Europa wagen
Schreibwerkstatt der Lit.Eifel am Gymnasium der Gemeinde Kreuzau veröffentlicht ein Buch – Schüler zeichnen für Texte und Illustrationen verantwortlich – Zehn Geschichten um Freiwilliges Soziales Jahr in Europa
Kreuzau – „Europa wagen“ – ein starker Titel für ein starkes Projekt. Am Gymnasium der Gemeinde Kreuzau haben 15 Schüler die Schreibwerkstatt der Lit.Eifel mit einem 230 Seiten umfassenden Buch abgeschlossen. Zehn Geschichten drehen sich jeweils um ein unvergessliches Freiwilligenjahr in Europa – mit Texten und Illustrationen der Schüler.
„Diese Geschichten haben eine literarische Qualität, die sich nicht verstecken muss“, lobt Schulleiter Wolfgang Arnoldt. Zum vierten Mal war sein Gymnasium Gastgeber für eine Lit.Eifel-Schreibwerkstatt. Die beiden Ideengeber und Projektleiter, Journalistin Claudia Hoffmann und Künstler Jan Hillen, zeigen sich begeistert von den Arbeiten der Schüler: „Es ist so beeindruckend, wenn man gemeinsam den großen Themenbogen skizziert hat, wie sich dann die Figuren entwickeln, Tiefe gewinnen und mit anderen Charakteren interagieren“, erklärt Claudia Hoffmann.
Zum zweiten Mal forderte das Thema der Schreibwerkstatt die Schüler dazu auf, sich mit Europa auseinanderzusetzen – konkret mit den Möglichkeiten, die europäischen Jugendlichen durch ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) offen stehen. „Viele junge Menschen fragen sich, was Europa überhaupt mit ihnen zu tun hat, aber wenn man genau hinschaut, ist das ganz schön viel“, sagt Claudia Hoffmann mit Blick beispielsweise auf Interrail, Reisefreiheit oder Studium im Ausland.
Einiges an Recherche nötig
So haben die Schüler des Kreuzauer Gymnasiums eine ganze Bandbreite an Themen für ihre Geschichten aufgegriffen: Umweltschutz, Behindertenarbeit, Assistenz in der Schule, Rettungsdienst, Kinderbetreuung als Au-pair – und das alles in Frankreich, Spanien, Finnland, Österreich, England oder den Niederlanden.
Da war natürlich auch einiges an Recherche nötig, etwa für Hanna Cappello, deren Protagonistin Anne ein Jahr als Au-pair-Mädchen im französischen Montpellier verbringt: „Die Orte, an denen meine Geschichte spielt, gibt es wirklich. Ich habe zum Beispiel für den Schulweg die Straßennamen recherchiert und was es dort alles zu sehen gibt“, erzählt die junge Autorin.
Zum dritten Mal war Hanna Cappello bei der Lit.Eifel-Schreibwerkstatt dabei und genoss es vor allem, ihre Geschichte weitgehend frei gestalten zu können. „Wenn jeder seine eigenen Vorstellungen umsetzen kann, wird es viel bunter“, ist sie überzeugt. Julia Cremer hat in insgesamt vier Lit.Eifel-Schreibwerkstätten gelernt, auf andere zuzugehen und für neue Ideen offen zu sein. „Wenn man die gleichen Vorgaben für eine Geschichte hat, ist es wirklich interessant zu sehen, was andere daraus entwickeln“, erklärt die 18-Jährige.
Drei Tage hatten die Schüler während der Lit.Eifel-Schreibwerkstatt Zeit, ihre Geschichten zu entwickeln und passende Illustrationen zu entwerfen. „Man konnte praktisch physisch spüren, welche Anspannung mit dem Projekt losgetreten wurde und welche Kreativität sich daraus entfaltet hat“, erinnert sich Schulleiter Wolfgang Arnoldt.
„Dass in nur drei Tagen ein solches Buch entstanden ist, ist einfach unfassbar“, freut sich Claudia Hoffmann, die gemeinsam mit Jan Hillen den jungen Nachwuchsautoren und -künstlern mit Rat und Tat zur Seite gestanden hat. Mit Unterstützung der Firma innogy konnten die bebilderten Geschichten nun in einem Band gedruckt werden und sind über den Förderverein des Gymnasiums zum Preis von fünf Euro erhältlich.
Europa zur eigenen Sache gemacht
Unter dem Motto „Europa wagen“ habe man viele junge Multiplikatoren gewinnen können, ist Claudia Hoffmann überzeugt. Wolfgang Arnoldt richtet sich an die Schüler: „Mit euren Ideen habt ihr Europa zu eurer eigenen Sache gemacht. Die gilt es, mit Zähnen und Klauen zu verteidigen vor allen, die zurück in den Nationalstaat wollen. Da sehe ich euch in einer großen Verantwortung.“
Tatsächlich zieht das Konzept der Lit.Eifel-Schreibwerkstatt mit europäischen Themen immer weitere Kreise. Inzwischen kommen die Anfragen sogar aus anderen Bundesländern und sogar aus anderen europäischen Ländern.
„Auch das Literaturbüro Nordrhein-Westfalen hat uns auf das Konzept angesprochen und sogar das Büro von Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien, ist von unserer Idee begeistert“, berichtet Claudia Hoffmann stolz. Jan Hillen erinnert sich, wie Illustratoren und Autoren sich in Teamarbeit sozusagen „die Bälle zuwarfen“: „Ich finde, das ist zutiefst europäisch, wenn irgendwann nur noch das Gemeinschaftsprojekt zählt.“
pp/Agentur ProfiPress