Hinkommen, aussuchen, mitnehmen!
In der Dreifachturnhalle stehen Spenden für alle Betroffenen perfekt sortiert bereit – Kleidung, Bettwäsche, Schuhe, Spielsachen, Haushalts- und Hygieneartikel
Mechernich – Die Dreifachturnhalle gleicht in diesen Tagen einem gut sortierten Kaufhaus. Spenden über Spenden sind inzwischen eingetroffen und stehen adrett und akkurat geordnet für die vom Hochwasser betroffenen Menschen bereit. „Einfach vorbeikommen, aussuchen, was man braucht und mitnehmen“, fordert Ordnungsamtschefin Silvia Jambor gerne auf und fügt hinzu: „Dafür steht es da!“
Helfer falten Hemden, stapeln Babynahrung, legen Handtücher zurecht. Spiele türmen sich übereinander, Kinderschuhe zu Bergen auf. Prall gefüllt reiht sich ein Tisch an den nächsten. „Die Hilfsbereitschaft war so wahnsinnig groß“, sagt auch Jambor angesichts all der Güter. Sogar im angrenzenden Oktogon liegt noch unsortierte Ware bereit und wartet darauf nach vorne beigeräumt zu werden.
Silvia Jambor betont: „Wer etwas braucht, ist immer herzlich willkommen. Natürlich können auch Betroffene aus Nachbarkommunen zu uns kommen. Wir sind froh, wenn wir helfen können und die Spenden bei den Menschen ankommen.“
Zur Auswahl steht in der Dreifachturnhalle einfach alles, was für den täglichen Bedarf benötigt wird: Kleidungsstücke für Kinder wie Erwachsene, Bettwäsche, Schuhe in allerlei Größen und Farben, Spielsachen & Kuscheltiere für die Kleinsten, Babynahrung und Windeln sowie Haushalts- und Hygieneartikel.
Täglich von 15 bis 20 Uhr bis Ende Sommerferien
Noch bis zum Ende der Sommerferien steht die Tür zur Dreifachturnhalle von 15 bis 20 Uhr für alle offen. „Und das täglich, auch am Wochenende“, betont Jambor. „Uns war wichtig, dass wir jeden erreichen können, auch die, die berufstätig sind und nur abends Zeit haben.“ Dafür werden extra Sonderschichten der ehrenamtlichen Helfer vom Roten Kreuz im Kreis Euskirchen und von Privat geschoben.
Sascha Sujkerland vom DRK-Ortsverein Mechernich ist stolz auf die Mannschaft vor Ort, die die Arbeit des Ordnungsamtes tatkräftig unterstützt. „Teilweise waren hier zehn ehrenamtliche Helfer zeitgleich im Einsatz für die gute Sache. Sie machen hier einen guten Job“, lobt er.
Wie auch das Ehepaar Agnes und Ralf Rissing. Sie kommen extra aus Bonn, um zu helfen. Nach der Katastrophe hatten sie im Internet gelesen, dass allerorts Hilfe benötigt wird. Sie selbst ist Rheumakrank, wie sie erzählt: „Ich kann keinen Matsch schippen, aber ich wollte trotzdem gerne helfen.“ So seien sie dann beide in Mechernich gelandet. „Ich lerne dann auch mal Damenkonfektionsgrößen kennen“, berichtet ihr Ehemann schmunzelnd und fügt hinzu: „Es ist kurzweilig, ein nettes und hilfsbereites Team und alles sehr angenehm.“
Die Stimmung vor Ort, aber auch, dass die Sachen vorsortiert sind, sei ganz wichtig, so Sascha Suijkerland „Wer geht schon gerne hin und sagt, ich brauche Hilfe. Die Menschen können sich hier zielgerichtet und schnell das raussuchen, was sie benötigen und müssen nicht lange in Kartons kramen“, so der Rotkreuzler, der für die Zukunft hofft: „Schön wäre, wenn den Leuten das Helfen weiter im Gedächtnis bleiben würde, und es nicht immer erst eine Katastrophe braucht, bis die Menschen merken, man muss füreinander da sein.“
Hoffnung spenden
Natürlich seien die Hilfsgüter bei all den Tragödien zunächst nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber letztlich ein Zeichen der Zusammengehörigkeit, des Mitfühlens und des Hoffnung-Spendens. Sascha Suijkerland weiter: „Wir hatten hier auch die glückliche Situation, dass wir sehr flexibel reagieren konnten, dadurch, dass die Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt Hand in Hand ging. Da hat man sich gegenseitig unterstützt und gestützt.“
Auch für I-Dötzchen gibt es Lösungen: Für vom Hochwasser betroffene Familien, die ein Schulkind zum beginnenden Schuljahr 2021/22 einschulen lassen, können sich wegen der Erstausstattung (zum Beispiel Schulranzen, Mäppchen, Turnbeutel, Schultüte) an Christine Klein vom Fachbereich Bildung und Soziales der Stadt Mechernich unter Telefon 02443/49-4313, wenden.
Silvia Jambor stellt fest: „Der Zulauf fängt jetzt erst richtig an. Erst jetzt kommen die Menschen aus den stark betroffenen Gebieten und Häusern raus. Bislang hatte für sie Priorität, die ersten Schäden zu beheben und überhaupt einen fahrbaren Untersatz zu organisieren.“
pp/Agentur ProfiPress