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Neue Ratsfraktion „Pro Mechernich“

Vize-Bürgermeister Wolfgang Weilerswist (69) und Sozialausschussvorsitzender Marcel Hembach (39) gaben ihre SPD-Parteibücher zurück und gründeten eine eigene Fraktion – Kandidatur bei der Kommunalwahl ist noch nicht sicher

Mechernich – SPD-Urgestein Wolfgang Weilerswist (69), seit 50 Jahren in der Partei und stellvertretender Bürgermeister der Stadt Mechernich, hat seiner Partei die Brocken hingeworfen. Mit ihm ist auch Marcel Hembach (39), seit 16 Jahren Genosse und seit elf Jahren im Stadtrat Mechernich, aus der Sozialdemokratischen Partei ausgetreten.

Bilden die neue „Pro-Mechernich-Fraktion im Rat der Stadt, die Ex-SPD-Ratsherren Wolfgang Weilerswist und Marcel Hembach (v.l.). Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Hembach ist Taxiunternehmer, Vereinskartellvorsitzender und Vorsitzender des Stadtratsausschusses für Bildung, Kultur und Soziales. Er und Wolfgang Weilerswist wollen nach ihrem SPD-Austritt ihre Mandate und Ämter behalten und als Fraktion „Pro Mechernich“ im Rat vertreten sein. Die SPD schrumpfe damit auf fünf Sitze und sei nur noch gleichstark wie die UWV.

Lagerkämpfe und Absprachen?

Der Parteispaltung vorausgegangen waren dem Vernehmen nach monatelange Lagerkämpfe innerhalb des SPD-Ortsvereins. Den Höhepunkt erlebte die Auseinandersetzung anlässlich der Kandidatennominierung für die Kommunalwahl im September. Die Versammlung war nach Überzeugung der neuen Pro-Mechernich-Fraktion von innerparteilichen Konkurrenten um einen Kommerner Ratsherrn choreographiert worden.

Es habe Absprachen gegeben, wer welchen Listenplatz bekommen sollte. Alte Genossen, die schon lange nicht mehr zu Parteiversammlungen erschienen, sollen zugegen gewesen sein. „14, 15 brandneue Parteibücher lagen auf dem Tisch“, so Wolfgang Weilerswist.

Weilerswist und Hembach sollten ausgebootet werden, so der gemutmaßte Plan von Gegnern ihres Lagers. Was denn auch gelang. Statt Weilerswist wurde – wie bereits an dieser Stelle berichtet – der Apotheker Dr. Peter Schweikert-Wehner neuer Bürgermeisterkandidat. Er holte auch Wolfgang Weilerswists Kopf an Kopf mit CDU-Mann Heinz Addy Sechtem ausgefochtenen Mechernicher Kernort-Wahlbezirk.

Marcel Hembach unterlag in seinem Wahlbezirk – ebenfalls im Kernort Mechernich – gegen Parteichef Dustin Gemünd, dem man damit gedroht haben soll, dass er als Parteivorsitzender nicht mehr wiedergewählt würde, falls er nicht gegen seinen Parteifreund Marcel Hembach antrete.

„Da wusste der arme Dustin Gemünd nicht mehr, was er machen sollte“, so Wolfgang Weilerswist, der nicht nur Marcel Hembach seinerzeit in die SPD holte und aufbaute, sondern auch Dustin Gemünd zu Vorsitz und Ratsmandat verholfen haben will.

SPD-Chef Gemünd bedauert Entwicklung

Der SPD-Vorsitzende äußerte sich am Montag mit Bedauern zur Abspaltung von zwei gestandenen SPD-Ratsvertretern: „Ich habe weder persönlich, noch politisch etwas gegen einen von beiden.“ Wolfgang Weilerswist sei so etwas wie sein politischer Ziehvater gewesen, von der Entwicklung bei der Kandidatennominierung und den zu Tage tretenden Vorabsprachen sei er selbst überrascht gewesen. Dass er unter Druck gesetzt worden wäre, gegen Marcel Hembach zu kandidieren, könne er allerdings nicht bestätigen.

Ob „Pro Mechernich“ – der Name hat nach eigenen Angaben ausdrücklich nichts mit rechten Gruppierungen in anderen Städten zu tun – mit eigenen Kandidaten zur Kommunalwahl im September antrete, stehe noch nicht fest, so Wolfgang Weilerswist und Marcel Hembach. Es hätten sich aber schon eine Reihe Altgenossen angeboten, mit ihnen in den Wahlkampf zu ziehen. Einige hätten auch ihre Parteibücher schon bei ihm abgegeben, so Wolfgang Weilerswist.

Bezahlbarer Wohnraum

Politisch wollen Marcel Hembach und er für eine Neubelebung der Bahnstraße, eine bezahlbare Wohnraumschaffung und einen barrierefreien Bahnhof kämpfen. Die wirtschaftliche Weiterentwicklung im Gewerbegebiet Firmenich/Obergartzem sei ebenso ihr Ziel, wie die Schaffung eines interkommunalen Gewerbegebiets mit der Stadt Euskirchen am Autobahnanschluss Wißkirchen.

„Das ist längst überfällig“, so Wolfgang Weilerswist, und sei durch „falsch verstandene Kirchturmpolitik verhindert“ worden. Ehrgeizige Gewerbeansiedlungen, wie sie der Stadt Euskirchen allein versagt geblieben seien, wären vielleicht im Verein der größten und der zweitgrößten Stadt im Kreis möglich gewesen.

In Mechernich hatte es bereits einmal in den 90er Jahren nach innerparteilichen Querelen eine separierte SPD-Fraktion „Bürger für Bürger“ um den verdienten Ratsherrn und Landtagskandidaten Eckard Böhlke gegeben.

pp/Agentur ProfiPress