Hans Bösch gestorben
Ehemaliger Sparkassenchef (90) entdeckte im Ruhestand die Vorzüge der einfachen Dinge – Kraft schöpfte er aus seinem christlichen Glauben und kulturellen Quellen _ Als Kind wollte der Ehemann von Ehefrau Hildegard, Vater zweier Söhne und Großvater Tierarzt werden
Euskirchen/Mechernich – Anfang des Jahres referierte Hans Bösch (90) auf Einladung der GdG St. Barbara im Mechernicher Johanneshaus über die Bedeutung des christlichen Glaubens. Der engagierte evangelische Christ bestritt den Abend gemeinsam mit seinem katholischen Spannmann und ökumenisch verbundenen Freund und Diakon Manfred Lang.
Ende Mai hatte das Duo auf Einladung des von Heinz-Otto Koch geführten Fördervereins Rheinisches Industriemuseum einen Gesprächs- und Diskussionsabend im Tuchmuseum Kuchenheim halten sollen. Die Veranstaltung musste kurzfristig abgesagt werden, weil Hans Bösch erkrankte. Am frühen Morgen des Fronleichnamstages ist er gestorben. Er hinterlässt Ehefrau Hildegard, zwei Söhne, die beide Ärzte sind, und mehrere Enkelkinder.
Der frühere Chef der Kreissparkasse Euskirchen war auch im hohen Alter „nur begrenzt zur Ruhe fähig“, wie er selbst in einem Interview sagte. „Hans Bösch ist ein »Hans Dampf« geblieben“, hieß es in der Presse. Er engagierte sich kulturell, in der evangelische Kirchen und fürs Kloster Steinfeld. Er und seine Frau Hildegard betreuten auch eine Reihe hilfsbedürftiger Menschen in Euskirchen und Umgebung.
Er erfreute sich am heimischen Garten in Euskirchen. Als Kind wollte er Tierarzt werden. Doch die wirtschaftliche Not der Kriegs- und Nachkriegsjahre ließ es nicht zu. „Was habe ich geweint, weil ich kein Pferd und keinen Hund bekam“.

„Wenn ich weg bin, bin ich weg“
Er sei „vorbereitet“ gewesen, sagte Hans Bösch, „auch wenn mir die Tränen in den Augen standen, als ich am 31. Mai 1998 das letzte Mal aus der Chefetage der Kreissparkasse über die langen Treppengänge nach unten stieg: Ich habe einen Schnitt gemacht, eine klare Zäsur: Wenn Du weg bist, dann bist Du auch weg!“
Auch lebenspraktisch hatte sich der gebürtige Niederrheiner aus Kleve auf den (Un-)Ruhestand vorbereitet. „Vier von vielen“ ehrenamtlichen Verpflichtungen, die Bösch im Lauf seines Lebens übernahm und die seinem Leben auch nach der Pensionierung Sinn und Struktur verliehen, waren der evangelische Männerkreis, das Kuratorium der Bad Münstereifeler Wallgraben-Konzerte, das Kuratorium des Vereins „Kölner Kammerorchester“, dem Träger der Konzertreihe „Das Meisterwerk“ und anderer Konzerte in der Kölner Philharmonie, und der Vorstand der Freunde und Förderer des Klosters Steinfeld. Last but not least führte der studierte Diplom-Kaufmann seit der Gründung den Verein der Freunde und Förderer des Rheinischen Industriemuseums in Kuchenheim. Diese Aufgabe gab er an seinen früheren Kreissparkassen-Vorstandskollegen Heinz-Otto Koch weiter.
Hans Böschs Leben hatte eindeutige religiöse und kulturelle Schwerpunkte: „Ich kann nur jedem zur Inanspruchnahme kultureller Kraftquellen raten. Ich habe frühzeitig erkannt: Wer nur seine Paragraphen im Kopf hat, wird kein guter Bankleiter, sondern der, der auch eine kulturelle Orientierung besitzt!“

„Befinde mich bei der Sinnfindung“
Der Ehemann, Vater zweier Kinder und Großvater bezeichnete sich selbst zwar als „Realist, von Hoffnung getragen“. Aber er ließ auch keinen Zweifel daran, dass für ihn „der Lebensmittelvorrat der christlichen Religion unerschöpflich“ ist. Ökumene zwischen Protestanten und Katholiken war für Hans Bösch eine gelebte Selbstverständlichkeit.
Er befand sich nach seinen eigenen Worten „im Prozess der Sinnfindung“ und litt mit zunehmendem Alter an dem Umstand, dass die Welt ist, wie sie ist, und sich partout nicht zum Besseren wenden will. Er sagte dennoch: „Ich frage mich, ob der Mensch wirklich lebensfroh sein kann ohne Religion.“
Und noch eins hat der 90-Jährige, der einst einer der führenden Männer im Kreis Euskirchen war, herausgefunden: Seinen „Hang zu den einfachen Dingen, zum einfachen Leben“. Der Mann, der einen Rundflug über den Mount Everest mitmachte und im sich drehenden Kuppelrestaurant des Fernsehturms hoch über Ottawa saß, sagte später: „Ich habe den Indian Summer an der amerikanischen Ostküste erlebt. Er war imposant, aber nichts im Vergleich zu der geliebten Eifel.“
pp/Agentur ProfiPress