Schick macht „kurze Fuffzehn“
Mechernicher Bürgermeister ist nach 20 Jahren Übung ein Meister des Fassanstichs – Wieder war der „Zappes“ nach zwei Schlägen im Fass versenkt – Oktoberfest zugunsten der Hilfsgruppe Eifel für krebskranke Kinder erlebte die elfte Auflage – Dank der Bio-Gasanlage genug Strom im Netz – Pützer: „Die Köh dohn et joot“
Mechernich-Lorbach – Es war wieder eine Stimmung wie all die zehn Jahre zuvor auf der Lorbacher „Thres-Wiese”, wo der Schmalzler-Fanklub das elfte Oktoberfest zugunsten der Hilfsgruppe Eifel für tumor- und leukämiekranke Kinder veranstaltete.
Das Festzelt war wieder knubbelvoll, wo man hinsah, entdeckte man die Gäste in schicken Dirndl-Kleidern oder Lederhosen. Krachen lassen hatten es zuvor die Nettersheimer Böllerschützen, die schon seit elf Jahren dabei sind, und die während des obligatorischen Festzuges durch den Ort das Oktoberfest mit lauten Böllerschlägen „anschießen“.
In den Dienst der guten Sache stellte sich wieder der Mechernicher Bürgermeister und Schirmherr der Benefiz-Veranstaltung, Dr. Hans-Peter Schick, dem es vorbehalten war, mit den Organisatoren Manni Kreuser und Hermann-Josef Koch das erste Fass Münchener Oktoberfestbier anzustechen.
Auch im elften Jahr seiner Schirmherrschaft machte Schick beim Fassanstich „kurze Fuffzehn“ und versenkte den Zappes mit zwei gezielten Schlägen im Fass. Der Bürgermeister hat bisher nie mehr als zwei Schläge gebraucht und damit seinen großen Vorbildern in München nichts nachgestanden. Er hat ja auch seit 20 Jahren im Bürgermeisteramt Übung, denn auch bei den Mechernicher Kirmessen im Mai und September sorgt der Verwaltungschef mit gezielten Hammerschlägen für die Eröffnung des Bierflusses.
„Trinkt, macht Umsatz!“
Den Ausruf „O’zapft is“ verband Dr. Hans-Peter Schick mit der Aufforderung an das durstige Gaudivolk, beim Trinken ordentlich zuzuschlagen, denn es gehe ja schließlich um einen guten Zweck.
Zusammen mit Hilfsgruppenchef Willi Greuel aus Lückerath bedankte sich der Bürgermeister aus Bescheid bei den Organisatoren, die für die Unterstützung der Hilfsgruppe eine äußerst beliebte Kultveranstaltung ins Leben gerufen hätten.
Dank richteten Schick und Greuel auch an die Volksmusiker der „Schmalzler“ aus dem Bayerischen Wald, die sich ebenfalls seit elf Jahren in den Dienst der guten Sache stellen. Bis auf Frontmann Max Fenzl waren die Musiker in der Nacht aus Passau nach Lorbach angereist, wo sie am Morgen von Max Fenzl erwartet wurden. Der hatte sich nämlich schon am Mittwochmorgen auf den Weg in die Eifel gemacht – teils mit dem Zug und teils mit dem Fahrrad.
Keine Ermüdung
Am Donnerstag, so berichtete Max stolz, sei er dann mit seinem E-Bike 80 Kilometer durch die Eifel geradelt. Ermüdungs-Erscheinungen waren bei dem Vollblutmusiker freitags dennoch nicht zu spüren. Die Schmalzler mit Max Fenzl, Robert Prosser, Karl Wirkert, Joe Eckerl und Fabian Fenz hatten das Publikum schnell auf Betriebstemperatur gebracht. Mit seinem Dauerschlachtruf „Die Gläser hoch“ zündete Stimmungskanone Max Fenzl beim Publikum immer wieder das Trinklied „Ein Prosit, ein Prosit der Gemütlichkeit…“
Doch keinesfalls überwiegt bei den Auftritten der fünf Musiker, die schon Konzerte außerhalb Europas in den USA, Kanada, Puerto Rico und Australien gegeben haben, die bayerische Blasmusik. Aus den braven Volksmusikern können im „Null-Komma-Nichts“ röhrende Rocker werden. Das sind Profis, da sah man in Lorbach, was 30 Jahre Bühnenerfahrung bedeuten.
Verstärkt wurden die Schmalzler auch in diesem Jahr von dem Sötenicher Entertainer Julian Heldt, der die Besucher mit seinen Partykrachern und „kölschen Tön“ in Wallung brachte. Mittendrin auf der Tanzfläche wurde ein älteres Rock’n‘Roll tanzendes Ehepaar aus Solingen entdeckt.
Für das leibliche Wohl mit Wies’n-Spezialitäten hatte Fanclub-Mitglied Hubert Koch reichlich gesorgt. Bayerische Hax‘n mit Kartoffelpüree und Sauerkraut, Leberkäs und Brezeln fanden dankbare Abnehmer. Ebenso gefragt waren die kleinen Fläschchen mit hochprozentigem Penninger-Blutwurz aus dem Bayernwald, die bei keinem Konzert der Schmalzler fehlen dürfen.
„Dress“-Strom für „Thres-Wiesn“
Bis weit nach Mitternacht herrschte im Festzelt ausgelassene Stimmung, und die Schmalzler spielten eine Zugabe nach der anderen. Strommangel wie vergangenes Jahr hatte der Lorbacher Fanklub diesmal nicht, obwohl es im Vorfeld Probleme gegeben habe, berichtete Elektromeister Helmut Pützer am Abend.
Obwohl die Stromfirma „ene“ aus Kall nach dem Leitungszusammenbruch im vergangenen Jahr diesmal einen Transformatoren-Austausch vorgenommen hatte, habe ihm ein Mitarbeiter der Firma eine ausreichende Stromversorgung in dem etwas vom Dorf abgelegenen Festzelt nicht garantieren können.
Landwirt Helmut Dahmen, der nahe der „Thres-Wiese“ eine Biogas-Anlage betreibt, habe die Situation gerettet, indem er sich bereit erklärte, das Festzelt direkt aus der Anlage mit ausreichend Biostrom zu versorgen. Organisator Manfred Kreuser: „Dafür sind wir Helmut Dahmen mehr als dankbar“. Und auch Elektromeister Helmut Pützer war zufrieden als auch nach Stunden der Bio-Strom noch problemlos floss: „Die Köh doon et joot“, freute sich der Elektroexperte.
pp/Agentur ProfiPress