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„Jeden mit Respekt behandeln“

Ortsbürgermeister Björn Wassong forderte seine Mit-Weyerer am Volkstrauertag auf: „Arsch huh, Zänk ussenander, den Kampf um die Demokratie darf man nicht den Politikern überlassen“ – Diakon Manfred Lang: „Persönliche Begegnung mit dem jüngsten Bruder der Gefallenen macht mich betroffen“

Mechernich-Weyer – Von zwei gefallenen Brüdern und einer Begegnung mit deren jüngstem Bruder am Grab am selben Morgen berichtete Diakon Manfred Lang bei der Gedenkstunde zum Volkstrauertag am Ehrenmal in Weyer: „Da ist auf einmal wieder der direkte Bezug da zu den Menschen, die in den Kriegen gewaltsam ums Leben kamen und der Trauer und Verzweiflung ihrer Angehörigen und Freunde, die zurückblieben…“

Zwei Dutzend Weyerer, dazu Musikverein und Freiwillige Feuerwehr hatten sich auf Einladung von Ortsbürgermeister Björn Wassong am Ehrenmal versammelt, um „der Opfer von Gewalt und Krieg, Kindern, Frauen und Männern aller Völker“ zu gedenken.

Ortsbürgermeister Björn Wassong legt mit Feuerwehrkameraden einen Kranz am Weyerer Ehrenmal für die Opfer von Krieg, Gewalt, Unrechtsherrschaft und Terrorismus nieder. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Ortsbürgermeister Björn Wassong legt mit Feuerwehrkameraden einen Kranz am Weyerer Ehrenmal für die Opfer von Krieg, Gewalt, Unrechtsherrschaft und Terrorismus nieder. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Der Kommunalpolitiker hatte dabei nicht nur die Kriegsopfer vor Augen, die in Gefechten und Gefangenschaft ums Leben kamen, sondern auch Ziviltote, Bombenopfer, Vertriebene und Flüchtlinge und die, die verfolgt und ermordet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert betrachtet wurde.

Er bezog diejenigen ins kollektive Erinnern und Trauern mit ein, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen die Gewaltherrschaft leisteten, und gedachte deren, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten. Wassong: „Wir trauern auch um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Bundeswehrsoldaten und andere Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.“

Kranzniederlegung und Segnung

Alle, die durch Hass und Gewalt Opfer geworden sind, die Opfer von Terrorismus und Extremismus, Antisemitismus und Rassismus sowie die, die Leid tragen um die Toten, waren einbezogen. Björn Wassong legte zusammen mit den Feuerwehrkameraden einen Kranz nieder, Diakon Manni Lang segnete das Ehrenmal und ehrte die Toten, deren Namen darauf festgehalten werden.

Der Musikverein Weyer unter der Leitung von Peter Züll (2.v.r.) beschloss die Feierstunde mit einem musikalischen Aufruf zu „Einigkeit und Recht und Freiheit“. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Der Musikverein Weyer unter der Leitung von Peter Züll (2.v.r.) beschloss die Feierstunde mit einem musikalischen Aufruf zu „Einigkeit und Recht und Freiheit“. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

„Deren Körper und junges Leben hierhin nach Weyer gehörten“, so Manni Lang, „aber deren sterblichen Überreste irgendwo in fernen Ländern im günstigsten Fall bestattet wurden oder auf dem Grund des Meeres ruhen, aber deren unsterbliche Seelen nach unserem Glauben und unserer Überzeugung bei Gott aufgehoben sind…“

Björn Wassong forderte, „Aggression dürfen wir nicht hinnehmen und müssen uns daran erinnern, dass wir gemeinsam in Europa für Menschenrechte, Frieden und Freiheit eintreten.“ Er zitierte den ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker mit den Worten: „Erinnern heißt, eines Geschehens so ehrlich und rein zu gedenken, dass es zu einem Teil des eigenen Innern wird. Das stellt große Anforderungen an unsere Wahrhaftigkeit.“

Die Ehrenwache für die Gefallenen und Kriegstoten aus Weyer stellten Fackelträger der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Die Ehrenwache für die Gefallenen und Kriegstoten aus Weyer stellten Fackelträger der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Der Weyerer Ortsbürgermeister sprach sich gegen Verschwörungstheoretiker und sogenannte „Querdenker“ aus und gegen alle, die den Zusammenhalt in Deutschland sprengen wollen. Er solidarisierte sich mit der Kölner „Arsch huh“-Bewegung und forderte seine Mit-Weyerer am Ende auf, sich gegen Unrecht und Gemeinheit auszusprechen und dagegen zu handeln: „Es wird Zeit, dass nicht nur die Politik handelt. Wir alle müssen Mitgefühl, Höflichkeit und Hilfsbereitschaft wieder modern machen. Jede Person muss mit Respekt bedacht werden und das müssen wir vermitteln. Unsere Generation ist in der Verantwortung, als Vorbild zu fungieren, denn jeder Mensch ist wichtig.“

„Menschlich sein gegenüber Menschen“

Wassong: „Ich persönlich vertrete weiterhin eine ganz klare Meinung dazu: Heute ist es mehr denn je nötig, sich hier unserer aller Verantwortung bewusst zu werden – wenngleich ich mir gewünscht hätte, dass heute mehr den »Arsch huh« bekommen hätten. Wir alle tragen Verantwortung dafür, dass sich die Schrecken des Ersten und Zweiten Weltkrieges nicht wiederholen, dass unsere Demokratie bewahrt bleibt und dass wir uns persönlich, aber auch unsere Gesellschaft sich menschlich gegenüber unseren Mitmenschen verhält, unabhängig davon, welche Hautfarbe sie haben, welcher Religion sie angehören oder woher sie stammen. In diesem Sinne: »Arsch huh, Zäng ussenander!«“

pp/Agentur ProfiPress