„Wie nach Hause kommen“
Der in Bleibuir aufgewachsene Martin Milde ist neuer Geschäftsführer am Kreiskrankenhaus Mechernich – In jungen Jahren arbeitete er dort bereits als Pfleger, um Sprit-Geld für sein Mofa zu verdienen – Der 46-Jährige folgt auf Hermann Gemke, der zum 30. Juni aus der Geschäftsführung ausscheidet – Für Geschäftsführerkollegen Manfred Herrmann wurde im Bewerberpool auch schon ein Nachfolger gefunden
Mechernich – Damals ahnte er wohl nicht, wohin ihn das noch führen sollte. „In der Eifel brauchte man entweder ein Fahrrad oder Mofa, um als Jugendlicher mobil zu sein“, plaudert Martin Milde, der neue Geschäftsführer des Kreiskrankenhauses Mechernich, von früheren Zeiten.
Weil das Gefährt aber auch mit Sprit „gefüttert“ werden wollte, musste sich der heute 46-Jährige als Schüler des Gymnasiums Am Turmhof ein bisschen das Taschengeld aufbessern. Ja, so sei er damals in das Gesundheitswesen „reingerutscht“.
Der in Bleibuir aufgewachsene Milde jobbte deshalb als Pfleger im Kreiskrankenhaus Mechernich – acht Jahre, jedes zweite Wochenende, in den Ferien, sogar noch in den Semesterferien tat er seinen Dienst. Dabei durchlief er eine Menge Stationen und lernte Haus wie Beruf von der Pike auf kennen: „Dabei habe ich sehr viel über Pflege im Speziellen und Krankenhaus im Allgemeinen gelernt. Und wie so ein Krankenhaus funktioniert.“
50 Mitbewerber
Jetzt kehrt er als neuer Chef an seine einstige Wirkungsstätte zurück: Zum 1. Januar 2020 ist Martin Milde einstimmig von der Gesellschafterversammlung zum Geschäftsführer des Mechernicher Kreiskrankenhauses berufen worden. Milde hatte sich gegen 50 Bewerber durchsetzen können.
Für Manfred Herrmann, der bereits seit 1992 Geschäftsführer am Kreiskrankenhaus Mechernich ist, eine gute und richtige Wahl: „Mit ihm haben wir einen hervorragenden Geschäftsführer für unseren Unternehmensverbund gewinnen können.“
Martin Milde, dessen Vater Peter Milde vielen noch aus seiner Ratsherren-Zeit in Mechernich im Gedächtnis geblieben sein dürfte, war zunächst nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre in Bonn im Bereich „Health Care“ (Gesundheitswesen) einer großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft tätig. Später wechselte Milde zu den Maltesern, wo er zunächst im Konzerncontrolling und dann auch als Leiter des Bereiches tätig war. Ab 2010 führte er in dem Verbund die Geschäfte eines Krankenhauses in Bonn. Der zweifache Familienvater lebt heute mit seiner Frau und den Kindern in Bornheim.
Ausbau neuer Leistungsbereiche
Ihn habe vor allem das „familiäre Miteinander“ im Mechernicher Krankenhaus überzeugt, berichtet Milde. Natürlich hat er auch Pläne: „Das Krankenhaus ist mit seinen Leistungsangeboten hervorragend aufgestellt, stationär und ambulant, er ist quasi der Vollversorger in der Region, das gilt es zu wahren und weiter zu entwickeln.“
Besonders soll die Weiterentwicklung bestehender und gezielt der Ausbau neuer Leistungsbereiche vorangetrieben werden, wie zum Beispiel in der Palliativmedizin, Altersmedizin, Notfallmedizin als auch Wirbelsäulenchirurgie. Mit Mustafa El-Khatib habe man jüngst einen Arzt gewinnen können, mit dem erstmals das Kreiskrankenhaus auch Operationen an der Halswirbelsäule anbieten kann.
Hermann Gemke, der Vorgänger des Bleibuirers, scheidet zum 30. Juni vorzeitig aus „persönlichen und familiären und Gründen“ als Geschäftsführer des Kreiskrankenhauses aus. Geschäftsführer Manfred Herrmann bedauert seinen Weggang „außerordentlich“ und ist auch „ein bisschen traurig“ darüber.
Der scheidende Geschäftsführer hatte erstmals seinen Fuß als Wirtschaftsprüfer in das Mechernicher Krankenhaus gesetzt. 2010 war Gemke dann als Geschäftsführer in den Unternehmensverbund eingestiegen und pendelte seitdem zwischen Arbeitsstätte und Münster, wo es ihn auch jetzt wieder beruflich hinzieht. „Der Schritt fällt mir sehr schwer“, so Gemke. Er habe sich am Mechernicher Krankenhaus „sehr wohl gefühlt“. Sein Nachfolger passe „fachlich aber auch als Mensch sehr gut“.
Bewerberpool war ergiebig
Im Bewerberpool rund um Martin Milde hat man gleichzeitig auch schon einen Nachfolger ausfindig gemacht für Manfred Herrmann (64), der im ersten Quartal 2021, wie er sagt: „in den Ruhestand eintreten muss“. Schon ab Mitte des Jahres soll dieser bereits einsteigen. Den Namen werde man noch bekanntgeben, so Herrmann.
Das Krankenhaus sei wirtschaftlich gut aufgestellt. „Wir haben gottseidank Überschüsse“, bilanziert der Noch-Geschäftsführer. In der Krankenhaus-Landschaft sei das beileibe keine Selbstverständlichkeit. „Über 50 Prozent der Krankenhäuser in Deutschland schreiben rote Zahlen“. Mit dem erwirtschafteten Überschuss habe man in der Vergangenheit ordentlich investieren können und das nicht zu knapp.
Insgesamt 123 Millionen wurden demnach zwischen 1996 bis 2019 an den drei Standorten der Unternehmensgruppe, Mechernich, Schleiden und Zülpich, investiert. Das nächste Projekt steht auch schon an: die Krankenpflegeschule am Standort Mechernich soll saniert und erweitert werden, um im Endausbau 120 Ausbildungsplätze anbieten zu können. Laut Herrmann ein „zukunftsweisendes Projekt“. 1700 Mitarbeiter zählt die Unternehmensgruppe insgesamt.
Das Unternehmen könne viele „treue Mitarbeiter“ vorweisen, die zum Teil sogar schon 40 Jahre mit an Bord sind, die Fluktuationsrate sei niedrig, betont Herrmann. Martin Milde fühlt sich auch schon ausgesprochen wohl: „Es ist ein bisschen wie nach Hause kommen.“
pp/Agentur ProfiPress