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Rheinlandtaler für den Naturpapst

Der Geobotaniker und Naturschützer Professor Wolfgang Schumacher aus Antweiler erhielt im Mechernicher Rathaus die renommierte Auszeichnung – Doktorvater von Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick

Mechernich – Wenn jemand geehrt wird, ist ein Festakt aufs Genaueste geplant. Offizielle singen Lobeshymnen auf die Person, die sich am Ende bedankt. So will es das Protokoll, so war es auch bei der Verleihung des Rheinlandtalers an Professor Wolfgang Schumacher aus Antweiler im Mechernicher Rathaus. Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, Anne Henk-Hollstein, Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, und Landrat Günter Rosenke sprachen viele nette und aufrichtige Worte, um das Wirken des Eifeler „Naturpapstes“ zu würdigen.

Im Beisein von Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick (l.) und Landrat Günter Rosenke (r.) überreichte Anne Henk-Hollstein den Rheinlandtaler an Prof. Dr. Wolfgang Schumacher. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Doch es war am Ende der spontane Auftritt von „Öko-Udo“ Zerfowski, der aufs Eindrücklichste zeigte: All das zuvor gesagte, all die Loblieder auf Wolfgang Schumacher, es stimmte alles. Schumacher hatte seine Dankesworte gerade beendet und wollte zum gemütlichen Teil des Abends überleiten, als er Zerfowski im Publikum entdeckte und ansprach. Und der ließ es sich nicht nehmen, von der ersten Begegnung zu berichten.

Vor Jahrzehnten habe er im oberen Oleftal geholfen, im Auftrag Schumachers junge Fichten teils mit bloßen Händen zu entfernen, damit dort wieder die Narzissen blühen können. „Für mich war das ein Frevel, Pflanzen auszureißen“, sagte Naturfan Zerfowski. Glauben schenken wollte er dem Geobotaniker Schumacher, heute 75 Jahre alt, schon gar nicht. „Der ist ja jetzt schon ein zerstreuter Professor“, habe er gedacht. Doch Schumacher habe recht behalten mit seiner angeblich gottgleich dargebrachten Aussage: „Sie werden sehen, hier wachsen Narzissen!“ Beim nächsten Besuch Zerfowskis im oberen Oleftal, etwa zwei Jahre nach dem Arbeitseinsatz, sei die komplette Fläche voll mit den gelben Blüten gewesen.

Hausherr Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick hieß zahlreiche Gäste, darunter die Familie, aber auch Weggefährten von Wolfgang Schumacher, im Mechernicher Rathaus zum Festakt willkommen. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Diese kurze Anekdote bestätigte die Worte der offiziellen Redner. Etwa, dass Schumacher ein „Menschenfänger“ sei, in dessen Gesellschaft man sich wohlfühle (Rosenke), jemand, der Naturschutz nicht von oben veranlasse, sondern gleichberechtigt mit allen Akteuren betreibe (Henk-Hollstein), „einer von uns“, und das nicht nur, weil er aus Antweiler stamme und dort lebe, sondern die Menschen und das Land hier schätze und keine Berührungsängste verspüre, gleich ob ihm ein „kleiner Mann“ oder ein Mächtiger gegenüberstehe. (Schick).

Spontan lieferte „Öko-Udo“ Zerfowski am Ende der Veranstaltung eine Anekdote über sein erstes Zusammentreffen mit Wolfgang Schumacher im Arbeitseinsatz im oberen Oleftal. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Eine ganz besondere Beziehung hat Bürgermeister Schick zu Schumacher, war letzterer doch dessen Doktorvater. „Sie waren damals Hausherr an der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Bonn, jetzt bin ich der Hausherr dieses Rathauses“, beschreibt Schick den Rollentausch.

Auch Anne Henk-Hollstein hat eine persönliche Beziehung zu Schumacher. Aufgewachsen in einem landwirtschaftlichen Betrieb zwischen Köln und Bonn, hat sie Schumacher kennengelernt, als es um wasserwirtschaftliche Maßnahmen gegen Wasserverschmutzung ging.

Kurzer Abstecher ins Ministerium

Dabei hat Henk-Hollstein festgestellt: „Naturschutz ist Ihre Leidenschaft“, beruflich und ehrenamtlich. Hauptamtlich sei Schumacher bis 2010 Professor für Geobotanik und Naturschutz an der Universität Bonn gewesen – mit einem kurzen Abstecher als Abteilungsleiter im NRW-Umweltministerium (1999-2002). „Das fanden Sie offenbar aber weniger beeindruckend als die Atmosphäre an einer Universität“, schloss Henk-Hollstein. Schumachers Tätigkeitsschwerpunkte waren die Flora des Rheinlandes, die Artenvielfalt und Biotope.

Anne Henk-Hollstein, Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, überreichte einen Blumenstrauß an Rita Schumacher, die Ehefrau des Geehrten. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Ehrenamtlich hat er ab 1970 die biologische Station in der Eifel mit aufgebaut, der Vertragsnaturschutz war ihm stets ein Anliegen, denn Naturschutz sei tief in seinem Herzen verankert. 1976 hat er Kanzlergattin Loki Schmidt überzeugt, Patin über die Narzissenwiesen zu werden. Darüber hinaus bekleidete Schumacher zahlreiche Vorstandsposten, etwa in der NRW-Stiftung oder in der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft. Und auch Ehrungen hat er einige erhalten, etwa das Bundesverdienstkreuz erster Klasse. Henk-Hollstein kommt zu dem Schluss: „Ihr Renommee spricht für sich.“

In einem Gästebuch konnten die Besucher ein paar nette Worte hinterlassen, so wie hier die ehemalige Staatssekretärin Marion Gierden-Jülich, deren Ehemann Urban-Josef Jülich, früherer Landtagsabgeordneter, Wolfgang Schumacher für den Rheinlandtaler vorgeschlagen hat. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

„Ich weiß, was der Kreis Euskirchen Ihnen zu verdanken hat“, fügte sich Landrat Günter Rosenke anschließend an. Die Mitarbeiter in der Kreisverwaltung hätten immer sehr gerne mit ihm zusammengearbeitet. „Ihr Wort hatte Gewicht. Wenn der Eifelpapst die Stimme erhob, spitzten die Eifeler und der Kreis die Ohren.“ Rosenke zitierte auch „Die Zeit“, die einst über Schumacher schrieb: „Er hat das geschafft, was Helmut Kohl versprochen hat: Blühende Landschaften.“ Schumacher habe einen erheblichen Anteil daran, dass Menschen gerne im Kreis Euskirchen leben.

Wolfgang Schumacher dankte für die Worte, „von denen die meisten wohl der Wahrheit entsprechen“, wie er lachend anmerkte, gab aber auch zu: „Man kann das alles nicht als Einzelner erreichen.“ Und so zählte er Stationen und Weggefährten seit seiner Zeit als Junglehrer 1969 in Marmagen auf.

Anne Henk-Hollstein überreichte den Rheinlandtaler und die dazu gehörige Anstecknadel an Wolfgang Schumacher. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Den Kritikern, den Panikmachern, gab er auch noch etwas mit auf den Weg: „Wenn man durch Sachkenntnis nicht belastet ist, kann man Vieles lösen. Aber so einfach ist die Welt nicht.“ In der NRW-Eifel gebe es keinen eklatanten Rückgang in der Pflanzen- und Tierwelt. Die Bilanz des Natur- und Umweltschutzes in Nordrhein-Westfalen sei besser als 1985. „Das Erleben von Natur bereichert uns auf eine Weise, auch wenn wir es nicht direkt erkennen.“

pp/Agentur ProfiPress