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Noch sieben Jahre Müllstrom

Von ursprünglich sechs Gasmotoren laufen im Abfallwirtschaftszentrum des Kreises bei Kalenberg noch zwei – Kreis will 2,8 Millionen investieren, um die Gasentstehung möglicherweise bis 2030 anzukurbeln 

Mechernich-Strempt – 1981 bis 2005 war die Mülldeponie im ehemaligen Bleierztagebau „Virginia“ zwischen Strempt und Kalenberg Müllabkipp- und Lagerstätte für den Regierungsbezirk Köln und Teile von Rheinland-Pfalz. Da die Millionen Kubikmeter verrottender Gesellschaftsabfall Gase freisetzen, errichtete die Kreisverwaltung Ende der achtziger, Anfang der neunziger Jahre neben einer Sickerwasserkläranlage auch ein Gasmotorenkraftwerk an der Deponiezufahrt.

Gas und Strom seien zwar nach der Stilllegung 2005 weniger geworden, schreibt Tom Steinicke dieser Tage in den im Stadtgebiet Mechernich erscheinenden Kölner Tageszeitungen. Aber zwei der ursprünglich sechs Gasturbinen laufen noch und dürften mindestens weitere sieben Jahre an der Umspannstation Wallenthaler Höhe Müllstrom ins Netz der e-regio einspeisen.

500 Kubikmeter pro Stunde

Durch eine jetzt geplante Ertüchtigung könnte sich die Stromerzeugung sogar bis ins Jahr 2030 ausdehnen lassen. Entsprechend geringer fielen die Emissionen für die Nachwelt aus. Zurzeit werden 500 Kubikmeter Deponiegas pro Stunde zu Strom verbrannt, 2017 waren es noch 650, in den Anfangszeiten 1500 Kubikmeter pro Stunde, so Guido Schmitz, Abteilungsleiter Tiefbau und Abfall beim Kreis Euskirchen.

Noch bis 2030 soll ausreichend Deponiegas ausströmen, um elektrische Energie für die Gebäude des Kreises daraus zu gewinnen. Luftbild: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Noch bis 2030 soll ausreichend Deponiegas ausströmen, um elektrische Energie für die Gebäude des Kreises daraus zu gewinnen. Luftbild: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Die zwei verbliebenen Motoren könnten sämtliche Liegenschaften der Kreisverwaltung mit grünem Strom versorgen, schreibt Steinicke. Bei einer weiteren Reduzierung auf nur noch einen Motor würde allerdings nur noch das Abfallwirtschaftszentrum selbst mit eigenem Strom versorgt.

Ziel ist es, den unter der Erdoberfläche nicht wirklich ruhenden Müllberg der Nachwelt möglichst emissionsarm zu übergeben, also quasi „umweltverträglich“, schreibt der Autor in der „Kölnischen Rundschau“ und im „Kölner Stadt-Anzeiger“.

In älteren Bereichen der Deponie nehme die Gasproduktion bereits so weit ab, dass an eine Verwertung des Deponiegases nicht mehr zu denken sei. Andererseits wiesen die chemisch-biologischen Prozesse im Deponiekörper aber darauf hin, dass noch in mehreren Jahrzehnten mit nennenswerten Emissionen gerechnet werden müsse.

Zurzeit werden in diesem Gasmotorenkraftwerk in Mechernich 500 Kubikmeter Deponiegas pro Stunde zu Strom verbrannt, 2017 waren es noch 650, in den Anfangszeiten 1500 Kubikmeter pro Stunde. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Zurzeit werden in diesem Gasmotorenkraftwerk in Mechernich 500 Kubikmeter Deponiegas pro Stunde zu Strom verbrannt, 2017 waren es noch 650, in den Anfangszeiten 1500 Kubikmeter pro Stunde. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Um auch in Zukunft möglichst viel Gas zu gewinnen und die Emissionen der Deponie zu reduzieren, investiert der Kreis nach eigenen Angaben etwa 2,8 Millionen Euro. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz übernimmt 2,16 Millionen Euro. Geplant sind unter anderem 20 neue Gasbrunnen und 40 Temperaturmessfühler. Zudem müssen Leitungen neu verlegt werden. Daraus ergibt sich, dass auch neue Gassammelstellen geschaffen werden.

Abfackeln oder anregen

Optisch auffallen dürften vor allem zwei mobile Gasverdichterstationen und Abluftanlagen, die in Containerbauweise auf dem Areal des Abfallwirtschaftszentrums installiert werden sollen. „Wir sind verpflichtet, den Standort in die Nachsorge zu überführen“ wird Guido Schmitz wörtlich zitiert: „Das heißt, dass keine schädlichen Emissionen mehr in die Umwelt gelangen.“

Wo nur noch Schwachgas aus dem Deponiekörper tritt, soll dieses abfackelt werden – oder mit Sauerstoff angereichert, um die Gasentstehung wie in einem Komposthaufen wieder anzufachen. Schmitz: „Diese Gase werden dann wieder abgesaugt und verbrannt. Die Wärme nutzen wir dann für unser Fernwärmenetz.“ Schmitz geht davon aus, dass bis etwa 2030 noch Strom aus der Deponie gewonnen werden kann. Sobald der Kreistag grünes Licht für die Baumaßnahme gegeben hat, sollen die damit verbundenen Arbeiten und Lieferungen ausgeschrieben werden.

pp/Agentur ProfiPress