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Was ist Heimat?

Christiane Wünsche las bei der Lit.Eifel in Roetgen aus „Aber Töchter sind wir für immer“ – Bauernhof des Großvaters im früheren Schlesien war Inspiration für Debütroman

Roetgen – Während Christiane Wünsche vor rund 60 Besuchern im Roetgener Bürgersaal aus ihrem Roman „Aber Töchter sind wir für immer“ vorlas, fiel der Blick ihrer Zuhörer immer wieder auf das großformatige Foto, das die Autorin zur Lit.Eifel-Lesung mitgebracht hatte. Das Bild zeigte einen alten, von Unkraut überwucherten Bauernhof im heutigen Polen – die Inspiration für ihren Debütroman.

Christiane Wünsche las bei der Lit.Eifel in Roetgen aus ihrem Debütroman „Aber Töchter sind wir für immer“. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

Tatsächlich handelte es sich dabei um den Bauernhof ihres Großvaters, der zum Ende des Zweiten Weltkriegs aus dem damaligen Schlesien gen Westen fliehen musste. „Ich bin mit den Zeichnungen meines Großvaters von seinem Hof groß geworden, mit seiner unstillbaren Sehnsucht nach Heimat“, erinnert sich Christiane Wünsche. Vor ein paar Jahren sei sie schließlich nach Polen gefahren und habe den alten Bauernhof besucht – und sei sofort von der morbiden Atmosphäre, der Melancholie des Ortes, in den Bann gezogen worden. „Was ist Heimat?“, habe sie sich in diesem Moment gefragt. „Das war die Inspiration für mein Buch“, erzählt die Autorin den Besuchern der Lit.Eifel in Roetgen.

Geschichte mit Lokalkolorit

Heimat und Familie sind die tragenden Themen in Christiane Wünsches Roman „Aber Töchter sind wir für immer“. Es ist eine Familiengeschichte, erzählt aus fünf Perspektiven, von den 1930er-Jahren bis heute. Zum Geburtstag ihres Vaters treffen sich die drei Schwestern Johanna, Heike und Britta in ihrem Elternhaus wieder. Drei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. In dem kleinen Haus am Bahndamm, inmitten weiter Felder, scheint die Vergangenheit lebendig zu werden – und es kommen Dinge ans Licht, die bis dahin verschwiegen wurden.

Ohne zu viel von der Geschichte zu erzählen, las Christiane Wünsche Passagen der verschiedenen Familienmitglieder, so dass ihre Zuhörer einen Einblick in die Perspektiven der Figuren bekamen. Roetgens Bürgermeister Jorma Klauss freute sich besonders auf eine Geschichte „mit Lokalkolorit“, denn der Roman spielt in Kaarst, wo Christiane Wünsche auch in Wirklichkeit wohnt. Dort konnte sie sich letztendlich auch ihre Frage nach der Heimat beantworten: „Heimat ist in meinen Augen da, wo die Leute sind, die man lieb hat. Menschen sind für mich Heimat.“

Spaß am neuen Genre

Nach mehreren Krimis ist „Aber Töchter sind wir für immer“ Christiane Wünsches Debütroman. Umso überraschender kam für sie der Erfolg des Buches: 22 Wochen auf der Spiegel-Bestsellerliste mit einer Höchstplatzierung auf Rang fünf. Dabei sei es deutlich schwieriger gewesen, einen Roman zu schreiben, schließlich habe dieser nicht automatisch einen roten Faden wie der Krimi das Verbrechen. Dennoch habe sie Spaß am neuen Genre gefunden, erzählte die Autorin im Gespräch mit Lit.Eifel-Moderatorin Katia Franke.

So ist inzwischen bereits ihr zweiter Roman „Heldinnen werden wir dennoch sein“ erschienen, aus dem sie zum Ende der Lesung ebenfalls noch eine Passage „zum neugierig machen“ vorlas. Um Freundschaft, Loyalität und Feigheit gehe es in ihrem neuen Roman. „Das sind aktuelle Themen in unserer Gesellschaft“, so Christiane Wünsche. Als Leiterin eines Kinder- und Jugendzentrums werde sie immer wieder mit der Frage konfrontiert, was wahre Freundschaft ausmache. Wünsche: „Und hier in der Eifel haben Sie erst kürzlich während der Flutkatastrophe erlebt, wie wichtig Loyalität und Freundschaft sind.“

pp/Agentur ProfiPress