Werke gehen tief unter die Haut
Fotocouturist Wolf Tekook erinnert an den Holocaust mit einer aufwühlenden und berührenden Bilderserie in der Galerie im Rathaus
Mechernich – Die Gäste der Vernissage sind still als Yael Anspach, musikalisch begleitet von Uli van Staa, mit ihrer wundervollen Stimme zu singen beginnt, ihre jüdischen Lieder füllen den Raum und berühren die Seele. Sie stimmt ein auf die Ausstellungseröffnung des Fotocouturisten Wolf Tekook, der eine beeindruckende und aufwühlende Bilderserie zur „Erinnerung an den Holocaust“ in der Galerie im Rathaus präsentiert.
„Man darf die Shoah, den Holocaust, nicht vergessen, leugnen, ignorieren, beschwichtigen und relativieren“, lautet die dringliche Botschaft der Ausstellung. Die Werke Tekooks ziehen den Betrachter in den Bann. Man greift die Inhalte, die Botschaften der Bilder mit den Augen auf – und sofort dringen sie tief unter die Haut.
Auf Zetteln, die den Bildern zugeordnet sind, sind historische Fakten von Mordaktionen, Deportationen, Gesetzen und Liquidierung zu lesen. Texte, Auszüge oder Zusammenfassungen machen antijüdische Gesetze und Anordnungen schwarz auf weiß deutlich.
Josef Wilhelm Knoke, früherer Top-Manager im europäischen Einzelhandel, Geschichts- und Politikwissenschaftler, geht in seiner Laudatio auf die Geschichte des Holocaust ein, differenziert nach Zeiten und Orten. Mit seinen Worten und Beispielen macht er die grauenvollen Taten, das Streben nach der perfekten „Arischen Herrenrasse“, das den Mord von Millionen von Juden voraussetzte, schmerzlich bewusst.
Vernichtungslager
Der Laudator zählt Namen der Vernichtungslager auf – von Belzec, Bergen-Belsen, Birkenau bis Buchenwald, dann noch Dachau, Majdanek und Ausschwitz, nicht zu vergessen Sobibor, Theresienstadt und Treblinka. „Diese Namen, die uns in Wolf Tekooks explizit genannt werden, stehen für unermessliches Grauen und Leid und den Tod von Millionen von jüdischen Menschen durch Vernichtung, durch planmäßige, staatlich organisierte Tötung. Mit einer hohen Zahl an Direkttätern“, so Knoke.
Die Opfer dürften nicht in Vergessenheit geraten. Wolf Tekook schaffe mit seiner Ausstellung einen Baustein dazu, „indem er die Erinnerungen durch seine Bilder wachhält, zum gesellschaftlich Diskurs und die Schoah beiträgt“. Die subtile Abstrahierung der Bilder, der Verzicht auf eine drastisch plakative Darstellung des Grauens und die Wahl der schlichten Farben (Gold für die Opfer, Schwarz für die Täter) schaffe Raum für Diskussionen.
Das Mahnen und Erinnern sei auch heute noch wichtig, wie auch Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick nicht müde wird zu betonen: „Das, was damals passiert ist, darf sich nicht wiederholen. Wir alle sind aufgerufen, dies auch in unserem täglichen Leben, unseren Mitmenschen unseren Kindern mit auf den Weg zu geben.“
Der Künstler bekennt am Ende der Ausstellungseröffnung, er sei oft gefragt worden, warum er denn den Holocaust überhaupt aufgreife, das Thema sei doch „uncool“. Der Künstler antwortete mit einem kleinen Gedicht des Münchners Simon Pearce, der in „Bei Hitlers brennt noch Licht“ warnt, dass die Bedrohung nie ganz erloschen ist und wieder näher rückt.
„Jetzt sieht man sie, jetzt hört man sie … das sind keine Gespenster“, zitiert Tekook. Und: „Vernunft wo bist Du? Wo? Komm’ raus und hilf … und schalt’ es aus…. sonst brennt es lichterloh.“ Erneut.
pp/Agentur ProfiPress