Bücher kommen nun frei Haus
Neuer Hol- und Bringdienst der GenoEifel in Kooperation mit acht Büchereien im Kreis Euskirchen – Idee stammt von Kaller Gemeindebibliotheksleiterin Michelle Wagner
Nordeifel/Kall – „Mein Opa hätte gesagt: Ideen muss man haben.“ Kalls Bürgermeister Hermann-Josef Esser zitierte bei der Eröffnung einer Pressekonferenz der Generationengenossenschaft GenoEifel nicht ohne Grund seinen Großvater. Besagte Idee stammt nämlich aus Kall: Die Gemeindebibliotheksleiterin Michelle Wagner hatte schon vor Corona überlegt, wie man Bücher zum Kunden und wieder zurückbekommt. Während der Corona-Zeit zeigte sich, dass dieser Gedanke richtig war, denn nicht nur mobilitätseingeschränkte Menschen blieben der Bibliothek aufgrund der Pandemie fern, obwohl ein Interesse am Lesestoff bestand.
Als Lösung dieses „Problems“ fiel Michelle Wagner unweigerlich die GenoEifel ein und sie suchte den Kontakt. Das ist nicht schwer: Die Bibliothek befindet sich im ersten Stock des Hauses der Begegnung in Kall, das GenoEifel-Büro im Erdgeschoss. Koordinatorin Corinne Rasky und ihr Team waren begeistert von der Idee, sprachen das in den Kommunen im Kreis Euskirchen an, die zur GenoEifel gehören – und prompt waren alle mit im Boot. „Das ist typisch für die GenoEifel“, freute sich Corinne Rasky.
Ab sofort bietet die Genossenschaft einen kostenlosen Bücher-Hol-und-Bringdienst an – und zwar für Mitglieder und Nicht-Mitglieder der GenoEifel. Die bei der Genossenschaft gemeldeten Helfer bringen die Bücher zurück in die acht teilnehmenden Bibliotheken und Büchereien. Gleichzeitig sollen die dortigen Mitarbeiter als besonderen Service dann auch wieder neuen Lesestoff mitgeben, der den Gewohnheiten und Interessen des Büchereikunden entspricht. „Die Mitarbeiter der Bibliotheken und Büchereien haben deshalb auch eine beratende Rolle“, so Rasky.
Das Angebot ist zunächst als kostenloser Dienst vorgesehen. 200 Stunden sind aus dem Hilfsfonds der GenoEifel finanziert. Dieser Pool wird bestückt durch Spenden, etwa von Unternehmen und Stiftungen, aber auch von den Helfern selbst, die auf ihre Aufwandsentschädigung von stündlich sechs Euro verzichten. „Wir wollen hier bewusst ein Schnupperangebot schaffen“, so Rasky. „Das ist eine total gute Idee, die nicht nur die GenoEifel, sondern auch die Büchereien bekannt macht“, ist sich Maria Kraft von der Gemeindebücherei Blankenheim sicher.
Zustimmung erhielten die „Vordenkerinnen“ Corinne Rasky und Michelle Wagner aus den Kommunen, denn die Büchereien dort machten allesamt ähnliche Erfahrungen. In Blankenheim habe ein Gemeindemitarbeiter bereits während der Corona-Zeit Bücher zu Kunden gebracht und wieder abgeholt. Die Kunden hatten sich die Titel im Vorfeld online oder per Telefon ausgesucht.
Büchereien machten ähnliche Erfahrungen
„Gerade ältere Kunden waren nicht mehr so häufig bei uns“, berichtete Judith Keuer von der Katholischen Öffentlichen Bücherei (KÖB) in Wolfert, die momentan wegen der Corona-Schutzverordnung nur fünf Leute gleichzeitig betreten dürfen. „Das schreckt viele ab.“ Aus diesem Grund wurde ein Online-Katalog erstellt, ausgesuchte Bücher werden dann von Nachbarn der älteren oder nicht mobilen Kunden abgeholt oder gebracht.
Auch in Bad Münstereifel seien besonders ältere Menschen der Werner-Biermann-Stadtbücherei ferngeblieben, weiß die städtische Mitarbeiterin Silke Stertenbrink. „Viele trauen sich momentan einfach nicht raus.“ Bücher würden nun aber gerne vorbestellt und abgeholt.
Es besteht also Bedarf nach dem Angebot eines Bücher-Hol-und-Bringdienst, wie ihn die GenoEifel jetzt anbietet. Doch für Corinne Rasky ist dieser Service weitaus mehr: „Unsere Helfer geben im Regelfall dann nicht einfach nur das Buch ab. Es geht auch um Kommunikation. Zwischen unseren Helfern und den Hilfesuchenden sind auch schon Freundschaften entstanden.“ Auch aus dem Bücherdienst könne mehr entstehen: ein Lesekreis etwa oder die Möglichkeit, dass Helfer aus einem Buch vorlesen.
400 Mitglieder hat die GenoEifel momentan, etwa 100 sind reine Fördermitglieder, darunter auch die Nordeifel-Kommunen innerhalb der Leader-Region Eifel. Die Zahl der momentan 140 Helfer würde die GenoEifel aber gerne aufstocken, weshalb Freiwillige sich gerne melden dürfen. „Es macht Spaß, in seinem Umfeld zu helfen“, weiß Corinne Rasky. Potenzielle Helfer können sich gerne unter 02441/888-61 bei der GenoEifel melden.
Folgende Bibliotheken und Büchereien nehmen an dem Bücher-Hol-und-Bringdienst teil: Werner-Biermann-Stadtbücherei Bad Münstereifel, Gemeindebücherei Blankenheim, KÖB Dahlem-Schmidtheim, KÖB Hellenthal-Wolfert, Gemeindebibliothek Kall, Stadtbücherei Mechernich, Gemeindebücherei Nettersheim sowie die Stadtbibliothek Schleiden.
Der Hilfsfonds der GenoEifel:
Wer diese und weitere gute Ideen in der Region unterstützen möchte, kann dies über eine Spende an den Hilfsfonds tun:
Ihre Spende an den Hilfsfonds der GenoEifel eG – die Generationengenossenschaft kommt zudem bedürftigen Menschen unserer Region zu Gute, die die GenoEifel-Angebote nutzen möchten.
Hilfsfonds der GenoEifel eG
IBAN: DE90 3706 9720 5006 7870 12
BIC: GENODED1SLE (VR-Bank Nordeifel eG)
Der Hilfsfonds ist gemeinnützig und kann Spendenquittungen ausstellen.
pp/Agentur ProfiPress