Zwei Brücken und noch mehr
Stadt Mechernich arbeitet weiterhin an Maßnahmen zum Hochwasser- und Starkregenschutz – Zu den 100 potenziellen Vorhaben werden aktuell Steckbriefe erstellt – Nach den Sommerferien soll es drei Bürgerinformationen für die Anlieger der drei großen Wasserläufe Blei-, Rot- und Veybach geben
Mechernich – Auf den ersten Blick sieht alles gut aus. Klar, die beiden Bauwerke sind nicht mehr neu, aber oberflächlich betrachtet, gibt es schlimmere Brücken. Doch auf den zweiten Blick wird dann doch deutlich, was die Flut vor drei Jahren angerichtet hat. Abgeplatzter Beton, ausgeschwemmte Fugen, fehlende Steine.
„Aktuell werden die Fertigbauteile hergestellt“, berichtet Andreas König. Wenn das erledigt ist, geht es an den Abriss und den Neubau der Brücken in der Roggendorf Johann-Baptist-Straße und auf einem Wirtschaftsweg bei Floisdorf. „Ich gehe davon aus, dass wir im Juni loslegen können“, sagt der städtische Teamleiter Straßen und öffentliche Grünflächen.
Durch die Fertigbauweise soll die örtliche Baustelle in rund acht Wochen erledigt sein. In Floisdorf ist das unproblematisch, weil der Wirtschaftsweg ausreichend Platz für die Arbeiten bietet. In Roggendorf hingegen muss die Bleibachstraße gesperrt, der Verkehr über die Bundesstraße 266 umgeleitet werden.
Konzept entsteht in mehreren Stufen
Eine weitere Spätfolge der Flut also, die so viele Schäden in der Region angerichtet hat. Viele davon wurden im Mechernicher Stadtgebiet bereits behoben, gleichzeitig arbeitet die städtische Verwaltung unvermindert daran, Maßnahmen zum Hochwasser- und Starkregenschutz zu erarbeiten und auch umzusetzen.
„Doch, was nach der Flut hier und da unbürokratisch und unkompliziert möglich war, wird nun zunehmend wieder schwieriger, bürokratischer und damit auch zeitraubender“, sagt Thomas Hambach. Mit dem Team um Fachbereichsleiter Mario Dittmann und Teamleiter Andreas König arbeitet der Erste Beigeordnete daran, all das, was die Stadt an Vorarbeit leisten kann, auch zügig voranzutreiben.
So wurde das externe Büro Okeanos damit beauftragt, in Kooperation mit dem Erftverband ein Hochwasserschutzkonzept auszuarbeiten. „Ein Konzept, das in mehreren Stufen entsteht“, erklärt Thomas Hambach. So habe es zum Jahreswechsel eine Bürgerbeteiligung gegeben, bei denen die Mechernicherinnen und Mechernicher Maßnahmen vorschlagen konnten, die sie für den Hochwasserschutz als sinnvoll erachten. Auch konnten sie Beobachtungen mitteilen, die sie während der Flut gemacht haben, und die für die Experten möglicherweise wertvolle Hinweise liefern können.
Hauptmaßnahmen priorisieren
„Aus diesem Konvolut haben wir 100 Maßnahmen ermittelt, die als sinnvoll erachtet werden“, berichtet der Erste Beigeordnete. Diese Projekte werden jetzt Stück für Stück durch standardisierte Steckbriefe präzisiert. „Das ist wichtig für die spätere Antragstellung und die mögliche Finanzierung durch das Land“, berichtet Fachbereichsleiter Mario Dittmann. Die Steckbriefe enthalten etwa Angaben dazu, was die Maßnahmen voraussichtlich kosten werden, in welchem Zeitrahmen sie umgesetzt werden können, ob möglicherweise noch Grundstückskäufe notwendig sind und wen sie schützen.
„Aus diesen Steckbriefen werden wir letztlich auch Hauptmaßnahmen isolieren, um zu priorisieren, was wir als erstes anpacken wollen“, sagt Thomas Hambach. Denn die Ressourcen, die der Stadt zur Verfügung stehen, sind natürlich nicht unendlich verfügbar. „Wir treiben diese Planungen und Umsetzungen schließlich neben dem normalen Tagesgeschäft noch voran“, sagt Fachbereichsleiter Mario Dittmann.
Jüngst haben er und sein Team dafür gesorgt, dass der Mühlensee abgesenkt wurde. Das war nötig, damit der Boden des Sees untersucht werden konnte. Schließlich soll dort ein Rückhaltebecken entstehen, um Kommern zu schützen. Dafür wird der See deutlich verkleinert und das freiwerdende Gelände umgestaltet.
Während die Umsetzung solch größerer Projekte Zeit in Anspruch nimmt, setzt die Mechernicher Stadtverwaltung alles daran, kleinere Maßnahmen nach und nach umzusetzen. So wurden zum Beispiel zwei Durchlässe in den alten Kreisbahndamm in Satzvey gebaut. Zusätzlich führen zwei bestehende große Rohre mögliches Starkregenwasser aus dem Ort. Diese insgesamt vier parallelen Durchlässe enden in einem breiten Graben, der das Wasser vom Ort weg und wieder weit unterhalb in den Veybach leitet. Auch der Mühlengraben wurde erweitert, damit mehr Wasser abfließen kann.
Derweil geht es zum Beispiel auch in Kallmuth voran. Die Ausschreibung für ein Rückhaltebecken läuft, eine Vergabe plant die Verwaltung im Mai. Bereits in der Planungsausschuss-Sitzung im März prognostizierte der Erste Beigeordnete, dass die Arbeiten voraussichtlich im Sommer loslegen können.
Im größeren Kontext betrachten
„Gleichzeitig müssen wir schauen, dass wir jede Maßnahme auch in einem größeren Kontext betrachten“, sagt Thomas Hambach. Schließlich sind die verschiedenen Gewässer auch über kommunale Grenzen hinweg miteinander vernetzt. Daher müssen auch die Maßnahmen mit Städten, Gemeinden und Kreis abgestimmt werden. Dazu wurde gemeinsam mit dem Erftverband die Interkommunale Hochwasserschutzkooperation Erft gegründet. Hier werden die unterschiedlichen Vorhaben koordiniert und auf ihre Wechselwirkungen hin untersucht.
Auch das wird in das Konzept mit einfließen, das die Mechernicher Verwaltung vor den Sommerferien den Politikern im Ausschuss für Planung, Verkehr, Umwelt und Klimaschutz präsentieren wird. Nach den Sommerferien soll es drei Bürgerinformationen für die Anlieger der drei großen Wasserläufe Blei-, Rot- und Veybach geben.
Die frühzeitige Einbindung der unterschiedlichen Akteure, neben den Anwohnern sind das zum Beispiel auch Naturschutzverbände, nimmt die Mechernicher Verwaltung sehr ernst, damit im Planungs- und Umsetzungsprozess eine höhere Akzeptanz erreicht wird. „Das ist einfach wichtig, damit wir trotz der langwierigen Planungsprozesse schneller zur Umsetzung kommen“, sagt der erste Beigeordnete Thomas Hambach: „Schließlich wünschen wir uns nach den Fluterfahrungen alle einen wirksamen Hochwasser- und Starkregenschutz.“
pp/Agentur ProfiPress