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Pustefix für Kinder in Panchkhal

Gesamtschul-Lehrerin Catherine Hofstetter reist durch Nepal, um die Menschen dort mit Spenden und nützlichen Dingen aus Mechernich zu unterstützen – Arbeit der Schul-AG erhält erneute eine Förderung von „CHILDREN – Jugend hilft“ – Nächstes Projekt: Partnerschule    

Mechernich/Nepal – Ankunft am Flughafen Kathmandu. Eine große Tasche erregt die Aufmerksamkeit der nepalesischen Sicherheitsbeamten. Die Tasche muss durchleuchtet werden. Für die Beamten bringt auch der Blick auf den Computer-Monitor keine Klarheit. Sie wollen in die Tasche hineinschauen. „Neben dem Rollator entdecken sie ungefähr 50 Lese- und Sonnenbrillen! Eine kurze Aufklärung entlockt ihnen ein wohlwollendes Lächeln, sind es doch Spenden für das Hospital des Thupten Chaoling Monastery“, berichtet Catherine Hofstetter.

Hilfe aus Mechernich für Nepal: Gesamtschul-Lehrerin Catherine Hofstetter überreichte während ihrer Reise Schuluniformen und Schulgeld an die 23 Patenkinder übergeben werden. Foto: Hofstetter/pp/Agentur ProfiPress
Hilfe aus Mechernich für Nepal: Gesamtschul-Lehrerin Catherine Hofstetter überreichte während ihrer Reise Schuluniformen und Schulgeld an die 23 Patenkinder übergeben werden. Foto: Hofstetter/pp/Agentur ProfiPress

Die Lehrerin der Gesamtschule Mechernich nutzt ihr Sabbathalbjahr, um Nepal zu bereisen und dort die Menschen mit Spenden und nützlichen Dingen aus der Stadt am Bleiberg zu unterstützen. Schließlich gibt es an ihrer Schule eine Nepal-AG, die sich seit neun Jahren ausführlich mit den 17 Zielen der Vereinten Nationen für eine nachhaltige Zukunft auseinandersetzt. Zu den wichtigsten Themen gehören, „ein Leben frei von Armut“, „Zugang zu Bildung für alle“, „Gesundheit“ und „gesunde Ernährung“.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der AG stellen sich die Frage, was sie als Schule, was jede einzelne Schülerin und jeder einzelne Schüler tun kann, um sich diesen Zielen zu nähern. So setzen sie sich seit 2015 für ein gerechteres Leben von Kindern und Jugendlichen in Nepal ein. Jüngst hat eine Jury von „CHILDREN – Jugend Hilft“ diese Arbeit besonders gewürdigt und sich erneut für eine Förderung des „Nepal-Projektes“ in Höhe von 1.400 Euro ausgesprochen. 

Eine Herzensangelegenheit

„Für mich ist es eine Herzensangelegenheit, unsere verschiedenen Projekte der Gesamtschule vor Ort zu besuchen“, berichtet Catherine Hofstetter. Für sie ist dieses kleine Land – das zweithöchst gelegene Land der Welt – immer wieder etwas Besonderes. „Es hat etwas Mystisches! Berührendes! Und die Nepalesen sind besonders liebenswerte Menschen, freundlich und offen, die eine innere Zufriedenheit ausstrahlen“, sagt die Lehrerin, die auf ihrer Reise auch das Leprosium Khokana Touda besuchte.

Auf dem Weg dorthin ist ihr Jeep bis oben vollgepackt – für die rund 200 leprakranken Bewohner sind Lebensmittel, Seife, Zahnbürsten, Zahnpasta und andere Hygieneartikel an Bord. Auch Reis, Schwarztee, Speiseöl und verschiedene Gewürze sind mit dabei, auch eine Packung Milch für jeden Bewohner– eine willkommene Erfrischung, weil die heimischen Milchprodukte für die Bewohner des Leprosiums unerschwinglich sind.

Für die Behinderten und Waisenkindern in Panchkhal gab es warme Hosen und Jacken, zudem eine obligatorische Tüte mit süßen Überraschungen. In diesem Jahr ist Pustefix ein tolles Mitbringsel. Foto: Hofstetter/pp/Agentur ProfiPress
Für die Behinderten und Waisenkindern in Panchkhal gab es warme Hosen und Jacken, zudem eine obligatorische Tüte mit süßen Überraschungen. In diesem Jahr ist Pustefix ein tolles Mitbringsel. Foto: Hofstetter/pp/Agentur ProfiPress

„In Scharen kommen die Bewohner aus ihren einfachen Hütten mit Metallschüsseln, leeren großen Reisbeuteln, sogar mit Eimern, um die Spenden aus Mechernich abzuholen“, berichtet Catherine Hofstetter. Für manchen Leprakranken sei es ganz schön anstrengend, die Beutel zu halten. „Aber sie lächeln und mit einer demutsvollen Haltung werden die verkrüppelten Hände vor der Brust gefaltet – so drücken sie ihre Dankbarkeit aus.“

Die Infektionskrankheit kann zwar mittlerweile mit Medikamenten behandelt werden, trotzdem erkranken in Nepal auch heute noch viele Menschen daran. Bei zu später Behandlung hinterlässt sie vor allem an Armen und Beinen eine vollständige Gefühlslosigkeit. Einige haben ein entstelltes Gesicht, andere haben keine Finger, keine Hände oder der Fuß fehlt.

Warme Jacken und Hosen

Nach dem Besuch dort ist für Catherine Hofstetter die Begegnung mit den Behinderten und Waisenkindern in Panchkhal immer ein Höhepunkt der Reise. Die Behinderten dort sind alle hilfsbedürftig. Es werden keine Therapie- bzw. Rehabilitationsprogramme angeboten. In diesem Jahr spendet die Gesamtschule Mechernich den Heimbewohnern warme Hosen und Jacken. „Neugierigen Kinderaugen entgeht nichts! Sie ahnen, dass noch einiges im Gepäck verborgen ist; jedem überreiche ich die obligatorische Tüte mit süßen Überraschungen. In diesem Jahr ist Pustefix ein tolles Mitbringsel. Die Jugendlichen haben viel Spaß an den Seifenblasen – sie sind fasziniert“, berichtet die Mechernicher Lehrerin.

Wie jedes Jahr werde auch wieder für sie gekocht – dank der Spenden aus Mechernich können die Kinder ein reichhaltiges Mittagessen mit Kartoffeln, Spinat, Hühnerfleisch und dem nepalesischem Nationalgericht Dhal Bhat genießen.

Zwei Schüler zeigen ihre beschriebenen Hefte, die auch aus Mechernicher Spenden finanziert wurden. Foto: Hofstetter/pp/Agentur ProfiPress
Zwei Schüler zeigen ihre beschriebenen Hefte, die auch aus Mechernicher Spenden finanziert wurden. Foto: Hofstetter/pp/Agentur ProfiPress

Derweil laufen auch bereits die Planungen für die zweite Nepalreise. Im April 2025 wollen Schülerinnen und Schüler der Nepal-AG, Lehrerinnen und Lehrer der Gesamtschule sowie Ehemalige, die bereits 2019 an der ersten Reise teilgenommen haben, die verschiedenen Projekte besuchen. Damals waren die Behinderten und Waisenkinder noch in einem Heim in Techo untergebracht. Wegen unzureichender Betreuung und mangelnder Hygiene zwang Corona zu einem Umzug nach Panchkhal. Seitdem setzen sich die Mechernicher Helfer das Ziel, möglichst den Fokus auf persönliche Spenden wie Schuhe oder warme Kleidung zu legen.

Zwei Ausnahmen gibt es allerdings: Für das Heim in Panchkhal wurden ein Kühlschrank sowie ein Durchlauferhitzer für die Küche gespendet. Für nächstes Jahr steht eine wichtige Verbesserung der Lebensbedingungen auf dem Plan. Ziel ist es, dass die sanitäre Anlage behindertengerecht gestaltet werden. Die Toilette soll von Grund auf erneuert und eine behindertengerechte Dusche – mit Haltegriffen und Duschsitzen – installiert werden. Um warmes Wasser zu erzeugen, wird überlegt, schwarze Tanks auf den Dächern zu bauen, die durch die Sonne erwärmt werden. Eventuell können auch Solarpaneele eingebaut werden. „Für diese Investition wird jede Spende aus Mechernich helfen“, sagt Catherine Hofstetter, die auch der neuen Partnerschule in Ratankot einen Besuch abstattet.

Besuch der künftigen Patenschule

Auf dem Weg dorthin sei die Luft so klar gewesen, dass auf der Fahrt die herrliche Bergkulisse des Himalayas deutlich zu erkennen gewesen sei. Aufgrund der schlechten Infrastruktur dauet die 55 Kilometer lange Strecke zum Bergdorf Ratankot (1763 m Höhe) mit dem Jeep über vier Stunden. Inmitten des Dorfes Ratankot mit 160 Einwohnern liegt die kleine Schule Ratankot Basic School, die etwa 60 Kinder – beginnend vom Kindergarten bis zur 8. Klasse – besuchen.

„Für mich ist es die erste Begegnung mit unserer zukünftigen Patenschule.  Die Schulkinder – und das bereits schon im Kindergartenalter – müssen zum Teil lange und oft auch gefährliche Schulwege zurücklegen, teilweise entlang der befahrenen Straßen“, berichtet die Nepal-Reisende. Zum traditionellen „Morning Assembly“ stellen sich die Kinder auf dem Schulhof nach Jahrgängen auf, es werden Gymnastikübungen durchgeführt und vor Beginn des Unterrichts die Nationalhymne gemeinsam gesungen. Die Besucherin aus Deutschland wird mit Blumenketten aus Tagetes – der Schutzblume in Nepal – und Rhododendronblüten herzlich empfangen.

Für rund 200 leprakranke Bewohner des Leprosium Khokana Touda hatte Catherine Hofstetter Lebensmittel, Seife, Zahnbürsten, Zahnpasta und andere Hygieneartikel mitgebracht. Foto: Hofstetter/pp/Agentur ProfiPress
Für rund 200 leprakranke Bewohner des Leprosium Khokana Touda hatte Catherine Hofstetter Lebensmittel, Seife, Zahnbürsten, Zahnpasta und andere Hygieneartikel mitgebracht. Foto: Hofstetter/pp/Agentur ProfiPress

Doch warum soll es eine neue Partnerschule und neue Patenkinder für die Mechernicher geben? Oft können Familien die Kosten für eine Schulbildung, für die verpflichtende Schuluniform sowie Schulmaterial nicht aufbringen. Durch traditionelle Geschlechterrollen haben Mädchen zum Teil nicht die gleichen Bildungschancen wie Jungen, die von den Familien oft bevorzugt werden. Mädchen werden benachteiligt; sie müssen durch Kinderarbeit im Haushalt helfen, werden früh verheiratet und brechen teilweise noch früher als Jungen ihren Schulbesuch ab.

„Besonders menstruierende Mädchen leiden – wegen fehlender oder schlechter Sanitäranlagen in Schulen bzw. fehlender Hygieneartikel – unter diesen Missständen und bleiben der Schule fern“, schreibt Catherine Hofstetter in ihrem Reisebericht: „Und deshalb möchte die Gesamtschule Mechernich eine Patenschaft mit dieser Schule ländlich gelegenen Schule in Nepal aufbauen – es soll ein Langzeitprojekt werden.“ Bei der ersten Begegnung gibt es für jedes Schulkind ein Heft, Bleistift, Buntstifte, Radiergummi, Spitzer und etwas Süßes.

Schuluniformen für Patenkinder

Die nächste Station ist Kirtipur, wo neben dem obligatorischen Schulgeld auch neue Schuluniformen an die 23 Patenkinder übergeben werden. Vor neun Jahren waren die Mechernicher mit 37 Patenkindern gestartet, von denen einige die Schule inzwischen mit einem Abschluss verlassen haben.

Kinder aus der künftigen Partnerschule im Bergdorf Ratankot überreichten der Mechernicher Lehrerin Blumen – als Dankeschön für die zahlreichen Mitbringsel. Foto: Hofstetter/pp/Agentur ProfiPress
Kinder aus der künftigen Partnerschule im Bergdorf Ratankot überreichten der Mechernicher Lehrerin Blumen – als Dankeschön für die zahlreichen Mitbringsel. Foto: Hofstetter/pp/Agentur ProfiPress

Und dann sind da ja noch die Brillen und der Rollator, die bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen besonders inspiziert wurden. Die Brillen waren für ein Klosterhospital bestimmt. Im Khumbu Gebiet – Land der Sherpa – liegt das größte tibetische Kloster außerhalb Tibets: das Thupten Chaoling Monastery.  Hier leben auf einer Höhe von 3.000 Meter über NN rund 500 sogenannte Rotmützen-Mönche und -Nonnen. „Weil ich in diesem Jahr mehr Zeit für meine Nepalreise mitbringe, mache ich einen Abstecher in das Kloster und tauche in das Leben der buddhistischen Mönche und deren Alltag ein“, berichtet Catherine Hofstetter, die auf ihrer Reise auch ein Versprechen einlöst.

Denn den Rollator aus Deutschland überreicht sie neben Nahrungsmitteln an Amama, eine 85-jährige Bewohnerin in Jawalhakel. Dieses nützliche Gefährt ist damit gewiss eine Seltenheit in Nepal, eine, die nur durch die Mechernicher Unterstützung möglich gemacht wurde. Daher sagt Catherine Hofstetter abschließend: „Namasté und danke an die, die unser Projekt unterstützen! Ich hoffe, dass ich noch lange Menschen für unser Nepal-Projekt begeistern kann.“

pp/Agentur ProfiPress