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Als Strom das ganz große Ding war

Bürvenicher Trafohäuschen von 1905 wurde erfolgreich ins Kommerner Freilichtmuseum transportiert – Auf dem „Marktplatz Rheinland“ soll es den Besuchern künftig regionale Technikgeschichte vermitteln – Ein Pressespiegel

Bürvenich/Mechernich-Kommern – Damals stand das Trafohäuschen unter Strom, jetzt die Menschen rund um das Gebäude aus dem Jahr 1904. Denn die Anspannung war groß, als das 34 Tonnen schwere Bauwerk kürzlich in Bürvenich auf einen Schwerlasttransporter geladen wurde, um es nach Kommern ins Freilichtmuseum zu transportieren.

Dieser Akt dauerte gerade einmal eine halbe Stunde, berichtet Redakteur Thorsten Wirtz in dem im Kreisgebiet erscheinenden Tageszeitungen. „Die Vorarbeiten für diese Translozierung haben etwas länger gedauert“, zitiert er Raphael Thörmer, Hausforscher des Kommerner Freilichtmuseums.

Ab nach Kommern ins Freilichtmuseum. Zahlreiche Bürvenicher schauten zu, als das Trafohäuschen auf den Schwerlasttransporter gehoben wurde. Foto: pp/Agentur ProfiPress
Ab nach Kommern ins Freilichtmuseum. Zahlreiche Bürvenicher schauten zu, als das Trafohäuschen auf den Schwerlasttransporter gehoben wurde. Foto: pp/Agentur ProfiPress

Er blickte auf die vergangenen zwei Wochen zurück: „Zunächst musste das Fundament freigelegt werden.“ Danach wurden Kernbohrungen durchgeführt und von zwei Seiten schwere Doppel-T-Träger eingesetzt, um das Gebäude schließlich als Ganzes anheben zu können. „Man muss ein Gefühl für die Statik entwickeln, um das Gebäude zu verstehen“, wird Thörmer in Kölnischer Rundschau und Kölner Stadt-Anzeiger zitiert. Ein hölzernes Stützkorsett von außen und weitere Verstrebungen im Inneren würden die notwendige Stabilität für den Transport ins Freilichtmuseum bieten.

Strom aus Heimbacher Kraftwerk

Das Trafohäuschen soll künftig auf dem „Marktplatz Rheinland“ den Museumsbesuchern ein Stück regionale Technikgeschichte vermitteln: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts nämlich war die Elektrifizierung das „ganz große Ding“, schreibt Redakteur Thorsten Wirtz. Und im Vergleich zu anderen ländlichen Gebieten Deutschlands habe die Nordeifel bei der neuen Technik sogar als führend gegolten. Das lag insbesondere am Heimbacher Wasserkraftwerk, das 1905 seinen Betrieb aufgenommen hat. Der dort produzierte Strom sei nicht nur nach Aachen oder zu den Textilfabriken entlang der Rur transportiert worden, sondern eben auch in zahlreiche Eifel-Dörfer.

Ein Gebäude mit Geschichte. Wir schreiben sie weiter. Mit diesem Slogan der beauftragten Spezialfirma machte sich das Trafohäuschen auf die Reise. Foto: pp/Agentur ProfiPress
Ein Gebäude mit Geschichte. Wir schreiben sie weiter. Mit diesem Slogan der beauftragten Spezialfirma machte sich das Trafohäuschen auf die Reise. Foto: pp/Agentur ProfiPress

Gerade einmal zehn Kilometer Luftlinie beträgt die Distanz zwischen dem Kraftwerk und dem Ort Bürvenich, heißt es im Bericht der Rheinischen Redaktionsgemeinschaft. Da verwundert es nicht, dass auch dort zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Vorbereitungen zur Nutzung des elektrischen Stroms begannen.

„Die Stromleitung verlief von Heimbach zunächst nach Embken. Dort wurde in einer so genannten A-Station die Spannung von 34 000 Volt auf 5000 Volt transformiert“, wird Thörmer von Redakteur Thorsten Wirtz zitiert: „Bürvenich war eine B-Station, wo der Strom dann auf die bekannten 220 Volt gebracht wurde.“ Während in Heimbach auch heute noch Energie per Wasserkraft erzeugt wird, werde das Bürvenicher Trafohäuschen seit mehr als 50 Jahren nicht mehr genutzt. „Wahrscheinlich ist es sogar deutlich länger außer Betrieb“, so Ortsvorsteher Jörg Körtgen.

Ganze 34 Tonnen am Haken. Das Trafohäuschen soll im Museum künftig regionale Technikgeschichte vermitteln. Foto: pp/Agentur ProfiPress
Ganze 34 Tonnen am Haken. Das Trafohäuschen soll im Museum künftig regionale Technikgeschichte vermitteln. Foto: pp/Agentur ProfiPress

Ausstattung fehlt noch

Bei ihm, wie auch bei vielen Anwohnern, hat laut Zeitungsartikel daher die Freude überwogen, dass das Gebäude nun ins Freilichtmuseum umzieht: „Wir haben schon vor rund zehn Jahren als Dorfgemeinschaft überlegt, ob und wie wir das Trafohäuschen nutzen könnten. Es wäre aber allein schon durch seinen Standort hinter dem Spritzenhaus nie so richtig zur Geltung gekommen.“

Nach dem gelungenen Transport ins Freilichtmuseum muss das Team nun noch die technische Ausstattung beschaffen. „Wir sind optimistisch, dass uns das rasch gelingt“, sagte Museumsdirektor Dr. Carsten Vorwig gegenüber Rundschau und Stadt-Anzeiger: „Einen Transformator aus den 1950-er Jahren haben wir schon gefunden. Aber vielleicht schaffen wir es sogar, den technischen Ur-Zustand von 1905 wieder herzustellen.“

Ein Termin für die offizielle Eröffnung des Trafohäuschens steht derweil noch nicht fest. „Alle Bürvenicher haben bis Ende Mai aber freien Eintritt ins Museum, um sich den neuen Standort schon einmal persönlich anzuschauen“, so Vorwig.

pp/Agentur ProfiPress