Große Gefährte gesteuert

Beim Aktionstag „Frauen in Fahrt“ konnten sich Interessentinnen hinter das Steuer von Bus, Bagger und Lastwagen setzen – Schäfer Reisen, Lehner Omnibusbetrieb, Spedition Berners und das Tiefbauunternehmen H. & P. Schilles warben um weibliche Mitarbeiterinnen

Mechernich – Als sie aus dem Lastwagen aussteigt, hat sie ein breites Grinsen im Gesicht. „Das war wunderbar, hat richtig Spaß gemacht“, sagt Stefanie Gaul nach einer Probefahrt mit der Zugmaschine der Spedition Berners. Und genau dafür war der Aktionstag „Frauen in Fahrt“ auf dem Mechernicher Gelände von Schäfer Reisen gedacht. Frauen sollten einmal ausprobieren können, wie es ist, einen Bus, einen Bagger oder einen Lastwagen zu steuern – und möglicherweise sogar Gefallen daran finden, auch beruflich in diese großen Gefährte einzusteigen.

Stefanie Gaul hat schon eine gewisse Vorerfahrung. Als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in Bürvenich besitzt sie die Fahrerlaubnis für eine Zugmaschine – allerdings ohne Anhänger. Kein Problem. Alice Derkum, die sonst das 16,5 Meter lange Gespann der Spedition Berners steuert, kuppelt schnell ab. Dann kann die Proberunde mit Ausbilder Dieter Schulz auch schon losgehen.

Während ihr Laster unterwegs ist, schwärmt Alice Derkum von ihrem Job. „Mein Beruf ist meine Berufung“, sagt die Berners-Mitarbeiterin, die seit 15 Jahren auf dem Bock sitzt: „Ich war mal zwei Jahre in der Dispo, dann wollte ich unbedingt wieder fahren.“ Unterwegs trifft sie in der Regel auf männliche Kollegen. „Aber ich hoffe, dass wir das heute ein wenig ändern können“, sagt Alice Derkum.

Geschmeidig durch den Kreisel

Es sei nämlich ein Beruf, den man auch als Frau problemlos ausüben könne – auch dank technischer Hilfsmittel für das Be- und Entladen und der modernen Ausstattung von Zugmaschinen. „Im Kreisverkehr konnte ich geschmeidiger durchfahren als mit meinem alten Auto“, bestätigt Stefanie Gaul lächelnd.

Zuvor hatte die Krankenschwester, die sich beruflich umorientieren möchte, schon den Bagger von H. & P. Schilles steuern dürfen. Auch Anja Daub setzt sich mal an die Steuerhebel, um den Sandhügel unter Anleitung von Straßenbaumeister Markus Schildgen und Straßenbauer Stefan Meuerer zu durchpflügen. „Gar nicht so einfach“, stellte die operative Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Brühl nach absolviertem Test fest, obwohl sie ihre Sache richtig gut gemacht hat.

Mitarbeiterin Sandra Schmitz sowie Ingrid Kloß vom Jobcenter EU-aktiv hatten den Aktionstag gemeinsam mit den Unternehmen Schäfer Reisen, Lehner Omnibusbetrieb, Spedition Berners und H. & P. Schilles organisiert. Die beiden Damen sind Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt und möchten daher die Firmen dabei unterstützen, dass mehr Frauen das Steuer von großen Gefährten übernehmen.

Fragen zu Beruf und Familie

Annika Schumacher und Patrizia Kitz interessierten sich jedenfalls für diese berufliche Option. Sie stellten den Berners-Ausbildern Dieter Schulz und Mirko Schübel zahlreiche Fragen zum Berufsbild der Lastwagenfahrerin. So auch zum Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Das haben wir sehr stark im Blick“, sagte Ausbilder Dieter Schulz: „Schließlich wollen wir, dass unsere Fahrerin und Fahrer neben dem Beruf auch noch ihr Familienleben genießen können.“

Genauso sieht es Christoph Lehner, Geschäftsführer von Schäfer Reisen und Lehner Omnibusbetriebe. „Wir können die Dienstpläne so gestalten, dass sie auch für Frauen mit Familie attraktiv sind“, hatte er während der Begrüßungsrunde mit Profipress-Redakteur Ronald Larmann geäußert.

Kurz darauf saß Izabella Jodlowska schon im Fahrschulbus von Christoph Joisten. Nach ihrer Probefahrt lenkte sie den Bus wieder sehr sicher auf das Gelände von Schäfer Reisen. „Ein Naturtalent“, so Joisten. Über das Lob freute sich Izabella Jodlowska natürlich. So soll es dann auch im Anschluss an den Aktionstag ein Beratungsgespräch beim Jobcenter EU-aktiv geben, um Fördermöglichkeiten und Unterstützung auszuloten, damit der Berufsstart am Steuer gelingen kann.

WDR-Team filmte

Den hat Natalia Gast schon fest im Blick. Sie ist seit einiger Zeit bei Christoph Joisten in der Fahrschule, um ihren Busführerschein zu machen. Das Engagement ist so groß, dass sie es sich auch in Mechernich nicht nehmen lässt, mit ihrem Fahrlehrer eine Runde zu drehen. Dabei wird sie begleitet von einem WDR-Filmteam. Denn auch dort ist die innovative Aktion der Kreis Euskirchener Unternehmen mit der Arbeitsagentur und dem Jobcenter auf reges Interesse gestoßen.

Für Natalie Gast steht dann auch schon fest, dass sie in einem Bad Münstereifeler Busunternehmen anfangen wird, wenn sie ihren Führerschein in der Tasche hat. „Arbeitslose Busfahrer oder Berufskraftfahrer gibt es nicht“, betont Christoph Joisten im Einklang mit Hans-Dieter Hahn-Mösler, der mit dem Lastwagen der Fahrschule Wäbs aus Schleiden angereist ist, damit die Interessentinnen auch dieses große Gefährt einmal ausprobieren können. Mit seiner einnehmenden und humorvollen Art hat Hans-Dieter Hahn-Möseler, die Frauen schnell davon überzeugt, sich hinter das Steuer zu setzen und eine Probefahrt zu machen.

Bei allen Beteiligten ist die Hoffnung groß, dass daraus dann auch mal mehr wird. Dass mehr Frauen das Steuer von Lastwagen, Bagger oder Bus übernehmen. Claudia Stern und Peggy Rüth von Schäfer Reisen sind bereits routinierte Fahrerinnen. Während die eine einen Gelenkbus steuert, schwört die andere auf ihren Doppeldecker. Beide Fahrzeuge haben nochmal ihre eigenen Herausforderungen, die die beiden Fahrerinnen aber zu meistern wissen. Über weitere Kolleginnen würden sie sich jedenfalls freuen. Und Peggy Rüth hat für künftige Fahrerin einen wertvollen Tipp: „Egal was kommt, immer die Ruhe bewahren.“

Die Aktion „Frauen in Fahrt“ soll keine Eintagsfliege bleiben. „Wir werden die Veranstaltung wiederholen“, berichtet Sandra Schmitz von der Arbeitsagentur. Der Termin stehe zwar noch nicht fest, soll aber Teil der FRAUEN-STÄRKEN-Wochen werden, die vom 24. August bis 9. September stattfinden.

pp/Agentur ProfiPress