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Der Weihnachtsengel von Weyer

Vera Schmitz-Schiffer fährt von Haus zu Haus, um vom Hochwasser betroffenen Kindern und Jugendlichen in der Eifel prall gefüllte Weihnachtstüten zu überreichen und sorgt so für Lichtblicke bei den Beschenkten

Mechernich-Weyer – Die bunten und prall gefüllten Weihnachtstüten finden sich überall im Haus von Vera Schmitz-Schiffer. In Kinderzimmern, im Schlafzimmer, sogar im Wohnzimmer, auf dem Flur, in Kisten, in Kartons gestapelt. Gut durchorganisiert wie sie ist, verliert die 55-jährige nicht den Überblick angesichts des Chaos im trauten Heim. Und schon gar nicht lässt sie sich dadurch von ihrer herzerwärmenden Mission abhalten.

Sie ist der Weihnachtsengel von Weyer. Alles in allem verteilt sie 350 Pakete von dem Mechernicher 750-Seelen-Ort aus an die stark vom Hochwasser betroffenen Familien in der Eifel. Aber nicht per Post, sondern persönlich, von Angesicht zu Angesicht, von Hand zu Hand. Hunderte Kilometer zählt der Tacho ihres Autos schon und noch ist kein Ende ihrer weitläufigen Touren in Sicht, in die sie irgendwie durch Zufall hineingerutscht ist.

„Ich habe mich bei Facebook einer privaten Gruppe angeschlossen, die Päckchen sammeln oder Patenschaften übernehmen wollte“, berichtet sie. Vor allem „Socken stricken“ sei zunächst gefragt gewesen. Das habe durchaus gepasst, da sie diese Tage gehandicapt durch einen Bänderriss zu Hause sowieso auf dem Sofa verbrachte. „Ich habe dann also Socken gestrickt…“ Schnell habe sich herauskristallisiert, dass daraus deutlich mehr sollte.

Überall im Haus hat Vera Schmitz-Schiffer die insgesamt 350 Weihnachtstüten verteilt und zwischengelagert – so auch in diesem Zimmer. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress

„Lebensmut geben“

Vera Schmitz-Schiffer hatte vorher schon einer Familie in Breitenbenden geholfen, die nach der Nacht zum 15. Juli ohne Hoffnung und Perspektiven dastand und damit die Gefühle Betroffener hautnah miterlebt. „Lebensmut und Hoffnung geben“, sei das wichtigste in so einer Situation. Genauso wie offene Ohren, seelischer Beistand, tatkräftige Hilfe oder einfach nur da sein und nicht alleine lassen.

Auch vor der Türe der Weihnachtspakete-Empfänger habe sie bereits viele rührende Momente erlebt. „Ganz viele, die geweint haben, wo ich dann auch mitgeweint habe“, berichtet sie noch sichtlich bewegt. Viele fühlten sich vergessen und seien einfach so dankbar für jede Geste und jedes Wort.  „Die Menschen sind so froh“, sagt sie.

VR-Bank Nordeifel, KSK Euskirchen, Hilfsgruppe Eifel sowie Procter & Gamble unterstützten das Engagement mit einer großzügigen Spende. Auch Schmitz-Schiffers Postbote hatte mächtig viel zu tun. Er lieferte viel Gespendetes zu ihr. „Der ist der Knaller“, lobt ihn die Weyerin, die ebenso tatkräftig auch von ihrer Familie unterstützt wurde.

Vera Schmitz-Schiffer bringt die prall gefüllten Tüten persönlich zu den stark vom Hochwasser betroffenen Kindern und Jugendlichen in der Eifel. Dabei gab es schon jetzt rührende Moment an deren Haustüre. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress

„Wer kennt wen“-Prinzip half

An der Ahr wurden die Päckchen über kleine Weihnachtsmärkte verteilt. „Da konnten sich die Kinder dann bedienen. Das ist in der Eifel etwas schwieriger, weil hier nicht ganze Ortschaften, sondern eher einzelne Straßenzüge betroffen sind“, so Schmitz-Schiffer. Wie also an die Adressen rankommen? Für den Weihnachtsengel stand fest: „Ich wollte definitiv nicht nach Flutbescheinigungen fragen müssen.“ Daher nutzte sie gezielt das Prinzip: Wer kennt wen? Danach liefen die Drähte heiß. „Alles, was ich kannte in den einzelnen Orten habe ich aktiviert ansonsten habe ich mich auch an die Rathäuser gewandt.“ Der hierzulande strenge Datenschutz machte jedoch die Nachforschungen schwer. Daher startete sie auch Aufrufe im Internet durch Posts in sozialen Medien. „Dann ist das deutschlandweit geteilt worden. Mein Handy stand nicht mehr still.“

Die mobile Haushaltshilfe und Betreuerin bei der Caritas managte das alles neben ihrer Berufstätigkeit. Ihr Antrieb kommt aus dem tiefsten Innern: „Ich habe durch das Hochwasser und die Schäden ein Stück meiner Heimat verloren. Deshalb möchte ich nicht tatenlos zusehen, sondern meinen Beitrag dazu leisten, dass es überall kleine Lichtblicke gibt und wir den Wiederaufbau gemeinschaftlich schaffen. “

pp/Agentur ProfiPress