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„Er wollte trotz aller Differenzen im Frieden mit der Kirche sterben“

Ein von der Mechernicher Agentur ProfiPress im Auftrag des Ordo Communionis in Christo verbreiteter Nachruf von Generalsuperior Karl-Heinz Haus zum Tode von Hans Küng am 7. April 2021

Mechernich – Eine seltsame „Verbindung“ bestand zwischen der Mechernicher Gründerin der Communio in Christo, Mutter Marie Therese, und dem Theologieprofessor Hans Küng, einem der meistgelesenen und populärsten, aber auch umstrittensten Gottes- und Christuserklärer deutscher Zunge.

Seine Erklärung von Christus entfernte sich seit den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts nicht nur in großen Schritten von der Dogmatik der katholischen Kirche, sie war für Mutter Marie Therese auch schlichtweg falsch. Als Gegenentwurf zu Küngs Bestseller „Christ sein“ 1974 verstand sie ihr zeitgleich entstandenes Buch „Das Experiment meines Lebens – Die leidende Kirche“.

Generalsuperior Karl-Heinz Haus vor dem Bildnis Mutter Marie Thereses, der Gründerin des Ordo Communionis in Christo, in der Hauskapelle in Mechernich. Sie schrieb 1974 ihr Buch „Das Experiment meines Lebens – Die leidende Kirche“ als Gegenpol zu Hans Küngs „Christ sein“. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Mutter Marie Therese verachtete oder bekämpfte Küng keineswegs, wie sie auch dem traditionalistischen Ausleger Marcel Lefebvre als Mensch Respekt und Anerkennung zollte, aber beiden inhaltlich vehement widersprach. „Auch für Hans Küng und seine Heimkehr zur Lehre der Kirche betete Mutter Marie Therese auf Knien bis zu ihrem Tode am 11. April 1994“, so Pfarrer Karl-Heinz Haus, der Generalsuperior der Communio in Christo.

Er verfasste einen Tag nach Hans Küngs Tod am 7. April 2021 den folgenden Nachruf:

„Kaum einer kann sich vorstellen, dass es eine Beziehung gegeben hat zwischen dem Theologen Hans Küng und Mutter Marie Therese. Und doch gab es sie, und sie wurde deutlich bereits im Jahre 1975 in einem Gespräch von Mutter Marie Therese mit einem der Familie bekannten Priester, der seine Sorge aussprach über die Zukunft von Hans Küng. „Wie sehen Sie das, Mutter Marie Therese? Und wie wird das am Ende seines Lebens ausgehen?“

Die Antwort von Mutter Marie Therese war überraschend und zeigte, dass sie schon seit längerem mit dem Leben von Hans Küng befasst war. Wörtlich sagte sie, sie habe in den letzten Jahren auf den Knien gelegen und für ihn gebetet und wolle das auch weiterhin tun. Deshalb sei sie überzeugt, dass es vor seinem Tod zu einem guten Ende kommen werde.

Genau das hat Kardinal Kasper in seinem Nachruf auf den Tod von Hans Küng am 07.04.2021 in einem Interview mit dem „Osservatore Romano“ bestätigt: „Letzten Sommer habe ich den Papst angerufen“, so Kardinal Kapser, „und ihm gesagt, dass Küng dem Tode nahe sei und im Frieden mit der Kirche sterben wolle. Papst Franziskus bat mich, ihm „in der christlichen Gemeinschaft“ seine Grüße und Segenswünsche zu übermitteln.“

Kardinal Kasper weiter: „Er hat die Kirche nie verlassen und wollte auch nie aus ihr austreten. In der Tiefe seines Herzens war er katholisch. Ich kann Ihnen jedoch versichern, dass er an einer Versöhnung interessiert war. Er wollte trotz aller Differenzen im Frieden mit der Kirche sterben.“

Was waren die Differenzen? „Es waren inhaltliche Differenzen, die bis zu seinem Tod blieben. Er hat sie auch nicht widerrufen.“ In ihnen ging es vor allem um die Unfehlbarkeit der Päpste, um Jesus, den Sohn Gottes. Zum Bruch mit der Amtskirche kam es 1974, als Hans Küng unter dem Titel „Christ sein“ seine umfangreiche Christologie veröffentlichte, die im Grunde die überlieferte Christologie zur Diskussion, wenn nicht in Frage stellte.

Das ging, so Walter Kasper, „über die katholische Orthodoxie hinaus – und blieb deshalb nicht an eine auf der Lehre der Kirche basierenden Theologie gebunden…“ Küng „erfand“ seine eigene Theologie.“ Genau an dieser Schnittstelle fühlte sich Mutter Marie Therese aufgefordert, dem großen Theologen öffentlich und in allem Freimut zu widersprechen. Ebenso energisch, wie Mutter Marie Therese seinerzeit der ebenfalls populären Theologie von Uta Ranke-Heinemann widersprochen hat.

Ihr ging es um die Frage an Hans Küng, ob der Mensch Jesus irren konnte, wie er in seinem Buch „Christ sein“ behauptet hatte. Mutter Marie Therese erinnerte Küng in dem Zusammenhang an die Lehre der Kirche, die für ihn der verbindliche Maßstab sein müsse, wie er auch für Mutter Marie Therese zeitlebens immer der Maßstab blieb.

Die Frage war zentral. Die These, dass Jesus irre gehen konnte, bestimmt nämlich fortan Küngs Theologie. Ist die Verkündigung des Gottesreiches zu guter Letzt doch einfach eine Form spätjüdischer Apokalyptik? Ist Jesus nicht letztlich ein apokalyptischer Schwärmer?

Hans Küng war einer der populärsten Theologen deutscher Zunge, er starb am 7. April. Hier das Cover eines seiner letzten bei „Piper“ erschienenen Bücher. Foto. Verlag Piper

„Nun, man bräuchte nicht unbedingt dogmatische Hemmungen zu haben“, schreibt Küng, „dies gegebenenfalls zuzugeben: Irren ist menschlich, und wenn Jesus von Nazareth wahrhaft Mensch war, dann konnte er auch irren.“ Mutter Marie Therese widersprach energisch und blieb in der Lehre der Kirche, sich auf das Konzil von Chalcedon berufend, das die Einheit von Gottheit und Menschheit in Jesus Christus zum Lehrsatz erhob. (Vgl. Christsein, S. 208)

Zur gleichen Zeit, als Küng sein Buch „Christ sein“ zu Ende schrieb, entstand Mutter Marie Thereses drittes Buch als Antwort auf seine Thesen. Sein Titel lautete „Das Experiment meines Lebens – Die leidende Kirche“. Das Buch sollte ein Gegenpol zu Küng sein. In einer Betrachtung, der sie den Titel „Menschgewordenes Wort“ gegeben hat, schreibt sie darüber.

Sie beginnt diesen Text, den sie wie ihre übrigen Betrachtungen aus der mystischen Gotteserfahrung schöpfte, mit der Feststellung, dass die Heiligkeit Jesu in Christus keinen einzigen Fehler und keine einzige Sünde zuließ. (Experiment, S. 52)

Wenn wir über „Christus eine Aussage machen, können wir das nur über seine Person tun. Und doch niemals, ohne mit der anderen Natur konfrontiert zu werden, die Gott ist. Es wäre Irrsinn zu glauben, dass die göttliche Natur gekreuzigt wurde, ebenso sehr ist es irrsinnig zu glauben, dass seine Gottheit menschlich war. Als Sohn Gottes ist er ewig, unveränderlich, und die vollkommene Liebe. Als Mensch beendete er sein Leben am Holze des Kreuzes. Und doch bleiben die zwei Naturen bestehen: Gott und Mensch. Er war als Mensch so vollkommen, dass er überhaupt keine Neigung zum Bösen verspürte.“

Und weiter: „Wie kann man dann dem Menschen Jesus zumuten, sich irren zu können? Verleugnen wir damit nicht seine zweite Natur: seine Gottheit? Gehen wir nicht zu weit in der Beurteilung eines Gott-Menschen, der unendlich über den Menschen steht?“ (Experiment, S. 52) Mutter Marie Therese: „So, wie die Lupenreinheit den Wert des Diamanten bestimmt, so wird die Menschwerdung Jesu die unendliche Liebe Gottes und die absolute Heiligkeit Christi darstellen.“

Wenn Jesu Heiligkeit absolut ist, fehlen Grund und jede Berechtigung, diesem Menschen Jesus mögliches Irren zuzumuten: „Sein menschlicher Wille war vollkommen eins mit dem Willen Gottes.“ Es sei kein Widerspruch dem Willen des Vaters gegenüber, so Mutter Marie Therese: „Er lehnte diesen Willen auch nicht ab. Sein menschliches Vermögen wirkte auf normale Weise, so dass der Kreuzestod unvorstellbares Leid brachte. Seine Angst vor diesem Tod war die normale Angst bei der Vision des Leidens. Selbst sein Wille, obwohl zum absoluten Guten gerichtet, schreckte vor Leiden und Tod zurück.“

Jesus sei als Mensch „dem Rhythmus der Sehnsucht und des Verlangens unterworfen, auch wenn sein Wille folgsam war bis zum Tod am Kreuz.“ Mutter Marie Therese: „Sein Verhältnis zum Vater war als Mensch der völlige Gehorsam, um als Gott die vollkommene Ähnlichkeit mit dem Vater zu besitzen. Seine menschliche Natur erkennt das Gute vom Vater, dem er zum Gehorsam verpflichtet war.“

Uns, ihren Anhängern, schrieb Mutter Marie Therese gleichsam ins Gebetbuch: „Für uns ist sein Leben ein Hinweis, nur in dem Willen Gottes zu leben und zu handeln mit der Verpflichtung, in und aus Gott zu leben und zu arbeiten. Jesus hat uns das Beispiel der Demut und des Gehorsams gegeben. Gott hat in der Existenz des Menschen durch Jesus unseren Glauben an Gott gesichert.“

Und: „Wenn Gott sich selbst sofort bei seiner Geburt als Gott gezeigt hätte, hätten wir uns als Menschen nicht so leicht hineinleben können in die Realität der menschlichen Natur Jesu. Wir hätten die ehrfürchtige Sendung der Menschwerdung, an die fürstliche Liebe Gottes geknüpft, nicht verstehen können.“ (Experiment, S. 53)“

pp/Agentur ProfiPress