Ideen für eine attraktive Innenstadt
Bürger, Bürgerinnen und Gewerbetreibende waren zur Planungswerkstatt eingeladen – In vier Workshops wurde angeregt und freimütig über die neue Mitte Mechernichs diskutiert – Weiter geht es im Integrierten Handlungskonzept mit einem Bürgerforum am 28. April, 18.30 Uhr, im Rathaus
Mechernich – Die Stadt müsse im Kernort grüner werden, vor allem aber deutlich mehr an Aufenthaltsqualität gewinnen, lautet zusammengefasst das Ergebnis. Doch das ist nicht alles. Die Planungswerkstatt beschäftigte sich eingehend und detailliert mit der Frage: Wie kann Mechernichs Zentrum attraktiver werden? Bürgerinnen und Bürger sowie Gewerbetreibende brachten ihre Ideen und Vorschläge ein.
Die Stadtverwaltung, allen voran Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, hatte zu der Runde ins Rathaus eingeladen. Der erste Bürger der Stadt begrüßte die Gäste. „Dass es Optimierungspotenzial gibt, da sind wir sicherlich alle einer Meinung“, erklärte Schick. Bei allem Wünschen müsse man jedoch die Größe der vergleichsweise kleinen Kommune im Blick behalten. Und sicherlich gleichzeitig ebenso den Spagat zwischen angenehmer Wohn- und Verweilqualität sowie guten Einkaufsmöglichkeiten bewältigen.
„Eine Innenstadt ohne lebendigen Einzelhandel ist tot. In einer ländlich geprägten Kommune wie Mechernich ist und bleibt das Auto für den Einkauf auch in Zukunft unverzichtbar“, so Schick. Um den Einzelhandel zu erhalten und weiter auszubauen, sei es daher zwingend erforderlich, auch weiterhin genügend Parkplätze und eine gute Erreichbarkeit der Geschäfte zu gewährleisten. Die Stadt wolle, um Maßnahmen umsetzen zu können, auch Fördermittel an Land ziehen.
„Ich möchte mit dem Fahrrad in die Stadt kommen können“, „ein Bücherschrank wäre wertvoll“, „Fußgängerzonen gestalten“ und „mehr Cafés mit Außengastronomie“ wurde in die Runde geworfen. Junge Familien, Geschäftsleute, in Mechernich geboren und aufgewachsene Bürger, Jung und Alt, wie auch „Zugezogene“ brachten sich engagiert und konstruktiv ein. In gut drei Stunden, vier Workshops und auf Karteikarten hielten die Teilnehmer schriftlich fest, was sie sich für die Innenstadt wünschen würden.
„Ist“ unter die Lupe genommen
Die Experten von der Aachener Planungsgruppe MWM hatten in den vergangenen Wochen parallel die Kernstadt unter die Lupe genommen, sogar von der Luft aus und dabei Stärken und Schwächen für alle Beteiligten dokumentiert. Dessen Planer Mehmet Çelik erläuterte die Vorgehensweise: „Wir haben jetzt einen Ist-Zustand und überlegen uns einen Soll-Zustand, also wie soll Mechernich in Zukunft aussehen. Im nächsten Schritt müssen wir dann den Weg zu überlegen, wie kommen wir dahin.“
Als Stärken der Stadt wurde vom Planer aufgezählt: eine gute Nahversorgung, viele attraktive kostenlose Parkplätze, stadtnahes Wohnen und zentrale medizinische Einrichtungen. Ebenso schnell wurde aber auch klar, dass die Aufenthaltsqualität in Mechernichs Mitte bisher deutlich zu wünschen übriglässt.
Flaniermeile mit Lieferverkehr
Um Gestaltungsdefizite deutlich zu machen zog Çelik drei Beispiele heran und zoomte im gezeigten Luftbild des Areals zuerst auf den Bleibergplatz zwischen Rewe-Markt und „Takko“. Er stellte fest: „Hier hat man eine Flaniermeile, wo man eigentlich flanieren sollte, aber genauso der Lieferverkehr durchfährt.“
Weiter lenkte der Planer den Fokus auf den Marktplatz, rund um den Brunnen, der seiner Funktion als gemütlicher und schöner Verweilplatz überhaupt nicht gerecht werde. Der Marktplatz sei ausgesprochen „kühl“, weil „alle Gebäudeseiten die Fensterseiten zugeklebt“ sind, überall sei viel „parkendes Blech“. Er stellte fest: „Sehr problematisch sind aber auch die vielen Hinterhof-Flächen, in die man schaut.“ Der Gartenplatz hingegen funktioniere zwar als Parkplatz recht gut, dennoch könne dort die Gestaltung durchaus verbessert werden.
Betrachte man dazu die diversen Bodentexturen im Zentrum, finde man kein einheitliches Bild, sondern stattdessen ein „Sammelsurium“, so Çelik. Pflaster, Asphalt, Flickenteppiche und nicht zuletzt viele Stufen – das sei gerade im Sinne der Barrierefreiheit durchaus problematisch.
Auch der Verkehr – ruhend wie fahrend – werde in die Überlegungen mit einbezogen. Als bedeutenden Knotenpunkt bezeichnete Çelik den Bahnübergang an der Ecke Bahnstraße/Weierstraße. Wenn die Schranken unten sind, staue es sich bis in die Bahnstraße hinein. „Es wird teilweise, je nachdem wie viel Verkehr ist, dort ein bisschen unübersichtlich.“
Zurzeit werde an einer Parkraumerhebung gearbeitet. „Um genau zu sehen, in welchen Bereichen wird wie lange von wem geparkt“, begründete Çelik. Die vier öffentlichen Parkplätze, die kostenfrei genutzt werden können, am Rathaus, Bleibergplatz, Gartenstraße und Nyonsplatz, bieten allein rund 430 Stellplätze insgesamt. Mit privaten oder straßenbegleitenden Parkplätzen komme man auf stattliche 900 Stellplätze im Kernort.
In die Ausarbeitung und Überlegungen waren auch die Ergebnisse aus dem Infostand auf dem Markt im November eingeflossen, bei dem die Stadtverwaltung das Bürgerbeteiligungsverfahren offiziell eröffnet hatte – mit Erfolg: Bei solchen Beteiligungsprozessen seien die Menschen eigentlich immer geneigt, sehr viel Negatives aufzuzählen, berichtete Çelik: „In Mechernich war es tatsächlich das erste Mal, dass überwiegend Ideen genannt wurden.“
Im Planungsprozess weiter geht es mit einem Bürgerforum am Dienstag, 28. April, 18.30 Uhr, im Rathaus.
pp/Agentur ProfiPress