Hochwald-Wasser für Börde-Bauern?
Mechernicher Molkerei kann für Beregnung trockener Böden rund 2,5 Millionen Liter gereinigte Abwässer täglich zur Verfügung stellen – Kreisverwaltung organisiert Info-Veranstaltung für Landwirte – Mechernicher Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick begrüßt das Engagement von „Hochwald“ in der Region und für die Bauern
Mechernich/Zülpich – Für die künstliche Beregnung von Feldern hat Thorsten Oberschmidt, der Geschäftsführer der Hochland Foods GmbH, den Landwirten in der trockenen Zülpicher Börde 2,5 Millionen Liter gereinigtes Molkereiabwasser täglich angeboten.
Das Abwasser in Trinkwasserqualität kommt aus der noch im Bau befindlichen Großmolkerei im Gewerbegebiet Obergartzem III der Stadt Mechernich. Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, selbst Landwirt und promovierter Agraringenieur, begrüßt das Angebot der Mechernicher Großmolkerei schon allein aus ökologischen Gründen: „Das reduziert die Entnahme von Grundwasser in der Börde, um dessen Pegelstand es ohnehin nicht gut bestellt ist.“
Außerdem sieht es der Verwaltungschef nicht ungern, wenn Unternehmen aus der Stadt Mechernich gesamtwirtschaftliche und gesamtgesellschaftliche Verantwortung erkennen lassen. So wurde am Rande der zurzeit laufenden Spielplatzsanierungen in der Stadt auch schon erwogen, von Bleibelastung freien Aushub ebenfalls von der Hochwald-Baustelle in Obergartzem III zu beziehen.
Sondierung bei den Bauern
Die Kreisverwaltung Euskirchen plant aufgrund des Hochwald-Angebots jetzt erstmal eine Information der Landwirte, die davon partizipieren könnten. Achim Blindert, der zuständige Geschäftsbereichsleiter, gab dazu nach dem ersten Sondierungsgesprächen mit den Landwirten eine Pressemitteilung heraus.
Darin heißt es unter anderem: „Mit 1700 Sonnenstunden ist Zülpich ganz weit vorne in ganz Deutschland. Die fruchtbaren Böden machen die Bördelandschaft zu einem äußerst ertragreichen Anbaugebiet für die Landwirtschaft. Allerdings ist die im Lee der Nordeifel liegende Region auch sehr niederschlagsarm.“
Aufgrund des Klimawandels und der heißen und trockenen Sommer habe sich die jährliche Regenmenge noch verringert. Blindert: „Die Landwirte sehen diese Entwicklung mit großer Sorge, da die Bewässerung der riesigen Felder zunehmend schwieriger wird.“
Für den Kreis sei gezieltes Wassermanagement unter Einbindung aller Akteure das Ziel. Und zwar frühzeitig. Es soll eine Strategie erarbeitet werden, um den regionalen Anbau von Lebensmitteln zu sichern. Die Konkurrenz um die Trinkwassernutzung werde in Zukunft eher noch zunehmen, so Achim Blindert.
Die Grundwassermenge in der südlichen Rur-Scholle sei natürlich begrenzt. Der Erftverband berate die Bauern wo und wie Brunnen für die Bewässerung gebaut werden könnten. Bei einer Infoveranstaltung des Kreises informierte die Landwirtschaftskammer über Fördermöglichkeiten für Bewässerungsnetze. Voraussetzung sei der Zusammenschluss der Landwirte zu einem Wasser-/ Beregnungsverband.
Hochwald fühlt sich verpflichtet
Und der könne einen Teil der benötigten Wassermenge von „Hochwald“ in Obergartzem beziehen. Geschäftsführer Thorsten Oberschmidt erklärte die grundsätzliche Bereitschaft der Mechernicher Großmolkerei zu helfen. Nach der Inbetriebnahme des Werks stehe eine gereinigte Abwassermenge von bis zu 2500 m³ pro Tag zur Verfügung, die zur Bewässerung der landwirtschaftlichen Flächen dienen könnte.
Oberschmidt betonte, dass Hochwald sich als eine landwirtschaftliche Genossenschaft der Landwirtschaft verpflichtet und verbunden fühle und die regionale Wertschöpfung sichern möchte. Das natürliche Wasserangebot könnte somit durch das gereinigte Abwasser der Molkerei ergänzt werden, denn der öffentlichen Trinkwasserversorgung sei grundsätzlich Vorrang vor anderen Nutzungen einzuräumen. In dieser Hinsicht könnte der Kreis Euskirchen eine Vorreiterrolle einnehmen und die regionalen Wertschöpfungsketten durch die Etablierung einer Kreislaufwirtschaft stärken.
Der Kreis will weiter über die Möglichkeiten einer Verbandsgründung informieren. Dazu Achim Blindert: „Eine Kooperation der Betriebe kann zu einer nachhaltigen Verteilung des Wasserangebotes führen und somit die Existenz der Betriebe auch in möglicherweise folgenden Dürrejahren sichern.“
pp/Agentur ProfiPress