Zauberhaftes Vogelgezwitscher
Mainzer Musici begeistern erneut ihr Publikum im Mechernicher Ratssaal – Unter der Leitung von Professor Benjamin Bergmann boten die Nachwuchsmusiker Werke von Vivaldi, Haydn oder Elgar – Konzert zugunsten der Schwerst- und Langzeitpflege der Communio in Christo
Mechernich – Der Plan von Professor Benjamin Bergmann ist schnell zusammengefasst: Das Publikum mit einem bekannten Lied abholen, das Vogelgezwitscher, das sich bei Vivaldis Frühling andeutet, als Motiv für den weiteren Konzertverlauf aufgreifen und sich bis zur Pause furios steigern. Gesagt, getan, gespielt, gelungen konzertiert. So begeisterten die Mainzer Musici erneut ihr Publikum im voll besetzten Mechernicher Ratssaal, wo sie zugunsten der Langzeitpflege der Communio in Christo ein Gastspiel gaben.
Wie nicht anders zu erwarten war, setzten die jungen Musikerinnen und Musiker den Plan ihres Professors erstklassig in die Tat um. Bei Vivaldis Frühling brillierte Solist Emanuel Reichert-Lübbert an der Violine. Der junge Musiker absolviert aktuell ein Masterstudium an der Hochschule Mainz. Gleichzeitig befindet er sich im künstlerischen Aufbaustudium Komposition an der Akademie für Tonkunst in Darmstadt. „Daher hat er sich auch zugetraut zu improvisieren – so wie damals auch üblich“, erklärt Professor Bergmann.
Der hat dieses Vogelgezwitscher, das sich im ersten Satz bei Vivaldi angedeutet hat, als Motiv für die Programmgestaltung aufgegriffen. Folgerichtig war das zweite Stück „Das Vogelreich“ von Luigi Boccherini. „Das Vogelgezwitscher ist dabei durch die verschiedenen Stimmen gewandert“, so der Orchesterleiter, der ebenso enthusiastisch über die Musik spricht, wie er sie auf der Bühne zu Gehör bringt.
Im Klang verschmelzen
Wenn er dann sagt „Wir haben Spaß daran, gemeinsam Kammermusik zu machen und sozusagen im Klang zu verschmelzen“, ist das während des Konzerts absolut spür- und hörbar. Gleichzeitig sind seine Nachwuchsmusiker auch immer gefordert, sich als Solisten hervorzutun.
Um nach Boccherini diese Vogelwelt weiterzuspinnen, die sich bei Vivaldi in den Jahreszeiten schon entwickelt hatte, brachte das Kammerensemble schließlich die „Sinfonia Berchtolsgadensis“ von Haydn dar. „Oder von einem seiner Schüler, man weiß es nicht so genau“, erläutert der Professor aus Mainz.
Egal, die Musik begeisterte und ließ die Zuhörer im Ratssaal so manches Mal Schmunzeln. Das lag am Einsatz von Original-Vogelpfeifen. „Solche wurden Ende des 18. Jahrhunderts in Berchtesgaden industriell hergestellt, waren eigentlich Kinderspielzeuge“, sagt Bergmann. Sie lassen Kuckuck, Wachtel und Nachtigall lebendig werden, sind in der Original-Partitur so vorgesehen, aber heute eben nicht mehr erhältlich. „Aber vor einigen Jahren habe ich einen ornithologischen Laden entdeckt, der Vogellockpfeifen herstellt und so sind hier heute die Originalvogellockpfeifen zum Einsatz gekommen, die wirklich den Klang ganz genau nachahmen“, so der Musiker, für den mit Blick auf die Jahreszeit folgerichtig nur Vivaldis Winter den Abschluss eines sehr gelungenen ersten Teils bilden konnte.
Romantischer zweiter Teil
Bereits dort machte Solistin Jukyeong Kim eine glänzende Figur an ihrer Violine. Die Masterstudentin, die an der koreanischen Pohang Arts High-School ihren Bachelor gemacht hatte, hat bereits mehrere erste Preise bei Wettbewerben in Südkorea erhalten. Sie ist Mitglied der jungen Deutschen Philharmonie du im Jungen Ensemble des Philharmonischen Staatsorchester Mainz. Trotz ihres jungen Alters verfügt sie also über reichlich Erfahrung, um nach der Pause erneut als Solistin auf der Bühne zu spielen.
„Das ist der romantische Block“, erläutert ihr Professor. Das Stück „Poème“ von Ernest Chausson basiere auf einer Novelle des russischen Dichters Iwan Turgeniew. „Eine unglückliche Liebesgeschichte natürlich und das ist für die Sologeige auch. Da kann man schmatzen und seufzen und zwischendurch einen Walzer tanzen und so. Und am Ende dann ein tragisches Ende“, fasst Benjamin Bergmann zusammen. Der hat sich die Mühe gemacht, das Stück, das eigentlich für ein großes Orchester geschrieben wurde, für das Kammerorchester mit nur zehn Streichern umzuschreiben. „Ich habe sogar versucht, die Harfe einzubauen, mal sehen, ob das Publikum das hört“, so der Konzertmeister, der für den anschließenden Part eine Streicherserenade von Edwar Elgar ausgewählt hat, um dann mit der „Pizzicato Polka“ von Johann Strauß fulminant zu enden.
Soweit jedenfalls das offizielle Programm, das wie selbstverständlich noch um eine Zugabe verlängert wurde. Somit sollte sich die Vorhersage von Professor Benjamin Bergmann auch bewahrheiten. Denn der hatte in der Pause gesagt: „Bei dem Programm kommt, glaube ich, das Publikum auf seine Kosten – und wir als Spieler auch.“ Deren Spielfreude, energetisch befeuert durch ihren mitreißenden Konzertleiter, war erneut ein Garant für einen wunderschönen Klassik-Abend im Mechernicher Rathaus.
Wertschätzung und soziale Teilhabe
Den hatte Sonja Plönnes eröffnet. „In einer Zeit, in der uns oft die Worte fehlen, um das zu beschreiben, was wir fühlen, sind es die Klänge der Musik, die uns in einer Weise verbinden können, die jenseits des gesprochenen Wortes liegt. Und genau das dürfen wir heute Abend erleben, ein musikalisches Erlebnis, das nicht nur unser Ohr, sondern auch unser Herz erreicht“, hatte die Einrichtungsleiterin der drei Pflegeeinrichtungen des Sozialwerkes Communio in Christo versprochen und damit Ludwig van Beethoven zitiert.
Ihr Dank galt den Mainzer Musici, „nicht nur für ihre außergewöhnliche musikalische Qualität, sondern auch für ihre treue Hingabe in den letzten Jahren“. Sie seien immer wieder den weiten Weg nach Mechernich gekommen, um das Publikum mit ihrer Musik zu verzaubern und das mittlerweile etablierte Dreikönigskonzert zu einem festen Bestandteil in Kulturkalender der Stadt zu machen.
Durch das musikalische Engagement erfahre die Schwerst- und Langzeitpflege eine Wertschätzung, die alle sehr stolz mache. „Sie tragen dazu bei, dass die Arbeit in unseren Einrichtungen gesehen und anerkannt wird. Aber noch viel wichtiger, Sie ermöglichen es unseren Bewohnern, soziale Teilhabe zu erleben, gesehen zu werden und ihren Platz in der Gesellschaft zu finden“, so Plönnes, die den Sponsoren des Rotary-Clubs Mainz-Churmeyntz und der Kreissparkasse Euskirchen für ihre finanzielle Unterstützung sowie der Stadt Mechernich für die Bereitstellung des Ratssaales dankte.
Abschließend wünschte sie allen einen wunderbaren Abend mit den Mainzer Musici unter der Leitung von Prof. Benjamin Bergmann. „Möge die Musik uns heute Abend auf eine ganz besondere Weise berühren und verbinden“, sagte Sonja Plönnes und dieser Wunsch sollte nicht unerfüllt bleiben.
pp/Agentur ProfiPress