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Hygienemittel richtig verwenden

Brigitte Kunde vom Kreis-Gesundheitsamt gibt Tipps und Empfehlungen zum richtigen Umgang mit Desinfektionsmitteln

Kreis Euskirchen – Die Corona-Pandemie hat auch den Absatz von Desinfektionsmitteln rasant in die Höhe schnellen lassen. Neben den vielen öffentlichen Desinfektionsspendern in Geschäften oder Verwaltungen gehören die kleinen Plastikfläschchen mittlerweile für viele zum Alltag wie der Mund-Nasen-Schutz. Doch welches der vielen auf dem Markt befindlichen Mittel schützt sicher vor Corona? Wie wendet man die Mittel richtig an? Können die Mittel auch der Haut schaden? Brigitte Kunde vom Gesundheitsamt des Kreises Euskirchen weiß die Antworten.

„Zur Bekämpfung der Corona-Viren wird im Einzelhandel eine Vielzahl von Desinfektionsmitteln angeboten“, weiß die Expertin, die im Gesundheitsamt für Gefahrstoffüberwachung zuständig ist. „Grundsätzlich muss man zwischen Hand- und Flächendesinfektion unterscheiden“, erklärt sie. Wenn es um die Reinigung von Oberflächen gehe, dann sei es am wichtigsten, die betroffenen Bereiche gründlich mit den üblichen Reinigungsmitteln zu säubern. Eine routinemäßige Flächendesinfektion ist aber laut Robert Koch-Institut nur in Krankenhäusern, Laboren und Lebensmittelbetrieben erforderlich – nicht im normalen Haushalt. Ausnahme ist das häusliche Umfeld von Menschen, die an Covid-19 erkrankt sind, sowie von Patienten, die ein besonders hohes Ansteckungsrisiko haben (Immunschwäche, Krankheit, Chemotherapie).

Brigitte Kunde vom Gesundheitsamt des Kreises Euskirchen weiß, worauf man bei Desinfektionsmitteln achten muss. Foto: W. Andres/Kreis Euskirchen/pp/Agentur ProfiPress

„Was die Handhygiene betrifft, sind wir alle gefordert“, sagt Brigitte Kunde. Natürlich reiche auch gründliches und regelmäßiges Händewaschen mit Seife, aber unterwegs sei der Griff zu einem Desinfektionsmittel durchaus praktisch und sinnvoll. Zur Desinfektion von intakter Haut eignen sich Alkohole wie Ethanol (Spiritus oder Weingeist) und Isopropanol. Deren Mischungsverhältnis entscheidet, wie ein Mittel wirkt. „Bitte nicht in wunde Stellen der Haut streichen, das führt zu Hautirritationen und starkem Brennen“, so Kunde.

Gegen das Coronavirus, das zur Gruppe der sogenannten behüllten Viren gehört, lassen sich Mittel einsetzen, die als „begrenzt viruzid“ oder „viruzid“ bezeichnet werden. Während Erstere üblicherweise nur behüllte Viren beseitigen, töten Zweitere sowohl behüllte als auch unbehüllte Viren ab. „Achtung“, sagt Brigitte Kunde: „Beliebte Hygiene-Handgele, auf denen »antibakteriell« oder »bakterizid« zu lesen ist, wirken nur gegen Bakterien und nicht gegen Viren!“

Die richtige Menge

Damit man eine ausreichende Menge nimmt, empfiehlt sie die eigene Hand als Maß: Die Kuhle der hohlen Hand sollte vollständig mit Lösung gefüllt sein. Nun sollte dieses Gel mindestens 30 Sekunden lang verrieben werden. Dabei sind die Fingerzwischenräume, der Daumen, die Fingerkuppen und die Handgelenke nicht zu vergessen.

Die Fachfrau des Gesundheitsamtes rät generell, die Finger von Desinfektionsmitteln zu lassen, deren Etikette nicht in deutscher Sprache verfasst sind. Außerdem sollten die Mittel nicht in Kinderhände geraten, dicht verschlossen werden und vor Hitze und offenen Flammen geschützt werden. „Sie dürfen auch nicht eingeatmet werden, denn Augenreizungen bis hin zur Benommenheit können die Folge sein.“

Und was ist mit Mitteln, die laut Werbung sowohl für die Hände- als auch für die Flächendesinfektion geeignet sein sollen? „Finger weg“, rät die Expertin. „Diese Mittel können kritische Substanzen enthalten, die in höheren Konzentrationen nach der Gefahrstoffverordnung als gesundheitsgefährdend und hautreizend eingestuft sind.“ Aufpassen sollte man auch bei Sprühpräparaten: Wenn man die Aerosole aus Versehen einatmet, dann können die Schleimhäute gereizt werden.

Große Unsicherheit in Sachen Desinfektionsmittel stellt Brigitte Kunde mitunter auch im Einzelhandel fest. In diesen Fällen rät sie den Händlern, vom Hersteller des Produkts ein Sicherheitsdatenblatt (SDB) anzufordern, das genaue Auskunft gibt, wie etwa das Produkt gekennzeichnet werden muss. Aufgrund der Vielzahl von falsch gekennzeichneten Waren wird die Gefahrstoffexpertin in Zukunft vermehrt auf die Einhaltung der Vorschriften achten und sie auch regelmäßig kontrollieren.

Christian Ramolla, der Leiter des Gesundheitsamtes, fasst abschließend die zentrale Botschaft zum Schutz vor Corona kurz und bündig zusammen: „AHA – das steht für Abstand wahren, Hygiene beachten und Alltagsmasken benutzen. Wenn wir das alle beachten, machen wir dem Corona-Virus das Leben so richtig schwer.“

pp/Agentur ProfiPress