Werkstätten für Menschen aus ganz Polen.“
Es sei eine schwere Arbeit, „die jedoch sehr viel Befriedigung mit sich bringt, und was am wichtigsten ist, sie bringt die Akzeptanz für eine andere Form des Lebens der Kranken mit sich. Und die zaubert Lächeln auf ihre Gesichter und die ihrer Familienangehörigen.“
Die Stiftung in Thorn leite seit 17 Jahren eine Akademie zur Bekämpfung von Krebs. 16 Jahre davon gab es Filialen der Akademie in acht polnischen Städten. Die Akademie sei eine „vielseitige Hilfe für Menschen, die gegen eine Krebserkrankung kämpfen“ und organisiere Rehamaßnahmen, Diätetik, onkologische Kosmetik, Integrations- und Schulungsfahrten.
„Eine Gruppe von Menschen mit onkologischen Erkrankungen führt seit neun Jahren Theateraufführungen durch“, schreibt Janina Mironczuk weiter: Schauspielerei und „Drama“ seien für sie sehr wichtig, damit würden auch Familien und Kinder unterstützt. Man unternehme seitens der Stiftung auch viel Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit.
Kongressteilnehmer aus Mechernich
Seit fünf Jahren betreibe man eine Kampagne namens „Mutig gewinnt“ zur Aufklärung über Hodenkrebs. Mironczuk: „Wir sensibilisieren junge Menschen in Schulen und Männer am Arbeitsplatz für die Bedeutung von Vorsorgeuntersuchungen.“
Von der ersten Stunde an sei die Stiftung „Swiatlo“ an enger Zusammenarbeit für Menschen im Koma mit Forschung und Wissenschaft interessiert. Das diene der genaueren Diagnose und gezielten Hilfen. Die Vorsitzende in ihrem Brief an Generalsuperior Thazhathil und Geschäftsführer Arnold: „Wir haben zusammen mit Universitäten im In- und Ausland ein Programm zur Patientenkommunikation entwickelt, das sich »Cyber-Auge« nennt.“
An bislang insgesamt sieben diesbezüglichen wissenschaftlichen Konferenzen in Toruń hatten seinerzeit auch Vertreter aus Mechernich teilgenommen, unter anderem Norbert Arnold, die damalige Heimleiterin Ulrike Müller und Schwester Lidwina aus dem Mutterhaus des Ordo Communionis in Christo.
Im Schreiben Janina Mironczuks findet auch die ehrenamtliche Theatergruppe „Effata“ Erwähnung, die seit 16 Jahren die Öffentlichkeit über Probleme von Komapatienten und deren Familien aufklärt: „Sie sprechen auch über Probleme in der Palliativmedizin und führen einmal im Jahr ein Krippenspiel auf. Ihre Beteiligung am gesellschaftlichen Leben kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.“ Auch in anderen Bereichen engagierten sich viele Menschen ehrenamtlich für die Stiftung.
Seit fünf Jahren organisiere „Swiatlo“ Bälle und Picknicks für Menschen mit Behinderung aus der ganzen Woiwodschaft Kujawien-Pommern: „Sie freuen sich auf diese Begegnungen. Die Freude und das Lächeln in ihren Gesichtern sind die größte Belohnung. Unser neuestes Projekt in der von uns errichteten Einrichtung ist das »Haus des Lichts« – eine Kurzzeitpflege für pflegende Angehörige von schwerkranken, behinderten und alten Menschen.“
„Unsere Zusammenarbeit hat viele Aktivitäten angeregt“, schreibt Janina Mironczuk an Norbert Arnold und Jaison Thazhathil. Die Corona-Zeit habe allerdings die gegenseitigen Kontakte unterbrochen: „In der Einrichtung wurden die Patienten krank. Die Familien konnten sie nicht besuchen. Es war eine sehr schwierige Zeit für uns alle.“
„Kirche braucht Communio in Christo“
Zurzeit könne sie auch aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters und körperlicher Beeinträchtigungen nicht ins Mutterhaus nach Mechernich reisen. Auch die Priester, die früher mit Generalsuperior Karl-Heinz Haus und Spiritual Hermann Walch in Verbindung standen, seien inzwischen versetzt worden und andernorts tätig. Das ändere aber nichts am Grad der Verbundenheit und Liebe, die „Swiatlo“ mit der Communio in Christo verbindet.
„Ich persönlich werde die Freundlichkeit, mit der wir uns im Mutterhaus von Mutter Marie Therese begegnet sind, nie vergessen“, so die Stiftungsvorsitzende aus Thorn: „In meiner Vorstellung stehe ich am Fenster des »Hauses Effata« in Blankenheim und blicke auf die schöne historische Stadt mit ihrer hoch aufragenden Burg. Ich spaziere durch die Gassen von Bad Münstereifel, wo jedes Haus ein Kunstwerk ist. Ich stehe mit Pfarrer Hermann Walch am Taufbecken von Mutter Marie Therese Linssen in der Kirche St. Johannes Baptist in Oud-Valkenburg. Es bleibt alles in meiner Erinnerung.“
Mutter Marie Therese, deren Motto „Caritas est vivere in Deo“ ist, sei zu Recht der Überzeugung gewesen, „dass die Kirche den Orden Communio in Christo braucht“, so Janina Mironczuk: „Ich habe noch nie einen solchen Orden oder eine solche Gruppe von Menschen erlebt, in der die Liebe zu Gott und die vermittelten Werte mit der totalen Hingabe für den Nächsten verbunden sind.“ Unvergessen seien auch die Schulungen der polnischen Mitarbeiter in Mechernich und Blankenheim durch Heimleitung und Pflegepersonal.
Sie glaube, dass Mutter Marie Therese und andere Mitglieder des Ordens „über uns wachen“, so schreibt die Stiftungsvorsitzende: „Wir haben die Zeit mit Euch in all den Jahren sehr genossen. Es waren unvergessliche Momente…“
pp/Agentur ProfiPress