Krötenretter am Wasserschloss
Nicht nur, aber auch in Eicks (Stadt Mechernich) gehen die Amphibiensammler des Nabu auf Streife entlang der Kreisstraße 20 und retten kreisweit bis zu 10.000 Tiere vor dem Überfahren-werden – Manche Autofahrer tolerieren die Naturschützer nicht und geben auch noch Gas – Eine Reportage des Schleidener Buchautors und Journalisten Stephan Everling
Mechernich-Eicks – Eine Reportage über die Krötenrettung zur Laichzeit im Umfeld des barocken Wasserschlosses Eicks machte Ende März der Schleidener Buchautor und Journalist Stephan Everling. Er begleitete dazu Freiwillige des „Nabu“, die die vom Überfahren bedrohten Amphibien auf der Kreisstraße 20 sowie entlang der dort installierten Krötenschutzzäune einsammeln und in Sicherheit bringen.
In seiner unter anderem im „Kölner Stadt-Anzeiger“ abgedruckten Geschichte heißt es: „Noch zeigt sich der März von seiner ungemütlichen Seite. Es ist kalt, es regnet und immer wieder pfeift der Wind über die Höhen. Kein Wanderwetter. . . Doch das sehen die Kröten offensichtlich anders. Gerade jetzt, wenn es besonders viel regnet, sind sie in Massen unterwegs, krabbeln durch das Unterholz und über Stock und Stein, um zu dem Gewässer zu kommen, in dem sie selbst einmal das Licht der Krötenwelt erblickt hatten.“
Peter Berthold ist mit Taschenlampe, Sicherheitsweste, Eimer und Handschuhen in den Abendstunden unterwegs, um an den Amphibien-Hotspots im Kreis Euskirchen, Tiere von der Fahrbahn zu retten, so Stephan Everling: „Denn den Kröten, Fröschen und Molchen ist es herzlich egal, ob der Mensch im Laufe der Jahrhunderte eine Straße quer über den Lieblingswanderweg ihrer Ahnen gebaut hat.“
Zwei beliebte Laichgewässer
Der Autor begleitet Berthold und seine Kolleg/inn/en an diesem Abend in Eicks. Dort gebe es gleich zwei bevorzugte Laichgewässer, der wassergefüllte Schlossgraben und einen Teich unweit des Wanderparkplatzes an der K 20, die genau die Krötenwanderwege in beide Richtungen kreuzt.
„Heute ist nicht viel los“, stellt Berthold fest. Es ist trocken; neun Grad zeigt das Thermometer. „Die Temperatur ist nicht das Problem, aber die wandern, wenn es feucht ist“, bestätigt Barbara Kühne. Mit Berthold, Sonja Labitzke und Birgit Esch ist sie in Eicks unterwegs, um dort die Tiere sicher über die Straße zu bringen.
Rund 25 Helfer haben sich in diesem Jahr gemeldet, um unter der Regie des Nabu-Kreisverbandes Euskirchen bei der Krötenrettung einzugreifen. „Genug können es nie sein“, konstatiert der Autor. Wenn es regnet, setzten sich die Kröten oft massenhaft in Bewegung. Rund 3000 haben die Helfer in dieser Saison schon gerettet.
Dann kam ein Kälteeinbruch, der die Massenwanderung unterbrach. „Unter fünf Grad geht gar nichts“, konstatierte Peter Berthold. Rund zwei Monate, so rechnen die Nabu-Aktivisten, gehe das noch so weiter. Am Ende könnten es wie in den vergangenen Jahren 10 000 gerettete Tiere geworden sein.
„Wir brauchen jede Hilfe“
„Wir brauchen jede Hilfe“, erklärte Sonja Labitzke, die seit einem Jahr bei der Krötenrettung mitmacht. Sie freut sich, dass Birgit Pesch aus Eicks zur Crew gestoßen ist. „Ich habe gestern einen Aufruf im Radio gehört“, so die Eickserin. Die beiden Frauen reparierten bei Stephan Everlings Besuch gerade löchrig gewordene Krötenzäune mit Klebestreifen.
Der Zaun sei mittlerweile so alt, dass die Kröten sich drunter her arbeiten. Allerdings sei im Gespräch, dass die Untere Naturschutzbehörde bei der Kreisverwaltung einen festen Zaun installieren wolle. „Ein Krötentunnel ist schon beim Neubau der K 20 mit installiert worden“, so Peter Berthold.
Stephan Everling schildert: „Berthold geht mit Barbara Kühne zu den Eimern, die in regelmäßigen Abständen in den Boden eingegraben sind. Dort fallen die Amphibien hinein und können problemlos rausgenommen werden. „Eine Kröte und ein Frosch“, stellt Kühne fest. Beide werden zu dem Schlossgraben getragen.“
Und weiter: „Auch die Gullys werden für die Amphibien zur Falle. Hier findet sich ein Krötenweibchen, das ein kleineres Männchen auf dem Rücken trägt. »Die Krötenmänner sind faul«, erläutert Berthold. Die ließen sich gerne huckepack tragen, egal von wem.“
„Wenn es regnet, dann ist die meiste Arbeit“, erzählt Labitzke. Aber genau dann, wenn es am ungemütlichsten sei, gebe es auch die größten Erfolgserlebnisse, wenn die Amphibien eimerweise über die Straße getragen werden müssten. „Das macht Spaß“, sagt sie lachend.
Denn diese Arbeit sei nicht so anonym wie eine Spende oder eine Petition zu unterschreiben. „Man hat ein Lebewesen und rettet es“, beschreibt Sonja Labitzke das Gefühl. Es sei supertoll, hinterher an den Teich zu gehen und zu sehen, wie die Tiere dort unterwegs seien.
Auch in Antweiler, Strempt und Denrath
An vielen Stellen sind die ehrenamtlichen Helfer des Nabu aktuell unterwegs. Neben der K 20 in Eicks ist das in Reifferscheid, Sistig, , Wahlen, Billig, am Teichmannhaus in Antweiler, am Krematorium in Mechernich, zwei Stellen in Strempt, Denrath, Zülpich.
Die Krötensammler in Bad Münstereifel werden vom Nabu mit Zäunen unterstützt, erklärt Marion Zöller vom Vorstand des Nabu. Dort war im Schleidpark im Januar ein großes Laichgewässer abgelassen worden, was die Naturschützer kritisiert hatten. Obwohl das eine Katastrophe für die Amphibien gewesen sei, sei mit der Unteren Naturschutzbehörde eine Notlösung gefunden worden. „Der Zufluss zu zwei Ersatzteichen, die direkt dahinter liegen, ist gedrosselt worden, so dass die Tiere nicht gleich wieder rausgespült werden“, so Zöller.
An der Stelle werde eine feste Anlage benötigt. „Alleine da werden pro Saison zwischen 3000 und 4000 Tiere gerettet“, sagt Marion Zöller. Manche Autofahrer würden noch Gas geben, wenn sie die Helfer auf der Straße sehen würden. Besonders schlimm sei es entlang der B 258 zwischen Sistig und Krekel. „Manche Lkw-Fahrer halten auch noch an und beschimpfen uns“, erzählt Marion Zöller. Diese Strecke sei nur für hartgesottene Krötensammler geeignet: „Während wir 500 Tiere retten, werden direkt daneben 300 überfahren. Da gilt nur noch die Devise: Weggucken und weitersammeln.“
pp/Agentur ProfiPress