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Gottesdienst „Fest der Freude“

Traditionelle Kräutersegnung im Freilichtmuseum Kommern schuf eine Verbindung zwischen Himmel und Erde

Mechernich-Kommern – Am Hochfest Mariä Himmelfahrt hat das LVR-Freilichtmuseum Kommern heute den traditionellen Krautwischtag begangen. Vor dem kleinen Kapellchen aus Schützendorf in der Baugruppe Eifel wurden die frisch gebundenen Kräutersträuße – im lokalen Zungenschlag „Krockwösch“ – im Rahmen eines kurzen Freiluftgottesdienstes gesegnet. Damit setzt das Museum einen überlieferten Ritus fort, der im Rheinland seit dem Mittelalter belegt ist.

Monika Blaeser, Anita Wolfgarten, Petra Spürkel und Jenny Zimmermann, die Hauswirtschafterinnen des LVR-Freilichtmuseums Kommern hatten neun verschiedene Heilkräuter und Nutzpflanzen gesammelt, die sie am Festtag Maria Himmelfahrt nach einer Segensfeier zu Krautwischen banden und an die Museumsbesucher verschenkten. Foto: Sabine Roggendorf/pp/Agentur ProfiPress
Monika Blaeser, Anita Wolfgarten, Petra Spürkel und Jenny Zimmermann, die Hauswirtschafterinnen des LVR-Freilichtmuseums Kommern hatten neun verschiedene Heilkräuter und Nutzpflanzen gesammelt, die sie am Festtag Maria Himmelfahrt nach einer Segensfeier zu Krautwischen banden und an die Museumsbesucher verschenkten. Foto: Sabine Roggendorf/pp/Agentur ProfiPress

Zwischen 11 und 16 Uhr zeigten die Museums-Hauswirtschafterinnen Monika Blaeser, Anita Wolfgarten, Petra Spürkel und Jenny Zimmermann, wie und was nach altem Brauch gebunden wird, erklärten Herkunft und Sinn der Pflanzen – und gaben die kleinen Sträuße an Besucherinnen und Besucher weiter. Den Segen spendete Diakon Manni Lang – wie in den Vorjahren – vor der Schützendorfer Kapelle; der Krautwischtag war im Museumseintritt enthalten.

Auch dieses Jahr war die Gottesdienstgemeinde groß, die sich vor dem ursprünglich aus Mechernich-Schützendorf stammenden St.-Michaels-Kapellchen versammelte, um der Kräutersegnung beizuwohnen. Foto: Sabine Roggendorf/pp/Agentur ProfiPress
Auch dieses Jahr war die Gottesdienstgemeinde groß, die sich vor dem ursprünglich aus Mechernich-Schützendorf stammenden St.-Michaels-Kapellchen versammelte, um der Kräutersegnung beizuwohnen. Foto: Sabine Roggendorf/pp/Agentur ProfiPress

„In dem Brauch treffen zwei Heilstraditionen aufeinander“, so der Geistliche: „Das Wissen um die Heilkräfte der Natur und das Vertrauen auf den Segen Gottes. Mit den Blumen und Kräutern bringen wir die Schönheit der Schöpfung in den Gottesdienst, der so zu einem Fest der Freude wird.“

Sieben, neun, zwölf, 14

Zur Komposition des „Krockwösch“ gehören in Kommern neben Wild- und Heilkräutern wie Johanniskraut, Schafgarbe, Rainfarn, Weidenröschen, Dost/Oregano und der Königskerze auch vier Getreidearten (Roggen, Gerste, Weizen, Hafer). Die Zahl der Kräuter variiert regional – häufig sieben, neun, zwölf oder 14 –, und spiegelt die Symbolik „heiliger Zahlen“.

Vor der WDR-Kamera gab Diakon Manni Lang Auskunft über die Kräutersegnung als christlicher Brauch, die seit mehr als 1000 Jahren überliefert ist, also noch aus der Zeit Kirche vor Schisma (1054) und Reformation (1517) stammt, und möglicherweise vorchristliche Wurzeln hat. Foto: Sabine Roggendorf/pp/Agentur ProfiPress
Vor der WDR-Kamera gab Diakon Manni Lang Auskunft über die Kräutersegnung als christlicher Brauch, die seit mehr als 1000 Jahren überliefert ist, also noch aus der Zeit Kirche vor Schisma (1054) und Reformation (1517) stammt, und möglicherweise vorchristliche Wurzeln hat. Foto: Sabine Roggendorf/pp/Agentur ProfiPress

Der Brauch gilt als Haus- und Viehschutz: Der geweihte Strauß wurde traditionell auf dem Dachboden oder im Obergeschoss aufbewahrt, bei Gewitter verräuchert oder – nach einem Jahr – verbrannt. Mit dem Einbinden von Getreide ist seit jeher die Bitte um eine gute Ernte verbunden. Das Freilichtmuseum erinnert damit bewusst an ein Stück Eifeler Alltags- und Frömmigkeitskultur, das vielerorts in Vergessenheit geraten ist.

Traditionell gehören im Rheinland „Bletzkrock“ (Johanniskraut, „Blitze-Kraut“), „Dondekrock“ (Weidenröschen, „Donnerkraut“), „Wurmkrock“ (Rainfarn, früher gegen Wurmbefall), „Böndeknöpp“ (Großer Wiesenknopf), „Maria Bettstrüh“ (Oregano, „Marias Betstreu“), „Biber“ (Beifuß) und „Suurampes“ (Sauerampfer), auch Schafgarbe, Wermut, Kamille und Minze sowie die Getreidearten Weizen, Hafen, Gerste und Roggen in den „Krockwösch“. Foto: Sabine Roggendorf/pp/Agentur ProfiPress
Traditionell gehören im Rheinland „Bletzkrock“ (Johanniskraut, „Blitze-Kraut“), „Dondekrock“ (Weidenröschen, „Donnerkraut“), „Wurmkrock“ (Rainfarn, früher gegen Wurmbefall), „Böndeknöpp“ (Großer Wiesenknopf), „Maria Bettstrüh“ (Oregano, „Marias Betstreu“), „Biber“ (Beifuß) und „Suurampes“ (Sauerampfer), auch Schafgarbe, Wermut, Kamille und Minze sowie die Getreidearten Weizen, Hafen, Gerste und Roggen in den „Krockwösch“. Foto: Sabine Roggendorf/pp/Agentur ProfiPress

Glaube, Natur, regionale Identität

Die Resonanz war auch diesmal groß: Schon in den Vorjahren zog die Weihe zahlreiche Gäste an; lokale Berichte verweisen auf gut gefüllte Reihen vor dem St.-Michaels-Kapellchen und auf die kontinuierliche Pflege des Brauchtums durch Museum und Seelsorge. Auch für dieses Jahr war die Kräuterweihe als offenes Angebot für Familien und Feriengäste angekündigt.

Die ehemalige St.-Michaels-Kapelle aus Mechernich-Schützendorf stammt aus dem Jahr 1783 (über der Tür steht das Baujahr). Ihr Dachreiter-Kreuz trägt die Jahreszahl 1671 – vermutlich von einem Vorgängerbau. Nach ihrem Abbau Anfang der 1960er Jahre wurde die Kapelle – komplett und mit ihrem Geläut – auf dem Gelände des LVR-Freilichtmuseums Kommern wieder aufgebaut. Auch an Maria Himmelfahrt 2025 erklang die Glocke zur Kräutersegnung. Foto: Sabine Roggendorf/pp/Agentur ProfiPress
Die ehemalige St.-Michaels-Kapelle aus Mechernich-Schützendorf stammt aus dem Jahr 1783 (über der Tür steht das Baujahr). Ihr Dachreiter-Kreuz trägt die Jahreszahl 1671 – vermutlich von einem Vorgängerbau. Nach ihrem Abbau Anfang der 1960er Jahre wurde die Kapelle – komplett und mit ihrem Geläut – auf dem Gelände des LVR-Freilichtmuseums Kommern wieder aufgebaut. Auch an Maria Himmelfahrt 2025 erklang die Glocke zur Kräutersegnung. Foto: Sabine Roggendorf/pp/Agentur ProfiPress

Mit der heutigen Feier knüpft das LVR-Freilichtmuseum an sein Profil als Rheinisches Landesmuseum für Volkskunde an – ein Ort, an dem nicht nur historische Gebäude zu sehen sind, sondern gelebte Tradition erfahrbar bleibt. Oder, um den Tag zusammenzufassen: Ein Strauß zwischen Himmel und Erde, der Naturwissen, Glaube und regionale Identität bündelt.

pp/Agentur ProfiPress