Keine Panik in DRK-Kitas
Journalist Michael Schwarz (Rheinische Redaktionsgemeinschaft) hörte bei Kindergarten-Trägern im Kreis Euskirchen nach, ob eine „Kitastrophe“ schon in Sicht ist – DRK-Kreisgeschäftsführer Rolf Klöcker kann durch kluge Vorarbeit und Weitsicht Entwarnung geben – Ein Pressespiegel
Kreis Euskirchen – Wenn man das Wort „Kitastrophe“ hört, klingelt es vielleicht noch nicht bei Jedem. Im Grunde ist es aber ganz einfach: ein Zusammenspiel aus Fachkräftemangel und nicht ausreichenden Zuschüssen aus der Politik, was Kitaträgern schon jetzt schlaflose Nächte bereitet. In vielen Landkreisen ist sie schon bittere Realität, bringt junge Eltern und Kita-Mitarbeiter an ihr Limit.
Auch die Abteilung Jugend und Familie im Euskirchener Kreishaus ist sich dessen bewusst, selbst wenn die Träger in ihrem Zuständigkeitsbereich, wie das Deutsche Rote Kreuz, die „Kitastrophe“ durch kluge Vorarbeit bisher abwenden konnten. Hierzu berichtete Michael Schwarz, Journalist bei Kölnischer Rundschau und Kölner Stadt-Anzeiger, nun in eben jenen Tageszeitungen. Anlass war die jährliche Anfrage aus der Politik bezüglich Kita-Anmeldungen für das kommende Jahr.
Rotes Kreuz bleibt gelassen
Schwarz stellte unter anderem DRK-Kreisgeschäftsführer Rolf Klöcker direkt einmal die „kritischen“ Fragen: „Gibt es genug Erzieherinnen und Erzieher? Zwar wurden in den vergangenen Jahren wegen des Rechtsanspruchs auf frühkindliche Betreuung massenweise neue Kitaplätze geschaffen, aber passen die politisch beschlossenen Anforderungen noch zu den personellen Voraussetzungen?“
Dieser bleibt gelassen, es gebe keinen Grund zur Panik. Auch wenn „Anspruch und Wirklichkeit auseinandergehen“. Für ihn sei es weniger ein Fachkräftemangel, als ein „Fachkräftemehrbedarf“. „Es braucht aber wesentlich größere Anstrengungen, geeignetes Personal zu finden“, so Klöcker, dessen Verband mit 90 Gruppen in 34 Kitas der insgesamt größte Kita-Träger im Kreis Euskirchen ist.
Diese Sicherheit kommt durch kluge Vorbereitung: „In den vergangenen sechs Jahren habe das DRK fünf neue Kitas mit insgesamt zwölf Gruppen im Kreis zusätzlich an den Start gebracht“, betont Michael Schwarz. So sei es dem Kreisverband laut Klöcker glücklicherweise gelungen, „nicht nur das vorhandene Personal zu binden, sondern rund 50 Fach- und Ergänzungskräfte zusätzlich einzustellen.“
Es gelte, den „gesetzlichen Vorgaben gerecht zu werden“: Klöcker zufolge sind das pro Gruppe mindestens zwei Kräfte: „Da viele Kolleginnen und Kollegen in Teilzeit arbeiten, sind es bei uns durchschnittlich fünf Mitarbeitende pro Gruppe.“ Das DRK beschäftigt laut Schwarz 375 Fachkräfte (darunter 24 männliche) in den Kitas plus 72 Ergänzungskräfte, zumeist Kinderpflegerinnen.
„Angebote und Situation passen nicht zusammen“
Auf Anfrage von Schwarz kamen auch Jan Lembach, Bürgermeister von Dahlen, Tim Nolden, Pressesprecher der Stadt Euskirchen sowie Anna Schlößer, Verantwortliche für den Kita-Bereich bei der „Arbeiterwohlfahrt Rhein-Erft und Euskirchen“, zu Wort. Auch hier zeigte sich, was fehlt: Personal und Zuschüsse.
Nolden: „Es wird durchaus als problematisch angesehen, dass übergeordnete staatliche Stellen politische Versprechungen machen und bei Bürgerinnen und Bürgern Erwartungen wecken, die faktisch vor Ort an Grenzen stoßen.“ Angebote und Personalsituation passten nicht zusammen. Und auch Lembach fordert, die Zuschüsse an die Träger dem Personalbedarf anzupassen.
Für Rolf Klöcker kommt es auch besonders auf Plätze in den Fachschulen für Sozialpädagogik oder eine Aufwertung des Berufsbildes, so auch des Gehalts, an. Er mahnt: „Um attraktivere Gehälter zahlen zu können, ist es aber dringend erforderlich, dass das Land die Kindpauschalen nach dem Kinderbildungsgesetz im Rahmen der Refinanzierung deutlich erhöht.“
Mit gutem Beispiel voran
Hinzu käme, dass sich Menschen nicht mehr so an einen Arbeitgeber binden würden, wie früher – sogar weitestgehend freie Wahl hätten – und eine gute Ausbildung bräuchten. „Man braucht sich nicht zu wundern, keine Fachkräfte zu bekommen, wenn man nicht selbst ausbildet“, so Klöcker gegenüber Schwarz. Hinzu kämen familienfreundliche Arbeitsbedingungen, ein gutes Klima und ausreichende Personalbesetzung als ein „Muss“.
Hier zeigt sich der DRK-Kreisverband als Vorreiter. „Interne und externe Gesundheitsangebote teils während der Arbeitszeit, Fort- und Weiterbildungsangebote, Fahrradleasing, Beratungsangebote, therapeutische Hilfe sowie Unterstützung in privaten und beruflichen Belastungssituationen“, nennt der Journalist hier als Paradebeispiele des Roten Kreuzes.
„Dürfte sich erledigt haben“
Das DRK verzeichnet derzeit sogar einen „Überhang“. Also: noch kein Grund zur Panik. Und das Team um Geschäftsführer Rolf Klöcker hat weitere Ambitionen: „In den nächsten zwei Jahren steht die Fertigstellung von drei neuen DRK-Kindertageseinrichtungen in Blankenheim, Olef und Gemünd mit insgesamt 14 Kindergartengruppen an“, so Klöcker. So resümierte Michael Schwarz: „Spätestens dann dürfte sich das mit dem Personalüberhang erledigt haben.“
pp/Agentur ProfiPress