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Krewelshof

Ein Kölschglas Wasser für die Korallen

Krewelshof startet mit brandneuer Pflanzmaschine in die Kürbissaison – 300 000 Setzlinge müssen in die Erde – Motto der nächsten Kürbisschau steht schon fest

Mechernich-Obergartzem – „Hier wachsen die Korallen. Und da hinten sprießen schon die Algen!“ Max Bieger deutet auf den staubigen Acker, über dem weiße Wolkenschiffe am himmelblauen Horizont träge dahinziehen. Lautlos gleiten ihre Schatten über runzlige Furchen. Feldlärchen zwitschern, ein Traktor tuckert leise in der Ferne. Davor, dahinter und rundherum: Hellbraune Eifel-Erde, seidenweich – und so locker, dass man beim ersten Windstoß die Augen zusammenkneifen muss und hinnehmen, fortan von jedem weiteren sanft gepudert zu werden. Wüstenfeeling herrscht zwischen Enzen und Obergartzem. Daran hat auch der erste Regenguss des Monats nichts ändern können, der vor wenigen Minuten über den Feldern hinterm Krewelshof niedergegangen ist. Algen auf dem Acker? Das muss ein Missverständnis sein.

Früh reckt sich, was ein Hokaido werden will. Die im Gewächshaus vorgezogenen Setzlinge warten in den Paletten am Feldrand auf ihren Einsatz. Foto: Kerstin Rottland/pp/Agentur ProfiPresss
Früh reckt sich, was ein Hokaido werden will. Die im Gewächshaus vorgezogenen Setzlinge warten in den Paletten am Feldrand auf ihren Einsatz. Foto: Kerstin Rottland/pp/Agentur ProfiPresss

Vorsichtig löst der Juniorchef des Krewelshofs ein Pflänzchen aus der obersten Palette und platziert es auf dem Handteller. „Wunderschön, oder? Perfekt gewachsen.“ In Biegers Blick liegt unverhohlene Zärtlichkeit. Womit nur, fragt man sich, hat das Objekt seiner Begierde die wohl verdient? Zwei dunkelgrüne Blätter, kaum größer als Ein-Euro-Münzen, die an einem zierlichen Stängel, tapfer aber noch ein wenig wacklig, in die Höhe ragen. – Nett, hm. Aber, mal ehrlich, nach Aquarienpflanze sieht das eher nicht aus. „Tja …“, mit vielsagender Miene wackelt der 25-Jährige mit dem Kopf. „Noch nicht!“ Als er die Ratlosigkeit im Gesicht gegenüber bemerkt, lässt Max Bieger die Unterwasser-Bombe platzen: „Es geht um die nächste Kürbisschau“, verkündet der Krewelshof-Chef stolz. „Das Motto wird diesmal ‚Atlantis‘ lauten.“

Bei der nächsten Kürbisschau wird es maritim

„Atlantis!“ Bei dem Namen ploppen im Kopf sofort Bilder auf, von der sagenumwobenen versunkenen Stadt im Meer. Von Poseidon und Neptun, von Ruinenresten, umkreist von Fischschwärmen, übersäht mit Seesternen, gespickt mit Algen. „Das alles wird wie immer nur aus unseren eigenen Kürbissen gestaltet sein.“ Damit nichts schiefgeht, wurden die Biegerschen Setzlinge bereits vor Wochen vorgezogen, im Gewächshaus eines Dürener Landwirtskollegen. Denn, was braucht der clevere Kürbis-Architekt dringend für eine möglichst üppig vegetierende Unterwasserpflanzenwelt?“ Max Bieger grinst: „Rondini! Das ist nämlich der einzige Kürbis weit und breit, der fast schwarz ist. Und damit annähernd als Seetang oder Algen durchgeht.“ Was den farbenprächtigen Rest der maritimen Flora umso heller erleuchten lassen soll. „Nach der Kürbisschau ist vor der Kürbisschau“, sagt Max Bieger. Und übrigens, wer „Wasser“ ernten wolle, der müsse „Blue Hubbard“ sähen. „Rechtzeitig!“ So einfach sei das.

„Perfekt gewachsen!“ Max Bieger ist guter Dinge, dass aus seinen Pflänzchen beim nächsten Kürbisschau im Spätsommer hübsche „Algen“ werden. Foto: Kerstin Rottland/pp/Agentur ProfiPresss
„Perfekt gewachsen!“ Max Bieger ist guter Dinge, dass aus seinen Pflänzchen beim nächsten Kürbisschau im Spätsommer hübsche „Algen“ werden. Foto: Kerstin Rottland/pp/Agentur ProfiPresss

Einfacher als im vergangenen Jahr gestaltet sich der Kürbis-Anbau auch deshalb, weil Bieger Junior vorgesorgt hat. Und eine Kürbis-Pflanzmaschine angeschafft hat. Autonomes Pflanzen? „Nicht ganz.“ Max Bieger deutet auf den Schlepper, der im Schneckentempo (1,1 Stundenkilometer) durch die Reihen tuckert. Bei Bedarf auch ohne Fahrer, das mache ein Satellitensystem möglich, ähnlich wie beim autonomen Autofahren. Denn: Was auf den Straßen noch Zukunftsmusik ist, ist auf deutschen Feldern längst erlaubt. An das Traktorheck ist ein ungewöhnlich aussehender Hänger gekoppelt. Aus zwei schräg stehenden Paletten, die wie flache Pflanzkästen aussehen, blitzen grüne Blättchen. Darin: Der künftige Rondini – oder, wie Max Bieger sagen würde: „Die Algen.“

300 000 Setzlinge müssen in die Erde

Auf 25 Hektar will Familie Bieger in diesem Jahr Kürbisse anbauen. Weil die Exemplare zum Teil recht dick werden und auch manchmal über ausuferndes Blattwerk verfügen, muss immer genügend Abstand eingeplant werden. Insgesamt würden rund 300 000 Kürbisse in die Erde gebracht werden, schätzt Max Bieger.

So völlig von alleine pflanzen sich diese dann doch nicht. Auf jeden Fall aber rückenschonender als in den letzten Jahren, als zwölf Helfer diese mühsame Arbeit noch von Hand machen mussten. Jetzt reichen dafür drei Personen. „Auf dem Hänger sitzen zwei, die die Setzlinge aus der Kiste in die Pflanzvorrichtung stecken. Ein weiterer fährt den Traktor und kontrolliert bei Bedarf auch die Reihen, während dieser fast von selbst weiterfährt. Den Rest macht die Pflanzmaschine, ganz allein.“

Mit atemberaubenden 1,1 Stundenkilometern wird die Pflanzmaschine samt Helfern über den Acker gezogen. Aus der Ferne erkennt man gut das gelbe Wasserfass. Foto: Kerstin Rottland/pp/Agentur ProfiPresss
Mit atemberaubenden 1,1 Stundenkilometern wird die Pflanzmaschine samt Helfern über den Acker gezogen. Aus der Ferne erkennt man gut das gelbe Wasserfass. Foto: Kerstin Rottland/pp/Agentur ProfiPresss

Und das sieht so aus: Die Folie wird während des Überrollens angestochen und ein Pflanzloch in den Damm gebohrt. Das sich langsam drehende Rad, ähnlich wie bei einem Braunkohlebagger, in dessen „Schaufeln“ die Helfer ein Pflänzchen nach dem anderen platzieren, lässt diese in Bodennähe fallen, so dass sie in die frisch gestochenen Löcher plumpsen. Dass die Erde momentan staubtrocken ist, sei überhaupt kein Problem. Max Bieger zeigt auf das gelbe Fass hinten am Traktor. „Jede einzelne Kürbispflanze bekommt von unserer Maschine exakt ein Kölschglas voll Wasser mit ins Loch gegeben, das sind 200 Milliliter. Die Menge reicht aus, damit die Pflanze prima anwächst.“ Tatsächlich, sieht man genau hin, erkennt man den feinen Sprühregen, der exakt die Menge Wasser abgibt, die zur jetzigen Jahreszeit von oben kommen sollte. Dies aber immer seltener tut. Ein unkalkulierbares Risiko für jeden Landwirt. Für Biegers könnte allzu große Trockenheit im schlimmsten Fall bedeuten, dass die allseits beliebte Kürbisschau ausfallen müsste. „Atlantis“ läge auf dem Trockenen.

„Neues Gerät war Top-Investition“

Die ersten Setzlinge, die die Maschine vor gut vier Wochen eingebracht habe, seien der beste Beweis dafür, dass das neue Gerät eine Top-Investition war. „Die sehen alle perfekt aus, keine Schäden, nichts“, freut sich Max Bieger. Die schwarze Maisfolie, die zu hundert Prozent biologisch abbaubar ist, und die man auch von Spargelfeldern kennt, trage überdies ihren Teil dazu bei, dass der Wurzelballen in den ersten Wochen feucht bleibe und der Setzling entsprechend gedeihen könne.

In den nächsten Wochen wird Biegers Kürbis-Pflanzmaschine höchstens nachts stillstehen. 70 verschiedene Kürbissorten wie Honeyball, Blutkürbis, Baby-Boo, Peanut, Blue-Hubbard, Butternut, Hokaido und deren Sub-Arten wollen in die Erde gebracht werden. Während auf den einen Feldern  noch fleißig gepflanzt wird, wird sich das Bild auf den anderen bereits mächtig verändern. Wer schon mal Kürbisse im eigenen Garten gezogen hat, weiß: Die Früchte wachsen schneller als man gucken kann. „In drei Wochen sieht man von der hellbraunen Erde hier nichts mehr“, schätzt Max Bieger. „Alles ist dann mit Blättern und Ranken zugewuchert.“ Ende August beginnt bei Biegers die Ernte. Damit der Produktion von Kuchen, Suppen, Sekt, Marmeladen, Kernen, Ölen und anderen herbstlichen Köstlichkeiten nichts im Wege steht. Und „Atlantis“ nicht noch einmal untergeht.

pp/ Agentur ProfiPress

Perfekte Dosierung: Die Menge von einem Kölschglas Wasser wird jedem Setzling bei der Pflanzung automatisch mitgegeben, das entspricht 200 Mililiter. Foto: Kerstin Rottland/pp/Agentur ProfiPresss
Perfekte Dosierung: Die Menge von einem Kölschglas Wasser wird jedem Setzling bei der Pflanzung automatisch mitgegeben, das entspricht 200 Mililiter. Foto: Kerstin Rottland/pp/Agentur ProfiPresss

                                                                  

   

Oben: Zwei Helfer sitzen auf dem Hänger Ohne die Rücken krumm machen zu müssen, wie es früher nötig war, sorgen sie für Nachschub aus den Paletten. Foto: Kerstin Rottland/pp/Agentur ProfiPresss
Oben: Zwei Helfer sitzen auf dem Hänger Ohne die Rücken krumm machen zu müssen, wie es früher nötig war, sorgen sie für Nachschub aus den Paletten. Foto: Kerstin Rottland/pp/Agentur ProfiPresss

Unten: Pflänzchen für Pflänzchen werden die Setzlinge in die Maschine gesteckt, die währenddessen schon die Folie anritzt und ein Loch sticht, in das diese dann automatisch plumpsen. Foto: Kerstin Rottland/pp/Agentur ProfiPresss
Unten: Pflänzchen für Pflänzchen werden die Setzlinge in die Maschine gesteckt, die währenddessen schon die Folie anritzt und ein Loch sticht, in das diese dann automatisch plumpsen. Foto: Kerstin Rottland/pp/Agentur ProfiPresss