„Mir schenke net nur Blöömche“
Über 80 junge Christen waren bei der 72-Stunden-Aktion des BDKJ in Mechernich sozial aktiv – Kommunionkinder bastelten 88 Sets für Altenheimbewohner – Firmlinge „kötteten“ haltbare Lebensmittel für die Kunden der „Tafel“
Mechernich/Eifel – Eine der erfolgreichsten 72-Stunden-Aktionen überhaupt ist am Sonntag in der Aachener Bistumsregion Eifel zu Ende gegangen. Mit allein fünf Gruppen war die Gemeinschaft der Gemeinden St. Barbara Mechernich (GdG) beteiligt. Der Sonntagsgottesdienst mit Pfarrer Dr. Innocent Dim stand ganz im Zeichen der 72-Stunden-Aktion in Mechernich.
Die Kommunionkinder führten einen Rap auf, der rheinisch-deftig ins soziale Anliegen der 72-Stunden-Aktion einführte. Im Mittelpunkt des getanzten Sprechgesangs stand der einstige Lotti-Krekel-Hit „Mir schenken der Ahl e paar Blöömcher“, den die Gottesdienstbesucher teils mitsangen, teils rhythmisch klatschend begleiteten. Am Ende gab es heftigen Applaus.
Die Jungen und Mädchen hatten aber nicht nur einen Rap einstudiert, sondern unter Anleitung und Begleitung von Agnes Peters, Monika Lünebach, Simone Rodenbüsch, Conny Tholl und Susanne Schmitz 88 Tischsets für die Senioren des Kreuserstiftes gebastelt.
Und das in mehrfacher Hinsicht mit ihren eigenen Händen. Zum einen hatten die Kommunionkinder die Sets mit ihren eigenen Händen hergestellt, zum anderen aber auch bei der künstlerischen Gestaltung der Motive ihre Handabdrücke variationsreich zur Hilfe genommen. Da wurden Herzen und Baumkronen aus Händen gebildet. Oder eine kleine Elefantenherde auf Wanderschaft dargestellt, deren Beine und Rüssel sich bei näherem Hinsehen als Finger und deren Leiber sich als Handballen entpuppten.
Limo und Kekse als Dank
Die Alten im Kreuserstift und Claudia Kersebaum vom Sozialen Dienst sowie die Seelsorgerin Rita Pehl waren hellauf begeistert, als die gut zwei Dutzend Kommunionkinder und ihre Betreuerinnen noch am Sonntagnachmittag im Seniorenhaus an der Bahnstraße erschienen, um die Sets persönlich an die alten Menschen zu überreichen. Als Dank bekamen „Pänz“ und Betreuerinnen Kekse und Limonade serviert.
Ebenfalls noch am Sonntag und innerhalb der 72 Stunden, die der Hilfsaktion ihren Namen gab, übergaben die knapp 30 Firmlinge der GdG St. Barbara die an den Vortagen vor dem REWE-Markt Marienau gesammelten Lebensmittel an Wolfgang Weilerswist von der Mechernicher „Tafel“.
Die im Dezember 2018 gefirmten jungen und jungen erwachsenen Christen hatten ihrerseits Lebensmittel zur „Tafel“ gebracht und dabei von den Mitarbeiterinnen der Lebensmittelausgabe an Bedürftige erfahren, dass man zwar viele frische Nahrungsmittel von Geschäften und Supermärkten unentgeltlich bekomme, deren Haltbarkeitsdatum sich nähert. Aber lange haltbare und Dauerwaren seien eher selten unter den gaben an die „Tafel“.
Deshalb entschloss sich der aktuelle Firmjahrgang 2019, bei der 72-Stunden-Aktion Einkaufende bei REWE zu bitten, doch das eine oder andere haltbare Produkt mehr zu kaufen und für die rund 1000 Bedürftigen in Mechernich abzugeben, die von der „Tafel“ gegen kleines Entgelt mitversorgt werden.
Lob und „blöde Bemerkungen“
Die jungen fast erwachsenen Christen sammelten am Freitag bis in den Abend hinein und auch den ganzen Samstag viele Konserven, Trockennahrungsmittel wie Reis, Erbsen, Mehl, Zucker und Nudeln, Marmeladen und Saucen, Kaffee und Schokolade. Sieben der zwei Dutzend Firmlinge berichteten im Sonntagsgottesdienst von ihren Erfahrungen beim „Kötten für andere“, so Diakon Manfred Lang, der die gemeinsame Predigt moderierte.
Das Gefühl, etwas ausgesprochen Gutes im christlichen Sinne zu tun, kam darin zur Sprache, aber auch das Fertigwerden mit Ablehnung und „blöden Bemerkungen“. Dass Betteln Überwindung kostet, selbst dann, wenn man es für andere macht, war eine wichtige Erfahrung. Aber auch die eigene Freude an der Begeisterungsfähigkeit von Kunden, die sich die Ansprache der jungen Christen sehr zu Herzen nahmen und überreichlich schenkten.
Insgesamt machten die Jugendlichen die Feststellung, dass man gemeinsam alle Schwierigkeiten, auch Scheu und Scham, überwinden und zusammen für Dritte etwas auf die Beine stellen kann.
Andere Gruppen in Mechernich waren zum Teil schon in der Vorwoche aktiv geworden (wir berichteten), zum Beispiel hatte ein Dutzend junger Christen den Jugendbus der Aachener Bistumsregion im wahrsten Sinne des Wortes „aufgemöbelt“. Das gesamte Interieur wurde ausgeräumt, gesäubert, neu angestrichen und wieder installiert.
Mit dem von Nadine Hoß‘ Gruppe restaurierten Gefährt tauchten am Freitagspätnachmittag unter anderem die Jugendbeauftragte Rebekka Narres, Jugendpfarrer Hardy Hawinkels, die BDKJ-Koordinatoren Heike Klinkhammer und Karsten Hilgers sowie die Sacro-Popband „Spirit“ am Mechernicher REWE-Marienau-Markt auf. Da bekamen die Lebensmittel sammelnden Firmlinge und alle Einkäufer ein ansprechendes geistliches Musikprogramm geboten.
Geocach zu 13 Pfarrkirchen
Und die 72 Stunden-Aktion der jungen Mechernicher Kirche erfuhr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit, wie auch im Sonntagsgottesdienst, in dem die Kinder und Jugendlichen den erwachsenen Gemeindemitgliedern empfahlen, ihr Christsein zumindest hin und wieder in konkretes Handeln einfließen zu lassen.
Bei der 72-Stunden-Aktion mitgemacht haben auch die neue Jugendgruppe der GdG St. Barbara und die Klientel der Kleinen Offenen Tür im Vereinshaus im Sande. Erstere legten Geocache-Punkte in den 13 Pfarrkirchen der Gemeinschaft der Gemeinden Mechernich an. Letztere jäteten Unkraut rund um die neue Kleine Offene Tür (K.O.T.) und möbelten die Außenanlagen des Jugendzentrums auf.
pp/Agentur ProfiPress