„Du hast es doch gewusst?!“
Kritische und politische Predigt Erik Pühringers zum Volkstrauertag richtet sich gegen politische Brandstifter, Kopf-in-den-Sand-Stecker und uns alle, die wir uns das Elend der Welt aus dem Fernsehsessel angucken
Mechernich – „Kritisch, politisch, pointiert“, versprach der Mechernicher Pfarrer Erik Pühringer, werde auch seine Volkstrauertagansprache 2020 ausfallen. Nachdem er im vergangenen Jahr seiner Trauer darüber zum Ausdruck gebracht hatte, dass es nicht gelungen sei, die Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) klein- und aus den Parlamenten rauszuhalten, setzte er in diesem Jahr noch einen drauf.
Zum einen freue er sich, dass die AfD bei der Kommunalwahl im September von allen Stadt- und Gemeinderäten einschließlich Kreistag in der Stadt Mechernich am schlechtesten abgeschnitten hätte. Zum anderen sei er aber entsetzt darüber, wie eine andere ebenfalls politisch äußerst schwache Gruppierung im Mechernicher Stadtrat mit der Parole „Für uns Heimat“ und wahrheitswidrigen Behauptungen und Kampagnen auf Wählerfang gegangen sei.
„Deren Bürgermeisterkandidat hat in dieser unsäglichen Bleikampagne Behauptungen ohne einen Funken Wahrheitsgehalt aufgestellt – obwohl er bei der Informationsveranstaltung gewesen ist und hätte wissen müssen, dass sie so nicht stimmen.“
„Du hast es doch gewusst“, so Pühringer in seiner Volkstrauertagpredigt, in der er auch seiner Trauer über den Missbrauchsskandal und den Umgang seiner kirchlichen Vorgesetzten damit zum Ausdruck brachte. „Ihr habt es doch gewusst?!“, fragte der frühere Eifeldekan: „Oder habt Ihr gemeint, Ihr könnt einfach so tun, als sei nichts geschehen?!“
„Was habt Ihr mit Euren Talenten gemacht?“
Pühringer beließ es aber in seiner aufwühlenden Predigt nicht bei Vorwürfen gegen andere: „Auch ich muss mich fragen, was hast Du getan? Du weißt doch, Du hast den Auftrag »Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst« Da kannst Du nicht einfach so tun, als ginge Dich das nichts an,,, So geht das nicht!“
Zum Schluss kam der Pfarrer von Mechernich auf seinen seit einem Jahr währenden Einsatz für Mittelmeerflüchtlinge zu sprechen: „Wir können uns nicht damit herausreden, wir hätten es nicht gewusst, dass da schon über 20.000 Menschen, Frauen und viele Kinder darunter, ertrunken sind…“ Das werde Gott uns nicht mehr abnehmen, wenn er Rechenschaft fordere eines Tages, was wir mit unseren von ihm verliehenen Talenten gemacht hätten.
„Das geht uns alle an! Wir haben es gewusst. Im Fernsehsessel zu sitzen und dem Elend in der Welt zuzuschauen, wird nicht reichen…“, so Pfarrer Erik Pühringer. Er forderte Engagement gegen Unrecht, Not und Weg-Gucken.
pp/Agentur ProfiPress