Kruzifix vermisst
Nach Renovierung wurde altes Roggendorfer Wegekreuz an den Straßen nach Hostel und zum „Lüh“ wieder eingeweiht
Mechernich-Roggendorf – „Saach, weeß Du, wahr datt Krüzz zwesche Roggendörp unn Hoostel jeroode öss?“. Mit dieser Frage wandte sich der kirchlich und dörflich in Roggendorf sehr engagierte Jörn Hück im Frühjahr an den Mechernicher Diakon Manni Lang. Doch der wusste nix – immerhin war auch dem gebürtigen Bleibuirer aufgefallen, dass das gute und offensichtlich schon sehr alte Stück plötzlich verschwunden war.
Aufklärung brachte der Bleibuirer Pastor Heinz-Josef Arenz: Eine Wohltäterin aus dem nahen Hostel, die nicht genannt werden wolle, habe das in die Jahre gekommene und von starken Witterungsrissen durchzogene Holzkreuz zum Restaurieren gegeben. Wenn es wieder da sei, versprach der Pfarrer Jörn Hück, werde es an Ort und Stelle im Beisein interessierter Gläubiger eingeweiht.
Am letzten September-Sonntag war es soweit: Der Schwerfener Zimmermann Willi Schneider hatte neue schwere Balken zum Kreuz zusammengefügt, mit einem Dach versehen und den neu lackierten Corpus wieder darauf befestigt, nachdem er das Balkenkreuz zuvor mit zwei Schichten Bootslack gegen Wind und Wetter immunisiert hatte.
Zu dem Auftrag war Schneider über die Bauunternehmung der Gebrüder Schilles in Floisdorf gekommen, für die er zuweilen zimmert. Schneider und 15 weitere Menschen waren zugegen, als Pfarrer Arenz das Kreuz jetzt nach dem Sonntagshochamt segnete.
„Am Ort des offensichtlichen Scheiterns…“
Je älter er werde, verriet Heinz-Josef Arenz, desto mehr rückten ihm der Sinn von Kreuz und Leiden in den Fokus. „Wir treffen uns hier am Kreuz, nach menschlichem Ermessen am Ort des offensichtlichen Scheiterns…“, sagte er der kleinen Einweihungsgemeinde.
Am Ort, an dem der menschgewordene Gott mit uns und für uns starb, stimmte der Geistliche den Kreuzeshymnus aus dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper an: „Er war Gott gleich, / hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein,/ sondern er entäußerte sich/ und wurde wie ein Sklave/ und den Menschen gleich./ Sein Leben war das eines Menschen;/ er erniedrigte sich/ und war gehorsam bis zum Tod,/ bis zum Tod am Kreuz…“
Der Bleibuirer Pastor, zu dessen Verantwortungsbereich auch Hostel gehört, freute sich nicht nur über die Großzügigkeit der ungenannten Frau, die die Kreuzesrenovierung nach schwerer Krankheit gestiftet hatte. Arenz war es auch eine Genugtuung, dass so viele Menschen das Kreuz vermisst und eine regelrechte Fahndung nach seinm Verbleib ausgerufen hatten.
Das Kreuz möge allen ein Segen und Zuspruch für neuen Mut sein, die es Tag für Tag passieren, so Arenz: „Ich selbst ertappe mich dabei, dass ich, statt den kürzesten Weg über Lückerath zu nehmen, immer öfter über Hostel und Roggendorf nach Mechernich fahre, um in einem nach dem Kreuz zu sehen…“
pp/Agentur ProfiPress