Vielfalt via Live-Stream übertragen
Interkulturelle Wochen des Kreises Euskirchen am DRK-Mehrgenerationenhauses eröffnet – Auftakt-Konzert über Youtube-Kanal in die Wohnzimmer der Eifel, die „ZUEs“ und die ganze Welt übertragen – Integrationsarbeit darf auch in Pandemie-Zeiten nicht ruhen – Manfred Poth prangert außerdem Zustände in Lesbos und die gescheiterte Integrationsarbeit der Europäischen Union an – „Wir alle sind Menschen dieser Erde“
Euskirchen/Kreis Euskirchen – „Kamera läuft! Wir sind live!“ Mit dem Ruf werden alle prompt still im Garten des DRK-Mehrgenerationenhauses. Für Manfred Poth, den Allgemeinen Vertreter des Landrats im Kreis Euskirchen, ist es stattdessen ein Startsignal: Seine Ansprache und das nachfolgende Konzert mit insgesamt drei Bands wird via Live-Stream über den Youtube-Kanal des Kreises Euskirchen in die vom Roten Kreuz betreuten Zentralen Flüchtlingsunterkünfte (ZUEs), in Haushalte in Euskirchen und der Eifel, genau genommen sogar in die ganze Welt übertragen.
Anlass für den Live-Stream ist der Start der Interkulturellen Wochen, die noch bis zum 17. November mit diversen Veranstaltungen dauern. Mit ihnen soll der Austausch unterschiedlicher Kulturen gefördert werden, um die Integration geflüchteter Menschen in der Region voranzubringen.
Kulturelle Vielfalt im Kreis feiern
„Sonst haben wir den Start immer mit einem großen gemeinsamen Fest begangen, das der Kreis Euskirchen gemeinsam mit uns und weiteren Kooperationspartnern ausgerichtet hat“, berichtet Boris Brandhoff vom Roten Kreuz im Kreis Euskirchen und Leiter der DRK-Integrationsagentur. Ein solches Fest durchzuführen, sei in Corona-Zeiten natürlich nicht möglich. Dennoch dürfe der Prozess der Integration geflüchteter Menschen nicht auf Eis gelegt werden. Deshalb habe man mit dem Live-Stream neue Wege beschritten.
So wird bereits zum fünften Mal die religiöse und kulturelle Vielfalt im Kreis präsentiert – unter dem Motto „Zusammen leben, zusammen wachsen“. „Mich freut es sehr, dass die Interkulturellen Wochen so viele Veranstaltungen zu bieten haben wie noch nie – und das über den ganzen Kreis verteilt“, sagt Poth.
Der Ort für den Auftakt hätte nicht besser gewählt werden können. Denn im DRK-Mehrgenerationenhaus, wo das Team „Migration / Integration“ des DRK seit 2019 seinen Sitz hat, wird Vielfalt täglich gelebt und gefördert. Unterstützt wird das fremdenfreundliche Engagement an diesem Abend auch durch das Team des im Haus integrierten „Café Henry“, das die Gäste bewirtet, die im Garten des DRK-Standortes das Konzert genießen.
Miteinander und füreinander leben
„Ozan Ata Canani und Freunde“ bilden den Auftakt des Konzertes. Im Südosten der Türkei 1963 geboren, kam der Frontmann der Band Mitte 1975 nach Deutschland. Mit 15 begann er in deutschen und türkischen Texten sich mit den akuten Sorgen – darunter Fremde, Ausgrenzung, Arbeits- und Lebensbedingungen sowie Heimweh – der damaligen Gastarbeitergeneration in Deutschland auseinanderzusetzen. Seine Themen und Texte sind heute nicht minder aktuell und mitreißend. So singt er für Euskirchen ein Lied mit besonderer Botschaft: „Wir alle sind Menschen dieser Erde. Aus verschiedenen Ländern und Kulturen, die zufrieden und glücklich, miteinander, nebeneinander und füreinander leben und leben wollen.“
Afrikanische Rhythmen bringt die Trommelgruppe Djembelé unter der Leitung von Pape Samory Seck ein, der seit 1997 dauerhaft in Deutschland lebt. Zum Abschluss spielt die neunköpfige Gruppe „5000 Miles“, ein interkulturelles Band-Projekt mit Musikerinnen und Musikern aus Iran, Syrien, Irak, Ukraine, Argentinien, Deutschland und Holland. „5000 Miles“ bringen gelebte Integration mit Freude an der Musik auf die Bühne: In den Songs der Band verschmelzen nahöstliche Folklore und westliche Popmusik zu etwas einzigartig Neuem.
Doch auch den Blick in die Welt vergisst man nicht. Manfred Poth prangert in seiner Ansprache auch die Situation der Flüchtlinge auf der drittgrößten griechischen Insel Lesbos an: „Lesbos ist ein Synonym für gescheiterte Integrationsbemühungen und gescheiterte Unterstützung der europäischen Union.“ Man müsse auch von der Basis aus Druck machen, damit „die Zustände in Lesbos, in den griechischen Inseln, aber auch in den Lagern Nordafrikas oder bei den vielen Toten im Mittelmeer endlich einer Lösung zugeführt werden“.
Außer dem Live-Stream gibt es im DRK-Mehrgenerationenhaus an der Kommerner Straße 39 eine weitere Veranstaltung innerhalb der Interkulturellen Wochen: Am Freitag, 2. Oktober, 17 Uhr, lädt die DRK-Integrationsagentur zu einem Bauchtanzworkshop mit Fatima Shams, einer erfahrenen Dozentin für orientalischen Tanz, ins Café Henry ein. Der Workshop richtet sich an bereits erfahrene Tänzerinnen sowie interessierte Einsteiger. Einige wenige Plätze sind noch frei. Anmeldungen nimmt Sabine Heines, DRK-Integrationsagentur Euskirchen, unter sheines@drk-eu.de entgegen. Weitere Veranstaltungen auf www.kreis-euskirchen.de
pp/Agentur ProfiPress