Geröstet und geredet

Bei einer eritreischen und äthiopischen Kaffeezeremonie geht es um Gastfreundschaft, gegenseitigen Respekt und Gemeinschaft – Ein fantastisches Symbol für ein gelungenes Sommerfest des Teams Migration / Integration des DRK Kreisverbands Euskirchen

Euskirchen – Buzunech Werku macht den kleinen Gasbrenner im Café Henry an. Über der Flamme schwenkt sie einen silbernen Topf mit hellen Kaffeebohnen. Den hatte Ruta Tewelde zuvor vorbereitet. Denn gemeinsam mit Metemet Haile zeigten die beiden im Euskirchener Rotkreuzhaus, wie eine Kaffeezeremonie in Eritrea und Äthiopien abläuft. Eine Zeremonie, deren Bedeutung und Symbolik perfekt zum Sommerfest des Teams Migration / Integration des DRK-Kreisverbands passt. Denn bei beiden geht es um Gastfreundschaft, gegenseitigen Respekt und Gemeinschaft – und so wurde im Café Henry geröstet und geredet.

„Wir wollen mit dem Sommerfest Danke sagen an unsere Kooperationspartner, uns gemeinsam austauschen und zeigen, wie vielfältig unsere Arbeit ist“, betont Boris Brandhoff. Der Leiter des Teams Migration / Integration freute sich daher, dass viele Partner der Einladung gefolgt waren. Vertreter von Polizei, Caritas, Sozialamt Zülpich oder Kreis Euskirchen waren ebenso vertreten wie ganz viele Kolleginnen und Kollegen aus der Rotkreuz-Familie. „Die Zusammenarbeit im Kreis Euskirchen ist einfach richtig gut“, freute sich Boris Brandhoff dann auch mit Blick auf die Gäste, die sich auch von dem leicht regnerischen Wetter nicht abhalten ließen, um gemeinsam mit Menschen aus ganz unterschiedlichen Nationen und Kulturen ein paar schöne Stunden im Rotkreuzhaus zu verbringen.

MiA-Kurse für starke Frauen

Dort hat sich ein bunter Strauß an Angeboten etabliert – und es kommen immer neue dazu. Zum Beispiel ein Mütterstammtisch, bei dem Mütter und natürlich auch Väter Raum bekommen, sich immer montags von 10 bis 12 Uhr miteinander auszutauschen, zu vernetzen und gemeinsam Projekte umzusetzen. Neu sind auch MiA-Kurse, wobei MiA für „Migrantinnen stark im Alltag“ steht. „Dabei geht es einerseits darum, Deutschkenntnisse zu vertiefen, aber auch um das Empowerment von Frauen, also darum, dass sie mit mehr Selbstvertrauen durchs Leben gehen und sich einfach mehr trauen“, erläutert Janine Frackmann, die gemeinsam mit Sabine Heines das Mehrgenerationenhaus verantwortet.

Dass das Rotkreuzhaus diesen Titel zu Recht trägt, wird schnell deutlich. Im „Starke Frauen Treff“ für Frauen jeden Alters und jeder Nation werden aktuelle Themen besprochen, Kreativangebote organisiert oder auch gegenseitige Hilfestellungen angeboten. Bei Fahrrad-Workshops können Frauen, denen es in ihrem Heimatland nicht erlaubt war, Fahrrad fahren lernen. „Auch unser monatlich stattfindender Smartphone-Stammtisch für Seniorinnen und Senioren wird richtig gut angenommen“, berichtet Sabine Heines. Es gebe inzwischen so viele Ehrenamtler, dass immer vier Teilnehmer von einem Fachmann betreut werden können.

Klöncafé und Gruppentreffen

Wer einfach nur Quatschen möchte, ist zudem beim Kölncafé für Seniorinnen und Senioren herzlich willkommen, das jeden zweiten Sonntag im Monat stattfindet. Darüber hinaus bietet das Café Henry Raum für einen offenen Austausch von Ukrainerinnen und Ukrainern sowie für unterschiedliche Gruppen. Darunter ist etwas die BiGe, die sich an Großeltern richtet, die den Kontakt zu ihren Enkelkindern durch Trennung, Scheidung und andere Familienprobleme verloren haben. Auch die Anonymen Alkoholiker treffen sich regelmäßig im Rotkreuzhaus.

Neben den zahlreichen Bildungs- und Beratungsangeboten dort freut sich Boris Brandhoff auch darüber, dass sein Team inzwischen in sieben Kommunen des Kreises Euskirchen mit Beratungsangeboten vor Ort präsent ist und so Projekte und Angebote verwirklichen kann, die die Integration von Menschen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte in der Gesellschaft voranbringen. Zu den Kommunen gehören Mechernich, Hellenthal, Kall, Zülpich, Weilerswist, Euskirchen und Nettersheim. „Eines dieser Angebote ist zum Beispiel die Antragswerkstatt“, berichtet DRK-Mitarbeiterin Monika Schwingeler. Die Beratung richtet sich an alle Menschen im Kreis Euskirchen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte, die Unterstützung bei Wohngeld, Kinderzuschlag oder Energiekosten suchen.

Ein weiteres Angebot, das wächst, sind die Ferien-Intensiv-Trainings „FIT in Deutsch“. Dabei üben Kinder im Grundschulalter im sicheren Umfeld den Wortschatz für konkrete Situationen und Themen ein, um das Gelernte anschließend in realen Situationen anzuwenden. Bereits seit 2018 realisiert die DRK-Integrationsagentur im Auftrag der Stadt Euskirchen in den Oster-, Sommer- und Herbstferien FIT Kurse. Seit 2023 ist auch die Gemeinde Weilerswist mit dabei und in diesem Sommer konnte auch in Mechernich die Premiere erfolgreich absolviert werden. Verantwortlich für das erfolgreiche Integrationsangebot ist Thomas Weber.

Austausch und Miteinander

Neben all diesen Themen von der Antidiskriminierungsarbeit über Migrationsberatung bis hin zu den vielen Bildungs- und Informationsangeboten ist das Rotkreuzhaus vor allem ein Ort des Austauschs und des Miteinanders. So sollte es auch beim Sommerfest sein, wo bei leckeren Getränken, leckeren Grillereien und Köstlichkeiten vom Buffet gemeinsam gefeiert wurde. Zudem gab es diverse Angebote für Kinder, die sich etwa an einer Schminkstation in fantasievolle Wesen verwandeln lassen konnten.

Und dann war da ja noch die Kaffeezeremonie von Ruta Tewelde, Metemet Haile und Buzunech Werku, die alle aus Eritrea stammen. Nachdem die hellen Bohnen im Topf über dem Feuer geröstet waren, wurde daraus ein köstlicher Kaffee kredenzt, um die Gemeinschaft, die Gastfreundschaft und den gegenseitigen Respekt im Euskirchener Rotkreuzhaus zu feiern.

pp/Agentur ProfiPress