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Ohne Chef und Satzung

Bei den „Traktorfreunden Lückerath“ entscheiden alle zusammen und einer hilft dem anderen

Ohne Chef und förmlichen Vorstand, eine wirkliche Gemeinschaft, in der alle zusammen alles entscheiden und einer dem anderen hilft: Die Traktorfreunde Lückerath beim bislang letzten Treffen 2019. Foto: Felix Lang/pp/Agentur ProfiPress
Ohne Chef und förmlichen Vorstand, eine wirkliche Gemeinschaft, in der alle zusammen alles entscheiden und einer dem anderen hilft: Die Traktorfreunde Lückerath beim bislang letzten Treffen 2019. Foto: Felix Lang/pp/Agentur ProfiPress

Mechernich-Lückerath – „Diesel“, das Parfüm, wirbt mit dem Slogan „Spirit of the Brave“, der Geist der Tapferen. So ähnlich sehen sich auch die Freunde alter Landwirtschaftstechnik im ganzen deutschsprachigen Raum und darüber hinaus, die alte Trecker mit unglaublicher Zeit und Mühe restaurieren, sammeln und bei Treckertreffen zur allgemeinen Erbauung vorfahren und vorzeigen.

Eine stattliche Wir-Gemeinschaft entsprechend Gleichgesinnter hat sich mit den „Traktorfreunden Lückerath“ zusammengetan. 30 Mitglieder mit rund 50 Oldtimer-Schleppern umfasst der 2012 gegründete Club von Agrartechnik-Liebhaber/inn/en größtenteils aus den Räumen Mechernich und Zülpich/Vettweiß. Einen Vereinsstatus besitzen die „Traktorfreunde“ nicht und streben ihn auch nicht an.

„Es geht um die gemeinsame Liebe zum alten Eisen“ so Ralf Henning, der Sprecher und Kontaktmann der Trecker-Liebhaber, die sich regelmäßig zu Stammtischen in der alten Lückerather Fachwerkturnhalle treffen – und im Ort an Vatertag (Christi Himmelfahrt) bereits fünfmal große Traktortreffen mit jeweils 150 bis 250 landwirtschaftlichen Gefährten und Tausenden Zuschauern aus dem ganzen Umland veranstaltet haben.

Im „Wilden Westen“ der Stadt Mechernich dürfen auf abgeriegelten Wiesengründen auch Kinder und Jugendliche Traktorfahren üben. Foto: Felix Lang/pp/Agentur ProfiPress
Im „Wilden Westen“ der Stadt Mechernich dürfen auf abgeriegelten Wiesengründen auch Kinder und Jugendliche Traktorfahren üben. Foto: Felix Lang/pp/Agentur ProfiPress

Hanomag R 16 und Güldner G 40

Zuletzt 2019, als es auch einen Feldgottesdienst und freitags vor einer gemeinsamen Ausfahrt in die weite Umgebung eine Traktorsegnung gab. „Seither ist Funkstille wegen Corona“, so Rudolf Hoss, der Lückerather Ortsbürgermeister und selbst „Traktorfreund“ mit einem Hanomag R 16, der, wie Hoss selbst, 1960 in die Welt kam, und einem Güldner G 40 S, der wie Ehefrau Ute 1965 Gestalt annahm.

Man arbeitet bei den „Traktorfreunden Lückerath“ ohne Chef und förmlichen Vorstand – und das äußerst effektiv. Schon beim ersten Treckertreffen Vatertag, 14. Mai 2012, rund um den Bauernhof von Mitgründer Karl-Heinz Schick stellten sich 150 Oldtimer aus dem weiten Umland und Tausende Besucher ein.

„Wir sind eine wirkliche Gemeinschaft, in der alle zusammen alles entscheiden und einer dem anderen hilft“, konstatiert der Lückerather Ortsbürgermeister und Traktorfreund Rudolf Hoss. „Noch nie hat einer aus Frust unseren lockeren Zusammenschluss verlassen“, so der auch im Stadtrat vertretene Trecker-Liebhaber.

Das ganze Dorf wird zur Ausstellungsfläche bei den Lückerather Treckertreffen, hier vor der ehemaligen Brauerei. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Das ganze Dorf wird zur Ausstellungsfläche bei den Lückerather Treckertreffen, hier vor der ehemaligen Brauerei. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

„Hilfebedürftig ist irgendwann jeder, etwa auf den bis 99 Kilometer weiten Anfahrten zu anderen Treckertreffen, wie unlängst in Senheim an der Mosel“, so Rudolf Hoss. Wenn was defekt ist oder nicht richtig läuft, seien das Knowhow und das Improvisationstalent der anderen gefragt. Sicher seien nicht immer alle einer Meinung, so der Lückerather „Sheriff“, aber im Endeffekt sei Diesel öliger als Wasser…

Christi Himmelfahrt 2023, Donnerstag, 18. Juni, soll das 6. Treckertreffen seiner Art in Lückerath stattfinden, mit „Vorglühen“ am 17. und Ausfahrt und Traktorensegnung am Freitag, 19. Juni 2023. Es soll wieder ein Rahmen- und Unterhaltungsprogramm geben. Beim bislang letzten Mal 2019 gab es sogar einen echten Oldtimer, Marke HELA D 415 (Hermann Lanz, Aulendorf), 16 PS, von 1960 zu gewinnen.

Im „Wilden Westen“ der Stadt Mechernich dürfen auf abgetrenntem Wiesengelände auch Kinder und Jugendliche Traktor fahren. Es gibt Ausstellungen im ganzen Dorf, Kinderprogramm und Verlosung. Nomadisierende Insider, also Oldtimer mit Wohnanhänger, reisen bereits an den Vortagen der eigentlichen Treffen bis 18 Uhr zum „Vorglühen“ an und beziehen in Dorfnähe ein zünftiges „Fahrerlager“.

www.traktorfreundelueckerath.de

pp/Agentur ProfiPress