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Grundschule schützt Arten

Meisen- und Steinkauz-Nistkästen, Eichhörnchen-Kobel, Fledermaus-Höhlen und Igel-Haus in Kommern installiert – Sechs Fernseher auf dem Schulflur lassen live zuschauen – Kinder und Lehrer fiebern digital mit

Von Henri Grüger

Mechernich-Kommern – „Ooh, ist das schön!“, staunen Kinder der Katholischen Grundschule (KGS) Kommern vor dem Bildschirm. Gerade beobachten sie, wie eine Meisen-Mutter ihre noch federlosen Kleinen live im Nistkasten nacheinander zügig füttert. Die Schule hat Initiative ergriffen und „den Wald zu sich geholt“, so Schulleiterin Maria Cloot-Schmich. Denn auch Eichhörnchen, Igel, Steinkauz & Co. dürfen einziehen.

Gefördert durch die E-Regio und den Förderverein konnte die Grundschule Nistkästen für verschiedene Tierarten errichten. Diese übertragen die Geschehnisse im Innern direkt auf Bildschirme im Schulflur, v.l.: Hausmeister Markus Kratz, Schulleiterin Maria Cloot-Schmich, der Vorsitzende des Fördervereins Arno Breuer und Lehrer Karl Frohn. Foto: Henri Grüger/pp/Agentur ProfiPress

Hausmeister Markus Kratz hatte im Vorhinein zusammen mit Lehrer und Mit-Initiator des Projektes Karl Frohn, diverse Nistkästen, Höhlen und Häuser für die possierlichen Tiere gebaut und verteilt auf dem Schulgelände aufgehangen und errichtet. Die Kästen wurden von innen mit Kameras ausgestattet, welche die spannenden Geschehnisse direkt auf diverse Bildschirme im Schulflur übertragen. Jeder Wildtierart ist ein Fernseher zugeordnet, insgesamt sind es sechs, die das Naturschauspiel zeigen. „Lebendiger kann Sachunterricht nicht sein. Wir verbinden damit die zwei wichtigsten Schwerpunkte im Moment, den der Nachhaltigkeit und den der Digitalisierung“, freut sich Cloot-Schmich.

Mit den hochauflösenden Kameras und Bildschirmen können die Kinder direkt die Nistprozesse und das Leben sowie den Alltag der Tiere hautnah erleben. „Hier fiebern alle mit, ob jung oder alt. Mit diesem Projekt bringen wir den Kindern schon früh Respekt vor der Natur und eine Achtung vor dem Leben mit auf den Weg“, so Cloot-Schmich weiter. Geplant ist zukünftig die Kameras bei Meisen, Igel & Co. direkt mit Whiteboards in den Klassen zu verbinden – zum Beispiel im Sachunterricht.

Diverse Nistkästen auf dem Gelände sind mit den beschrifteten Bildschirmen verbunden. Wenn die letzten benötigten Kameras eintreffen, können alle eingesehen und es kann komplett „mitgefiebert“ werden. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress

Pärchen & sieben Küken

Die Bewohner des Meisen-Nistkästen fühlen sich jedenfalls an der Schule scheinbar pudelwohl. „Derzeit bewohnt ein Meisenpärchen mit sieben Küken das Zuhause“, so Karl Frohn. Er unterrichtet Sachunterricht und setzt sich aber sehr für den Natur- und Tierschutz an der Kommerner Grundschule ein.

Lara, Kim, Sarah, Lea und Julian nutzen ihre Unterrichtspause sofort, um einen Blick auf den Nachwuchs zu werfen und was die gefiederten Freunde gerade so tun. Sie sind begeistert, wie sie dem Bürgerbrief berichten. „Das ist für uns alles sehr neu und spannend. Wir finden das super interessant“, sagt Kim. Und, obwohl die Meisen die Grundschüler nicht hören können, seien sie immer mucksmäuschenstill, wenn sie sich dem Fernseher näherten: „Das Leise-Zeichen hat jedenfalls auf dem Flur mittlerweile ausgedient, das sind die Kinder von alleine“, scherzte Cloot-Schmich.

Eine Meisenmutter hat gerade ihre Kleinen im Nistkasten gefüttert und ist nun wieder auf dem Weg, mehr zu besorgen. All das konnte „live“ in der Schule nachverfolgt werden. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress

Erstmals wurde an der Schule auch ein Eichhörnchenkobel, also eine kleine Höhle, an einem Baum befestigt. Beim Blick auf den dazugehörigen Fernseher für den kleinen Nager im Schulflur sieht man: Es sieht kuschelig aus. „Wir haben den Kommerner Kobel mit weichen Putzlappen gefüllt“, erklärt Frohn. In seiner Nachbarschaft habe man in einem gefällten Baum ein altes Eichhörnchen-Nest gefunden, welches mit Unterhosen des Nachbarn gefüllt war, erzählte er mit einem Schmunzeln. Diese hatten die Eichhörnchen zuvor frisch von der Wäscheleine stibitzt, um es für die Kleinen gemütlich und warm zu machen.

Auch eine Fledermaushöhle wurde geschaffen, sie bietet in erster Linie einen Rückzugsort für die (licht-)scheuen Tiere. Da sie nachtaktiv sind, können die Kinder sie aber zumindest beim Schlafen bestaunen. In einer schwindelerregenden Höhe von zehn Metern, an einem Schornstein, befindet sich jetzt neu auch ein Nistkasten für Steinkäuze. In zwei Röhren können die Vögel jeweils zum Beispiel brüten und Nahrung lagern. „Fressfeinde kommen da so gut wie gar nicht ran. Da es auch öfter mal zu Konkurrenz mit Waldkäuzen kommen kann, bleibt der Platz exklusiv für die Steinkäuze“, so Frohn.

Hausmeister Markus Kratz zeigt auf das Zuhause für Eichhörnchen, das er hoch oben am Baumstamm angebracht hat. Dort können die Tiere in Ruhe leben und haben was sie brauchen. Foto: Henri Grüger/pp/Agentur ProfiPress

Im Herbst soll an der KGS Kommern auch ein ausgeklügeltes „Igelhaus“ in Betrieb gehen. Voraussichtlich soll im nächsten Frühjahr darauf ein Hummelkasten befestigt werden. Frohn dazu: „Die vertragen sich gut, das passt ideal“.

Förderung und Zukunft

Unterstützt wurden das Nistkasten-Projekt der KGS Kommern mit 1.000 Euro von der e-regio-Aktion „Herz-und-Energie“, bei dem die Schule durch die Zahl der Stimmen auf Platz zehn landete. Aber auch der Förderverein hat wieder einen Großteil geleistet, damit das Vorhaben überhaupt umgesetzt werden kann. Seit rund 15 Jahren ist Arno Breuer dessen Vorsitzender. „Für die Kinder ist das Projekt etwas ganz anderes, als nur Bilder zu schauen. Das ist ganz tolles Lernen direkt in der Natur und das wollten wir den Kindern unbedingt ermöglichen“, sagte Breuer. Als nächstes Vorhaben wolle man die Grundschule mit Mitteln für kleine Roboter unterstützen, mit denen den Kindern Technik und Programmierung altersgerecht und interessant vermittelt werden kann.

Gebannt sehen die Kinder zu, wie die Meisenmutter ihre Kleinen füttert. Sie lernen dabei viel über die Vögel und ihr Verhalten in der Natur. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress

„Wir sind sehr dankbar, dass es einen so rührigen und engagierten Förderverein an unserer Schule gibt. Ohne diese Unterstützung wäre vieles gar nicht möglich“, so die Schulleiterin dankbar. Außerdem denke auch der Rotary-Club Burgfey eine Förderung nach. Frohn betont:   „Solch anerkennende Gesten bedeuten uns viel.“

pp/Agentur ProfiPress